Verdammt
wollte dir nur sagen, dass ich schlafen gehe.«
Diesmal war die betrübte Miene echt. »Aber wir wollten doch noch ein paar Drinks flambieren. Du könntest mithelfen.«
»Das ist nicht direkt die Art, wie ich meine Zauberkraft einsetzen wollte. Aber so nass wie du bist, brauchst du wenigstens keine Angst zu haben, selbst Feuer zu fangen.«
»Das stimmt«, erwiderte er und hatte die Sache offenbar selbst noch gar nicht unter diesem Aspekt betrachtet. Sein Gesicht wurde etwas weicher. »Sprechen wir uns morgen?«
»Ja, natürlich.«
Eric mochte Stephen für einen lauten, schrillen Typen halten, doch Rhea wusste schon lange, dass ihr Verlobter eine enorme Verletzlichkeit besaß, die nur wenige je wahrnahmen. Soweit sie wusste, war sie die Einzige, der er diese Eigenschaft jemals gezeigt hatte. Er schien sich bei ihr geborgen zu fühlen, als müsste er seine weichere Seite ausleben, um seine raubeinigen Anteile auszugleichen.
Sie waren quasi Seite an Seite aufgewachsen, fast wie Geschwister, und die Verlobung war ihnen nur folgerichtig erschienen. Beide waren an die Gegenwart des anderen gewöhnt.
Er drückte ihre Hand und gab ihr noch einen zweiten schnellen Kuss, ehe er wieder zu seinem Publikum zurückkehrte.
Fünf
Emma war ganz leicht zu besänftigen, sowie Eric sie in sein Zimmer geführt hatte. Sie schien sich viel mehr dafür zu interessieren, ihm beim Ausziehen zu helfen, als darüber zu diskutieren, was mit Rhea abgelaufen war, und so kam letztlich keiner von beiden dazu, trockene Sachen anzuziehen oder auf die Party zurückzukehren.
Der Alkohol ließ Emma schließlich in einen tiefen Schlaf fallen, doch als Eric mit ihr in den Armen im Bett lag, musste er feststellen, dass ihm dieses Glück nicht beschieden war. Der Partylärm von draußen nahm allmählich ab. Es wurde reichlich spät für die Moroi, und schon bald würde es draußen heller werden, sodass die meisten seiner Freunde ins Bett strebten. Er starrte an die Decke und dachte an Rhea Daniels.
Eigentlich war es unsinnig. Abgesehen von den zwei kurzen Begegnungen hatten sie im Grunde noch kein freundschaftliches Gespräch geführt. Alles, was er sagte, schien sie auf die Palme zu bringen, ohne dass er verstehen würde, warum. Natürlich hätte er sich darüber nicht den Kopf zu zerbrechen brauchen. Was kümmerte es ihn schon, dass sie auf alles so empfindlich reagierte? Wenn sie weiterhin ständig Streit suchte, war das doch ihr Problem. Er wollte nichts mehr mit ihr zu tun haben.
Und trotzdem … ganz egal, wie oft er sich das auch immer wieder sagte, konnte er das Bild ihres leuchtenden Haars und ihrer klugen Augen nicht abschütteln. Wer brauchte in ihrer Gegenwart noch die Sonne? In jenen ersten Momenten auf dem Boot, als sie tatsächlich nachzuempfinden schien, wie er um seine Mutter trauerte, hatte er einen kurzen Augenblick lang geglaubt, dass ihn jemand voll und ganz verstand. Nein, mehr als das. Dass jemand sich ernsthaft Gedanken machte. Obwohl ihre Zuwendung nicht ihm gegolten hatte, hatte er dieselbe Eigenschaft in ihr wahrgenommen, als sie mit dem Wärter vor dem Trinkraum und sogar mit diesem verrückten Dennis gesprochen hatte. Rhea achtete auf andere Menschen und nahm jeden als Individuum wahr.
Endlich schlief er ein, nur um mit hämmernden Kopfschmerzen aufzuwachen. Emma wies wie immer nicht die geringsten Anzeichen eines Katers auf. Sie gab ihm einen langen, innigen Kuss, schlüpfte in ihr nach wie vor feuchtes Kleid und vereinbarte mit ihm, sich in einer Stunde zum Blutsaugen zu treffen, ehe die nächsten Vergnügungen einsetzten. Sie wussten zwar nicht genau, was geplant war, aber Jared hatte etwas Unterhaltsames versprochen.
Als Eric seine Freundin wiedersah, hatte sie sich umgezogen und war so frisch und schön wie immer. Erics Kopfschmerzen hatten sich glücklicherweise nach dem Duschen gelegt, und als er ihre Hand nahm, entspannte er sich und nahm sich vor, den Tag zu genießen.
Im Trinkbereich herrschte nun, am vampirischen Morgen, wesentlich mehr Betrieb, da dies die bevorzugte Zeit war, um sich mit Blut zu versorgen. Eric und Emma standen in der Schlange und plauderten mit Freunden, die
aussahen, als hätten sie ein bisschen zu heftig gefeiert. Jemand kam mit einem Stapel Donuts vom Frühstücksbüfett vorbei und verteilte das Gebäck als Appetithäppchen an die Wartenden.
Am vorderen Ende der Schlange angelangt, sah Eric, dass jetzt eine weibliche Wärterin Dienst tat. Sie hakte ihre Namen auf der Liste ab und
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