Verfehlung: Thriller (German Edition)
wandte sich an Logan, Carrie und Judd. »Egal«, erklärte er. »Unser Plan war, sie gewaltsam zu überrumpeln, daran ändert sich nichts. Es war bloß ein kleiner, aufregender Zwischenfall vor Ort, nichts weiter.«
Logan hätte über diesen Euphemismus fast gelacht, aber es kam nur ein heiseres Bellen heraus.
»Habt ihr eine Vorstellung davon, wie es im Inneren der Hütte aussieht?«, wollte Cahill von Hardy wissen.
»Ja. Wir haben in eine der Hütten geschaut, als wir an ihr vorbeigekommen sind. Zwei Fenster, wahrscheinlich
die von kleinen Schlafzimmern, gehen in unsere Richtung. Es gibt nur einen Eingang, der sich von uns aus gesehen rechts befindet. Wenn man hereinkommt, ist da ein kleiner Flur, der in den Wohnbereich führt, von dem ein weiterer Flur in den hinteren Teil der Hütte verläuft. Von dem gehen zwei Schlafzimmer, wahrscheinlich für Kinder gedacht, nach links ab, rechts ist die Tür zum Elternschlafzimmer.«
»Gibt’s keine Küche?«, erkundigte sich Judd.
»Dafür ist die Bude zu klein. Die Küchenzeile ist in den Wohnbereich integriert.«
»Verstanden«, sagte Cahill. »Natürlich kann es sein, dass nicht alle Hütten gleich geschnitten sind, wir müssen uns einfach auf unser Glück verlassen.«
»Das Mädchen befindet sich hinten im Haus, hinter der letzten Tür zur Linken. Das Fenster ist von innen mit Brettern vernagelt, die sie abgenommen und dann wieder an Ort und Stelle zurückgetan hat, als der Range Rover kam.«
Also hat Ellie auf eigene Faust einen Fluchtversuch unternommen, als Hardy und Washington eintrafen, dachte Logan. Himmel, wie hatte sie sich bei diesem Wetter ganz alleine durchschlagen wollen? Wahrscheinlich wusste sie noch nicht einmal, wo sie sich befand. Seine Tochter war ganz schön zäh, das stand fest. Bei dem Gedanken musste er lächeln, bis ihm aufging, dass sie vermutlich an Unterkühlung gestorben wäre oder die Verbrecher sie erwischt hätten, wären Hardy und Washington nicht vor Ort gewesen.
»Sie muss vollkommen verzweifelt gewesen sein«, sagte er.
Cahill pflichtete ihm mit einem Kopfnicken bei. »Ja, aber sie hat Mut. Ich weiß nicht, wie viele Elfjährige in dieser Situation eine Flucht versucht hätten.«
»Wie geht es weiter, Boss?«, meldete sich Hardy.
»Das besprechen wir jetzt. Sowie wir eure Position erreicht haben, schlagen wir ohne viel Federlesens zu.«
»Verstanden.«
»Hardy, du und ich positionieren uns links und rechts der Tür. Washington, dich möchte ich neben dem Fenster des Schlafzimmers, in dem sich das Mädchen nicht befindet. Judd und Carrie übernehmen die andere Seite, an der sich vermutlich mindestens zwei weitere Fenster befinden dürften. Du, Logan, stellst dich direkt vor Ellies Zimmer. Dein Job ist es, sie dir zu greifen, wenn sie aus dem Fenster klettert, denn ich bezweifle nicht, dass sie genau das vorhat. Diesmal wird sie nach uns Ausschau halten.«
Logan hatte damit gerechnet, im Wagen warten zu müssen, während die anderen Ellie befreiten. Jetzt war ihm, als hätte jemand mit einer eiskalten Klinge über sein Rückgrat gestrichen. Unruhig rutschte er auf seinem Sitz umher und versuchte seine Angst hinunterzuschlucken.
Cahill blickte ihn einverständnisheischend an. Logan nickte; er musste jetzt für sie da sein, koste es, was es wolle. Und wenn er noch so viel Schiss hatte.
»Wenn ich bis drei gezählt habe«, fuhr Cahill fort, »möchte ich Flashbangs durch alle Fenster, vor denen wir positioniert sind. Gleichzeitig sprengen Tom und ich die Tür auf, und ihr anderen folgt uns auf der Stelle. Das Leben des Kindes hat absolute Priorität. Wir gehen davon aus, dass der Gegner sich im vorderen Wohnbereich aufhält. Tom und ich stürmen den Raum und werden jeden niedermähen, der sich dort oder auf dem Flur zu rühren wagt. Chris, Carrie und Bails klären die übrigen Räume, die weiter hinten von dem Flur abgehen, und stoßen dann als Rückendeckung wieder zu uns.«
Alle nickten.
»Wir müssen den Gegner neutralisieren. Falls also einer von denen es nach draußen schafft, setzen Chris und Bails ihm nach, die Übrigen laufen zurück zu unseren beiden Wagen. Anschließend sehen wir, dass wir Land gewinnen.«
Kein Wunder, dass so viele junge Männer den Wunsch hegen, Soldaten zu werden, dachte Logan. Was für einen Adrenalinrausch das zur Folge haben musste! Selbst er konnte sich der Wirkung nicht entziehen, sein Kopf schien ihm auf einmal sonderbar leicht.
»Irgendwelche Fragen?«, erkundigte sich Cahill.
Nach
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