Verdammte Liebschaften
Sie, steht das Haus nun leer?“, hakte ich nach. Es mussten schon ein paar Jahre sein, so verwildert, wie das Grundstück war.
„Fast fünf Jahre, aber das macht so einem Haus doch nichts aus. Dafür liegt es ruhig, wie von Ihnen gewünscht, hat keine Belastungen, trockene Wände, ein kleines übersichtliches Grundstück und sogar einen Keller“, pries er es noch einmal an. „Bis 220.000 Euro könnte ich gerade noch vertreten.“
Wieder schüttelte ich den Kopf.
„Ich lege keinen Wert auf einen Keller – und auch nicht auf ein Grundstück. Dass keine Belastungen drauf sind und es trockene Wände haben sollte, davon gehe ich aus. Ich will das Haus schließlich nur renovieren und nicht sanieren.
Ziehen Sie von den 245.000 Euro die Renovierungskosten, die ich Ihnen genannt habe, ab, dann kommen Sie auf 165.000 Euro. Das Haus selber ist den Preis jedenfalls nicht wert. Im Gegenteil, ich würde sogar behaupten, dass ein Gutachter einen noch wesentlich niedrigeren Wert ermitteln würde, aber dafür würde ich es noch kaufen.“
Herr Unruh wurde blass. Anscheinend hatte ich mit dem Gutachter genau ins Schwarze getroffen.
„Sie sind ein zäher Verhandlungspartner. Also gut, ich komme Ihnen mit 180.000 Euro entgegen, aber das ist mein letztes Wort“, meinte er frustriert. Anscheinend brauchte er diesen Abschluss, wenn er so schnell so weit herunterging. Und es war anzunehmen, dass er damit immer noch ein gutes Geschäft gemacht hatte.
Ich hielt ihm meine Hand zum Einschlagen entgegen und er ergriff sie, bevor ich es mir wieder anders überlegen würde.
„Wir können dann gleich einen Vorvertrag unterschreiben, mit dem Sie zur Bank gehen können, um die Finanzierung zu regeln“, schlug er vor.
Das mochte wohl das übliche Prozedere sein. Doch ich wollte es so schnell wie möglich hinter mich bringen.
„Nein, wir können gleich einen Vertrag machen. Die Finanzierung ist geklärt“, erwiderte ich.
„Gnädige Frau“, begann er in einem belehrenden Ton, „Ein Vorvertrag ist notwendig. Der richtige Kaufvertrag ist nur mit Bestätigung eines Notars gültig.“
Aha, das wusste ich nicht.
„Dadurch, dass ich einen guten Notar persönlich kenne, können wir aber mit Sicherheit in der kommenden Woche den Vertrag unterzeichnen, und dann gehört das Haus Ihnen“, erklärte er, korrigierte sich dann allerdings noch einmal, „nun ja, jedenfalls gleich nach der Grundbucheintragung, was etwas dauern kann.“
„Wie lange?“
„Na ja, ein paar Wochen braucht es schon, bis es wirklich Ihnen gehört.“
Ein paar Wochen? Eigentlich dachte ich, dass so etwas wesentlich schneller geht, aber dann musste ich meine Pläne, was das Maklervernaschen angeht, eben etwas nach hinten verschieben.
„Und das regeln Sie alles?“, hakte ich noch einmal nach. Schließlich könnte es ja auch reichen, wenn er nur den Vorvertrag mit mir macht und den Rest kläre ich mit dem wirklichen Verkäufer.
„Da ich den Verkäufer vertrete – ja.“
Aufseufzend gab ich mich geschlagen. Dann war es eben so. Dabei hätte ich ihn liebend gerne schon hier und jetzt vernascht. Nur wäre er dann am Ende nicht mehr in der Lage, seiner Aufgabe nachzugehen und ich stände wieder ohne Immobilie da.
Diese Gelegenheit bot sich dann allerdings acht Wochen später, als alles unter Dach und Fach war und ich auch schon ein Umzugsunternehmen und diverse Firmen für die Renovierung beauftragt hatte.
Mit einer Flasche Champagner und einer Schale Erdbeeren tauchte ich, natürlich angekündigt, im Maklerbüro auf, um mit ihm auf den erfolgreichen Kauf anzustoßen.
Ich hatte mich extra in Schale geworfen, das heißt, ich hatte eine fast durchsichtige rote Bluse an, die mehr zeigte als verbarg, einen schwarzen, eng anliegenden Rock, der meine Knie nicht einmal ansatzweise verdeckte, und High Heels, die meine Beine länger wirken ließen, als sie sowieso schon waren. Auf Unterwäsche hatte ich komplett verzichtet, da sie heute nur im Weg wäre und es ohne sowieso schöner war.
Sein Blick war überrascht und ihm fielen fast die Augen aus den Höhlen, als er die Treppe herunterkam und mich in der Aufmachung im Flur stehen sah.
„Also das ist normalerweise die Aufgabe des Verkäufers, dem Kunden eine Flasche Sekt zu spendieren“, wandte er mit rauer Stimme ein. „Aber Sie sehen fantastisch aus.“
Ich schenkte ihm mein schönstes Lächeln.
„Sekt ist für diesen Anlass etwas zu gewöhnlich, meinen Sie nicht? Champagner ist dem Ganzen viel angemessener.
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