Verfehlung: Thriller (German Edition)
einem vereinten »Nein« entfernten sie sich von dem BMW. Den Motor ließen sie laufen, das Heizgebläse war auf höchste Stufe eingestellt. Judd lief noch schnell zu dem Kombi, um dort die gleichen Vorbereitungen zu treffen, dann marschierten sie in Richtung See los.
Ellie saß auf dem Bett, hatte die Hände zwischen den Beinen zusammengepresst und schaukelte sanft vor sich hin. Sie tat ihr Bestes, um die Tränen zurückzuhalten.
Die Männer sind gekommen, um mich zu befreien .
Sie faltete die Fotografie ihres Vaters auseinander und betrachtete sein Gesicht. Es kam ihr seltsam fremd vor, als würde etwas nicht damit stimmen. Plötzlich bekam sie Angst, dass die Vorstellung, die sie von ihm hatte, nicht der Wirklichkeit standhalten würde. Der Gedanke verursachte ihr eine Gänsehaut. Als sie merkte, wie ihr Tränen in die Augen traten, kniff sie sie zu.
Die Männer aus dem Auto, das gerade vorgefahren war, schrien herum und stritten sich mit den anderen. Sie ahnte, dass diese Männer hier sein mussten, um sie zu töten –
nun, nachdem sie bekommen hatten, was sie wollten. Sie hörte Drakes Stimme und die der Frau, aber nicht mehr die des zweiten Mannes. Vielleicht hatte man ja auf ihn geschossen?
Ich will nicht sterben .
Der Satz ging ihr nicht aus dem Kopf. Sie zwang sich, vom Bett aufzustehen und ans Fenster zu treten. Sie wollte die Bretter herunterreißen, hinausspringen und davonrennen, aber irgendetwas hielt sie zurück. Stattdessen löste sie das eine Ende des untersten Brettes nur ein kleines Stück und hielt durch den schmalen Spalt nach ihren Befreiern Ausschau.
Gabriels Männer waren in dem Glauben zu der Hütte gekommen, nur schnell ihren Auftrag erledigen zu müssen. Stattdessen fanden sie Sergei tot auf dem Boden liegend vor, während das Mädchen in seiner Kammer nach wie vor am Leben war. Drake stand mit der noch warmen Waffe, aus der etwas Rauch zur Decke stieg, in der Hand am Fenster. Katrina hatte er in das große Schlafzimmer geschickt, sowie der Wagen vorgefahren war.
»Was für ein Schlamassel«, sagte der größte der vier Männer und konnte den Blick nicht von Sergeis Leiche wenden. »Wie konnte das passieren?«
Drake beobachtete sie teilnahmslos und schwieg. Die beiden Männer, die am weitesten von ihm entfernt standen, hielten einläufige Pumpguns vor ihrer Brust, und die Ausbeulungen ihrer Jacken deuteten darauf hin, dass sie Schulterhalfter trugen. Er kannte keinen von ihnen, wusste aber, dass er äußerst vorsichtig sein musste und eine gehörige Portion Schwein brauchte, um aus dieser Situation lebend herauszukommen.
»Also?«, drängte der größte der Männer auf eine Erklärung.
Einer seiner Kollegen in Drakes Rücken richtete seine Waffe auf ihn. Drake hob seinerseits die Pistole.
»Sachte, sachte«, sagte der große Mann und hob abwehrend die Hände. »Immer schön mit der Ruhe.«
»Wir stecken alle mit drin«, sagte Drake, während er immer noch auf den Kerl mit der Pumpgun zielte. »Sergei hat’s erwischt, aber es ist nicht notwendig, dass noch mehr von uns sein Schicksal teilen.«
»Wir können alles bereden«, sagte der große Mann. »Bestimmt können wir das.«
»Dann lass uns das tun«, sagte Drake.
Logan, Cahill und die anderen bewegten sich an dem Holzhaus vorbei und dann rasch am See entlang. Sie waren fest davon überzeugt, dass Hardy sie warnen würde, falls sie Gefahr liefen, von der Hütte aus entdeckt zu werden. Schon aus der Entfernung sah Logan die beiden Gestalten unterhalb der Hütte im Schnee liegen, die ihnen Zeichen gaben, näher zu kommen.
Nun ist es also so weit, dachte er. Wenn wir ihre Position erreichen, wird keine Zeit mehr zum Atemholen sein, und eine zweite Chance wird es auch nicht geben.
Er benötigte seine gesamte Willensanstrengung, um seine Beine zum Weitergehen zu zwingen. Die Konsequenzen, falls etwas schiefging, versuchte er so gut es ging zu ignorieren.
Sie erreichten den Fuß des Abhangs und gesellten sich ein Stückchen weiter oben zu Hardy und Washington. Cahill ging neben den beiden in die Hocke, und die anderen folgten seinem Beispiel.
»Hände zusammen«, sagte Cahill und streckte seinen Arm mit der Handfläche nach unten aus.
Alle legten ihre Hände auf die seine. Logan war der Letzte und zögerte eine Sekunde, bevor er sich auf das Ritual einließ.
»Gebraucht euren Verstand, seid schnell und lasst keinen entkommen«, gab Cahill die Parole aus und zog die Hand zurück.
Die anderen taten es ihm
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