Verdammt wo ist der Braeutigam
nun passieren wird, wenn sich die beiden Zeit lassen.
Platz 5: Ein ähnliches Motiv wie Brad Pitt und Angelina Jolie treibt meinen früheren Kollegen Jens um. Er sagt, er und seine Frau (er spricht von ihr nie als Freundin oder Lebensgefährtin, sondern immer als Frau, obwohl sie ja eben nicht verheiratet sind) bräuchten keinen Zettel vom Staat, um sich verheiratet zu fühlen. Und überhaupt sei es unverschämt, die Menschen mit Steuervorteilen in die Ehe zu zwingen. Er sei nicht käuflich. Nicht zu heiraten ist für Jens also eine Art Widerstand gegen die Staatsmacht. Um seine Unabhängigkeit zu demonstrieren ist er bereit, finanzielle Einbußen hinzunehmen, die er bereits auf den Cent genau ausgerechnet hat. Das Interessante dabei ist, dass er sich dennoch verheiratet »fühlt«, also sich in einem Zustand wähnt, den er doch so verachtet. Das lässt nun drei Schlüsse zu: Jens ist entweder ein Masochist (was ich bezweifle) oder ein Leugner – denn er wird niemals wissen, ob er sich wirklich »verheiratet« fühlt, ihm fehlt schlicht der Vergleich – oder er hat zu viel Geld. Das wird es wohl sein, immerhin lebt er eine Haltung, die man sich leisten können muss.
Platz 6 und 7: »Ich bin eben schwierig«, sagt unser Bekannter Tom, wenn es darum geht, warum er seine langjährige Lebensgefährtin nicht heiratet. Was, bitte, hat das mit dem Heiraten zu tun? Wäre er mit Ehering noch schwieriger? Eine ähnlich seltsame Begründung liefert unsere Freundin Monika. »Das ist mir jetzt zu viel«, erklärte sie, als sie uns vom Heiratsantrag ihres Liebsten erzählte. Wenn eine Hochzeit »zu viel« ist, was ist dann zu wenig? Ist es möglich, immer das »Genau richtig« zu leben und das auch noch zu zweit? Wir sollten sie mit »Ich-bin-eben-schwierig-Tom« zusammenbringen.
Platz 8: Eine Hochzeit kostet ziemlich viel. Die meisten Paare geben dafür einen fünfstelligen Betrag aus, manche stürzen sich gar in Schulden. Sie heiraten trotzdem. Was antwortet man also jemandem wie unserem Freund Max, der seine Hochzeitsphobie mit dem Satz begründet: »Eine Scheidung ist so teuer«? Genau: Er sollte erst einmal heiraten, um mitreden zu können.
Platz 9: Vor allem von über 40-Jährigen hört man manchmal den Satz: »Ich war schon verheiratet.« Er wird so dahingesagt, mit einem leichten Achselzucken, und soll erklären, warum eine Heirat ausgeschlossen ist. Dabei taugt er dazu am allerwenigsten. »Ich war schon mal verheiratet« als Begründung für ein Ehe-No ist so, als würde man auf die Frage »Willst du einen Kaffee?« antworten: »Nein danke, ich habe schon einmal einen getrunken.« Hinter dieser Ausflucht – und um etwas anderes kann es sich nicht handeln – steckt die Vorstellung, es reiche, einmal im Leben verheiratet gewesen zu sein. Wer diese Ansicht hegt, hat vergessen: Es ist das Verheiratetbleiben, das reicht.
Platz 10: Von Platz eins bis neun versammeln sich in diesem Ranking ziemlich laue Gründe, nicht zu heiraten. Das sind nichts als halbgare Entschuldigungen, und man muss sich wundern, dass so viele Menschen damit bei ihrem Partner durchkommen. Dass sie diese Ausreden akzeptieren, zeugt von wahrer Liebe. Es gibt allerdings einen Grund, den man tatsächlich gelten lassen kann. Er lautet: »Ich bin noch verheiratet.«
Die Einladungskarte
WAS SIE DEZENT ZU VERSTEHEN GIBT
Manchmal wäre es nicht schlecht, viel Geld zu haben. Zum Beispiel, wenn im Briefkasten mal wieder ein auffallend schöner Umschlag steckt. »Pass auf«, signalisiert er. »Ich überbringe eine besondere Botschaft.« Je nach Absender liegt der Schluss dann schnell nah: Da heiraten zwei.
Erfahrene Hochzeitsgäste können nicht umhin, die Post mit gemischten Gefühlen zu öffnen. Sie freuen sich natürlich, wie es sich gehört, über alle Maßen für das junge Glück. Zugleich überkommt sie aber auch eine nervöse Anspannung. Denn sie sorgen sich darum, wie das junge Paar einander das Jawort geben will und welche Bedeutung das für ihren Geldbeutel hat. Es gibt Gäste, die öffnen Hochzeitseinladungen grundsätzlich nur nach einem besorgten Blick auf ihren Kontoauszug: Werden sie sich die Teilnahme leisten können?
Hochzeiten sind der wahre Motor der deutschen Wirtschaft. Die Familien des Brautpaars legen Tausende, Zehntausende von Euro auf den Tisch, um zu einem unvergesslichen Fest einzuladen. Im Gegenzug investieren die Gäste in eine angemessene Kleidung, ein angemessenes Geschenk, sowie in An- und Abreise inklusive möglicherweise
Weitere Kostenlose Bücher