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Verdammt wo ist der Braeutigam

Verdammt wo ist der Braeutigam

Titel: Verdammt wo ist der Braeutigam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Holzapfel
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zeigt, wer das Sagen hat. Ist es also ein Wunder, dass die beiden inzwischen geschieden sind? Schlechte Noten gab es auch für das Foto von Prinz Albert von Monaco und seiner Charlene. Sie küssen sich darauf zwar sogar, aber falsch: die Lippen zu sehr gespitzt, der Rücken der Braut verspannt, der Kopf zu weit nach hinten geneigt. Herrje.
    Es ist doch so: Auf jeder Hochzeit träumen die Gäste (zumindest die weiblichen) vom Glück ewiger romantischer Liebe. Allein die Existenz des Brautpaars reicht, diese Illusion zu nähren. Mit einem schönen Foto lässt sich der herrliche Traum über den Tag hinaus konservieren. Was für eine wunderbare Sache.
    Allerdings, hat man das Foto dann, taucht die Frage auf: Wohin damit? Ins Familienalbum passt es nicht. Das Bild eines Brautpaars, zu dem man nicht selbst zählt, an die Wand zu hängen oder eingerahmt auf den Schreibtisch zu stellen, ist ebenfalls unpassend. Aufheben und in Ehren halten muss man es aber natürlich. Fast jeder Haushalt verfügt für Fälle, in denen derart schwierige Fragen auftauchen, über die Schachtellösung: Das Foto wird in eine Schublade oder eine Art »Erinnerungsbox« gelegt. Hier liegt es gut zwischen Muscheln aus dem Sommerurlaub und anderem Strandgut des Lebens wie Babyfotos des Patenkindes und Ansichtskarten aus aller Welt, die ebenfalls Strände, Parks und Schlösser zeigen.

Die Gäste zweiter Klasse
WIE AUS EINER GROSSEN MEHRERE KLEINE HOCHZEITSGESELLSCHAFTEN WERDEN
    Die Ständeordnung gibt es in Deutschland nicht mehr – mit einer Ausnahme, und das sind Hochzeiten. Manche Brautpaare teilen ihre Gäste in Gruppen mit unterschiedlichen Rechten ein. Sie sortieren sie primär in einen inneren und einen äußeren Zirkel. Der innere, das ist die A-Liga, was es erstrebenswert macht, dazuzugehören. Denn A-Leute haben, vergleichbar dem früheren Adel, die meisten Rechte. Der äußere Kreis ist die C-Liga, das niedere Volk. Hier eingeordnet zu sein, ist wenig erstrebenswert. Und dann gibt es noch eine Gruppe dazwischen, nennen wir sie die Bs.
    Der Unterschied macht sich schon bei den Einladungen bemerkbar. Die Cs erhalten zum Beispiel eine Karte, auf der steht: »Wir freuen uns, wenn ihr nach der Trauung zu unserem Sektempfang kommt. Uhrzeit: 11 bis 12 Uhr.« Bei Cs, die bislang noch nicht mit der Ständeordnung auf Hochzeitsfeiern konfrontiert waren, läuft nun etwa folgender Gedankenprozess ab:
    Phase 1: Sie freuen sich über die überraschende Einladung. Stehen sie doch dem Brautpaar nicht so nahe, dass sie damit gerechnet hätten. Überhaupt wussten sie gar nicht, dass die beiden über eine Ehe nachdachten.
    Phase 2: Fragen schleichen sich ein. Wie hieß noch mal der aktuelle Partner? Es folgt ein zweiter, nun etwas genauerer Blick auf die Einladung. C reißt vor Erstaunen die Augen auf: Warum nur 11 bis 12 Uhr? Eine einstündige Hochzeitsfeier?
    Phase 3: Der Groschen fällt. Und das hoffentlich, bevor C vor der Kirche steht. C ist nur ein Gast zweiter Klasse. Er darf dabei sein, aber nur ein bisschen. Er darf auch etwas schenken, aber als Gegenleistung erhält er nur einen kurzen Blick auf die Frischvermählten und ein Glas Sekt.
    Man darf sich das so vorstellen wie bei einer der königlichen Hochzeiten, die auch heutzutage noch hin und wieder stattfinden, in England etwa oder den Niederlanden. Die A-Leute sitzen in der Kirche und an der Tafel. Die Bs und Cs dagegen stehen an der Straßenabsperrung und applaudieren. Während diese Aufteilung bei den Royals allein aus organisatorischen Gründen nachvollziehbar ist – wo gäbe es eine so große Tafel, an der das gesamte Volk verköstigt werden könnte –, ist völlig rätselhaft, warum normalsterbliche Brautpaare so etwas tun: Gäste nur zum Empfang zu laden und dort stehen zu lassen, während (fast) alle anderen zusammen zum Ort der eigentlichen Festlichkeit fahren. Das ist wie leckeren Fisch kochen und dann den Hering aus der Dose zu servieren.
    Die Variante für die B-Leute sieht so aus, dass sie erst eingeladen werden, wenn es dunkel ist. Während ein Großteil der Angehörigen der A-Liga nach einem opulenten Fünf-Gänge-Menü satt, müde und zufrieden nach Hause kugelt und die Cs schon längst wieder zu Hause sind, geht es für die Bs erst richtig los. Sie dürfen jetzt in einem Partykeller tanzen und Stimmung machen, damit das Brautpaar nicht nur eine schöne, sondern auch ausgelassene Hochzeitsfeier hat. Die seltsame Erfahrung, ein B zu sein, habe ich selbst mit einigen

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