Verdammt
betrachtete er Spender als Objekte. »Na los«, sagte sie. »Kommen wir zur Sache.«
Dennis neigte bereitwillig den Kopf zur Seite, um ihr den Zugang zu erleichtern. Die Haut an seinem Hals mochte einst weich gewesen sein, doch nun war sie gezeichnet von den verblassenden Spuren ständiger Bisse. Dennoch fiel es Rhea nicht schwer, ihre Reißzähne in sein Fleisch zu bohren und das warme, süße Blut zu trinken, das für ihr Überleben ebenso unerlässlich war wie die feste Nahrung, die sie zu sich nahm. Dennis stieß einen kleinen, glücklichen Seufzer aus, und so genossen sie alle beide ungefähr eine Minute völliger Seligkeit.
Als sie fertig war und sich von ihm löste, wandte sich Dennis mit ekstatisch leuchtenden Augen zu ihr um. »Du brauchst nicht aufzuhören«, sagte er. »Du kannst auch mehr haben.«
Er machte ihr regelmäßig dieses Angebot, doch Moroi wurden von Kindesbeinen an darauf trainiert, strikte
Grenzen dabei einzuhalten, wie viel sie trinken durften. Nur das ermöglichte es diesen Menschen ja, die ständigen Spenden zu überleben. Außerdem hielten die Begrenzungen die Moroi von der ultimativen Sünde ab: ein Strigoi zu werden, indem sie das Blut eines Menschen zur Gänze austranken.
Rhea wischte sich den Mund ab und stand auf. Auch Dennis versuchte, sich zu erheben, sank jedoch wieder hinab, geschwächt von der Benommenheit, die stets auf eine Spende folgte. »Kommst du wieder?«, bettelte er. »Bald?«
»Ich komme so bald wieder wie immer«, antwortete sie. »Morgen.«
Dennis wirkte wie gewohnt unglücklich darüber, nickte aber resigniert, als Rhea ging. Eric folgte ihr still und nachdenklich, doch kaum waren sie wieder auf dem Flur angelangt, fuhr er sie an.
»Spinnst du?«, fragte er.
Vor Schreck blieb sie so abrupt stehen, dass er gegen sie stieß. Beide erstarrten bei diesem Körperkontakt, bis Eric schließlich hastig zurückwich.
»Wovon redest du?«
Eric zeigte auf die Tür. »Davon. Der Typ ist ja komplett durchgeknallt.«
»Er ist ein Spender«, erwiderte sie. »Die sind alle irgendwie so.«
»Nein. Er ist anders. Er ist besessen von dir.«
»Er kennt mich eben, das ist alles. Ich hab ’s dir doch gesagt – er ist aus meiner Schule. Ich trinke schon seit zwei Jahren bei ihm und unterhalte mich dabei mit ihm.«
»Genau das ist ja das Problem.«
»Was, das Trinken?«
Eric schüttelte den Kopf. »Nein. Dass du mit ihm redest. Du solltest einfach das Blut saugen und wieder gehen.«
Rhea konnte nicht fassen, dass sie ihren ersten Eindruck von Eric beinahe widerrufen hätte. »Oh, natürlich. Spender sind für dich keine Personen, stimmt ’s? Deiner Aufmerksamkeit nicht würdig, es sei denn, sie sind Teil deiner königlichen Welt?«
»Nein! Ich finde nur, du ermunterst ihn, zu … Ach, was weiß ich. Wie er dich angestarrt hat. Er erscheint mir irgendwie … nicht sicher.«
»Er ist in Ordnung«, entgegnete sie. »Er ist ein Spender. Er macht nichts.«
»Ich halte es trotzdem nicht für eine gute Idee«, knurrte Eric.
»Ja? Also, ich glaube nicht, dass du das Recht hast, mir Vorschriften zu machen!«, fauchte sie, wobei sie sich bemühte, nicht allzu laut zu werden. »Du kennst mich nicht einmal. Und was du von mir hältst, hast du ja bereits klargestellt.«
Schlagartig legte sich ein zutiefst erschrockener Ausdruck über seine Miene, ehe er seine Züge wieder zu einer Art Pseudo-Gelassenheit zwingen konnte. »Was redest du denn da?«
»Auf dem Boot. Du findest ja ganz offensichtlich, dass es mir nicht zusteht, mit Stephen zusammen zu sein, weil meine Abstammung nicht ganz einwandfrei ist.«
»Ich – was?« Eric blickte ehrlich verblüfft drein. »Nein! Nein, absolut nicht. Das wusste ich überhaupt nicht, als wir uns kennengelernt haben.«
»Klar«, sagte sie und verschränkte die Arme über der
Brust. »Und warum warst du dann so erstaunt über unsere Verlobung?«
»Weil … na ja, weil du so anders bist. Du hast ihn doch gesehen, da draußen am Pool. Du kommst mir eben nicht wie der Typ vor.«
»Was für ein Typ? Der Spaß-Typ? Willst du damit sagen, dass ich langweilig bin?«
»Nein!« Erics Miene spiegelte die Verzweiflung von jemandem wider, der sich aus einem Loch herauszuhangeln versucht, nur um immer wieder aufs Neue die Seiten einstürzen zu sehen. »Du bist so still und … ernst. Er nicht.«
»Er hat seine Phasen. Und ich habe mich auch amüsiert, weißt du. Ich hab was getrunken. Und getanzt.« Ihre Worte klangen defensiver, als sie
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