Verdammt (German Edition)
anzurufen.«
»Womit denn anrufen?« Chad hob die Arme und drehte sich um die eigene Achse. »Tast mich ab, Kat. Ich habe kein Telefon.«
»Weil du es versteckt hast, sobald du mich gehört hast. Katiana, weißt du, er ist kein Vampir. Überleg mal, wie er auf dich reagiert hat. Und er hat keinerlei Interesse an dem Buch gezeigt. Er hat nicht das geringste Interesse daran gezeigt, wie dein Leben aussieht oder was du durchmachst. Das ist nicht die Reaktion von jemandem, der damit rechnet, selbst ein Vampir zu werden.«
»Vielleicht weil ich Angst davor habe, okay?«, widersprach Chad. »Darf ich das zugeben? Oder muss ich mich komplett logisch verhalten, so wie du? Für mich beweist das, dass du keiner bist. Du übertreibst es, indem du uns einhämmerst, dass du damit im Einklang leben würdest.«
»Er ist ein Spitzel, Katiana. Er hat als Erster nach der …«
»Was ganz schön dämlich wäre, wenn ich mit drinstecken würde. Der klügere Schachzug wäre gewesen, erst als Zweiter zuzugreifen, um den Verdacht von mir abzulenken.
Und wer sagt denn, dass es überhaupt einen Spitzel gibt? Wo kommt die Idee denn her? Was für einen Grund könnten die Kopfgeldjäger haben, um …«
»Zuerst einmal als Vorsichtsmaßnahme gegen genau dieses Szenario – falls wir entkommen. Wenn einer von ihnen bei uns ist, können sie sicher sein, dass wir nicht weit kommen. Wer war es denn, der nicht wollte, dass wir ein vorbeifahrendes Auto anhalten?«
»Aber ich habe nicht vorgeschlagen, dass wir uns trennen …«
»Zweitens wissen sie nicht, wo die anderen Versuchsobjekte sind. Sie glauben aber, wir wüssten es. Du bist auffallend neugierig in Bezug auf diese anderen Versuchskaninchen gewesen, Chad. Wir müssen sie finden. Unbedingt. Wissen wir eigentlich, wo sie sind?«
»Es reicht«, sagte ich. »Neil hat mich davon überzeugt, dass es einen Spitzel gibt. Klingt logisch. Die Frage ist nur, wer?« Ich trat vor und richtete die Waffe auf Chad. »Es gibt nur eine Möglichkeit, um herauszufinden, ob du ein Vampir bist, nicht wahr?«
»Hey!« Chad ruderte zurück. »Vampir oder nicht, das würde ich nicht wollen. Komm schon, es liegt doch auf der Hand, dass er es ist. Er ist doch derjenige, der vorgeschlagen hat, sich aufzuteilen.«
Ich richtete die Waffe auf Neil. Er wurde bleich. Schweiß rann ihm über die Schläfen.
»Na gut«, sagte er. »Ich würde es zwar lieber vermeiden, aber wenn es sein muss, dann nur zu. Ich bitte nur darum, dass ich mich umdrehen darf und du auf meine Schädelbasis zielst. So tötet man jemanden am schnellsten.«
»Wie gestört muss man sein, um so was zu wissen?«,
sagte Chad. »Klar, lass ihn sich umdrehen, damit er so schnell davonrennen kann, wie seine dürren Haxen ihn tragen.«
Neil drehte sich um. Seine Halsschlagader pulsierte heftig, da sein Herz vermutlich raste. Doch er zitterte nicht. Er stand nur da und wartete. Dazu brauchte es Mut. Unglaublichen Mut.
Ich richtete die Waffe wieder auf Chad. Er stürzte auf mich zu. Ich hätte auf ihn schießen können, doch ich tat es nicht, nicht, solange ich noch andere Optionen hatte. Als er nun auf mich zuhielt, ließ ich die Waffe fallen, packte ihn am Handgelenk und warf ihn zu Boden.
Ehe ich ihn fixieren konnte, warf er sich herum und hieb mir mit dem Ellbogen so fest ans Kinn, dass ich umfiel. Ich brauchte einen Moment, um mich wieder zu fassen. Dabei hörte ich ein Schnauben und einen dumpfen Schlag hinter mir, und als ich mich umwandte, hatte Chad die Pistole – und Neil, den er wie einen Schild vor sich hielt, einen Arm um seinen Hals geschlungen und den Lauf der Pistole an seine Schläfe gepresst. Neils Brille war weg, im Handgemenge verschwunden.
»Angesichts dessen, dass ich gerade eingewilligt habe, mich erschießen zu lassen, bringt das wirklich keinen Vorteil.«
»Halt ’s Maul, du Freak.«
»Wenn du mich weiter so nennst, könnte ich mich beleidigt fühlen.«
Neils Stimme klang gelassen, ja sogar fröhlich, doch lief ihm nach wie vor der Schweiß übers Gesicht, und seine Halsschlagader pulsierte immer noch sichtbar.
»Lass ihn los«, sagte ich.
»Sonst was? Sonst beißt du mich? Saugst mich aus?« Chad verzog unverhohlen angewidert den Mund, was meine Frage klarer beantwortete als jede Probe, auf die ich ihn hätte stellen können.
»Du bist kein Vampir«, stellte ich fest.
»Nein, Gott sei Dank nicht.«
»Aber du gehörst zum Experiment, wette ich«, sagte Neil. »Du bist im richtigen Alter, und das ist die
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