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Verflixtes Blau!

Verflixtes Blau!

Titel: Verflixtes Blau! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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Temperatur und genügend Feuchtigkeit gehabt hatte, und tatsächlich– nach der uralten Lessard-Methode– perfekt war. Lucien glaubte, so machten es alle französischen boulangers, und er sollte erst zu einem jungen Mann heranwachsen, bis ihm jemand erklärte, dass die anderen Bäcker keinen Testknaben hatten, dem man jeden Morgen eine Brotstange um die Ohren schlug.
    Madame Lessard hielt das perfekte Baguette hoch, um es der Menge vorzuführen. » Voilà«, sagte sie und eröffnete damit den heutigen Verkaufstag.
    » Darf ich das Los ziehen, Maman? Darf ich das Los ziehen?«, rief Lucien, wobei er auf- und abhüpfte, dass ihm die Brotkrümel aus den Haaren rieselten, vor den Augen der Kunden, die in Viererreihen vor dem Tresen warteten und angesichts seiner Begeisterung doch etwas verwundert wirkten.
    » Schon geschehen, Rattenfänger«, sagte Luciens älteste Schwester Régine, die sechzehn Jahre alt war und sich hinter dem Tresen zu seiner Mutter gesellte. Régine hatte von ihrem Vater die dunklen Haare und die Augen geerbt und überragte beide Eltern. Père Lessard sagte, eines Tages würde sie bestimmt jemandem eine gute Frau sein, aber er könnte sie ebenso gut nach Quebec schicken, wo sie der hübscheste Trapper wäre, den es je gegeben hatte. Régine hielt das siegreiche Los in die Luft. » Nummer zweiundvierzig«, sagte sie. » Hat jemand die Nummer zweiundvierzig?«
    Wie sich herausstellte, hatte niemand die Nummer zweiundvierzig. Tatsächlich war heute Morgen in der Bäckerei überhaupt kein einziges Los verkauft worden. Eine Stunde später steckte das Gewinnerlos an der Wand unter Pissarros Gemälde, einer kleinen Landschaft, den Blick von einem Hügel in Auvers-sur-Oise auf die roten Dachziegel und den Fluss hinab. Pissarro saß an einem kleinen Bistrotisch draußen vor der Bäckerei mit Père Lessard. Lucien tänzelte neben dem Tisch von einem Bein aufs andere, seine Schulbücher unterm Arm.
    » Nicht mal geschenkt will man unsere Bilder haben«, sagte Pissarro niedergeschlagen.
    » Unsinn«, widersprach Père Lessard. » Der Gewinner ist nur noch nicht aufgetaucht. Wir können uns doch freuen, wenn er nicht kommt. Du hast die zehn Francs, die wir für den Verkauf der Lose bekommen haben, und dein großartiges Bild hängt in meiner Bäckerei, wo die Leute es bewundern können.«
    » Aber Papa…«, sagte Lucien, der eben Einwände gegen die Rechenkünste seines Vaters erheben wollte, als dieser ihm ein Butterbrötchen in den Mund schob. » Mmmmpf«, fuhr Lucien in einem Krümelregen fort. Schließlich waren die Lose für einen Sou das Stück verkauft worden, wobei zwanzig Sou einen Franc ergaben, und sie hatten insgesamt nur achtundsiebzig Lose verkauft… nun, das waren zusammen nicht mal vier Franc! Das hätte Lucien laut ausgesprochen, hätte sein Vater ihn nicht mit einem petit pain mundtot gemacht, während er Pissarro über den Tisch hinweg einen Zehn-Franc-Schein zuschob.
    Auf der anderen Seite des Platzes schrie ein Esel, und sie drehten sich um und sahen einen gebeugten, kleinen, braunen Mann im schlecht sitzenden Anzug die Straße entlangstapfen, mit dem Esel an der Leine, doch ihre Aufmerksamkeit war augenblicklich von dem Mädchen gefangen, das ihm etwa zehn Schritte vorausging. Luciens Mund blieb offen stehen, und ein Ball von halb zerkautem Brot kullerte aus seinem Mund auf das Kopfsteinpflaster. Zwei Tauben weiter hinten auf dem Platz gurrten angesichts ihres Glücks und strebten eilig auf dieses Geschenk des Himmels zu.
    » Ich komme doch nicht zu spät, oder?«, rief das Mädchen. Sie hielt ihr Tombola-Los in der ausgestreckten Hand.
    Sie konnte nicht älter als fünfzehn oder sechzehn Jahre sein, ein zartes Ding in einem weißen Kleid mit Puffärmeln und vorn einer Reihe großer, kornblumenblauer Schleifen. Ihre Augen passten zu den Schleifen an ihrem Kleid, waren eigentlich zu blau, und selbst der Maler, ein Theoretiker und Farbenkenner, merkte, dass er sie nicht direkt ansehen konnte, wenn er seinen Gedanken zu Ende denken wollte.
    Père Lessard stand auf und begrüßte das Mädchen mit einem Lächeln. » Sie kommen gerade noch rechtzeitig, Mademoiselle«, sagte er und deutete eine Verbeugung an. » Darf ich?«
    Er pflückte das Los aus der Hand des Mädchens und sah sich die Nummer an. » Und Sie haben gewonnen! Glückwunsch! Und welch Glück wir haben, dass der große Künstler höchstpersönlich anwesend ist. Mademoiselle…«
    » Margot«, sagte das Mädchen.
    » Mademoiselle

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