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Verflixtes Blau!

Verflixtes Blau!

Titel: Verflixtes Blau! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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Margot, darf ich Ihnen den Schöpfer dieses Meisterwerkes vorstellen: Monsieur Camille Pissarro.«
    Pissarro stand auf und verneigte sich über der Hand des Mädchens. » Ich bin entzückt«, sagte er.
    Lucien, der ebenfalls entzückt war und sie für das Allerschönste hielt, was er je gesehen hatte, starrte sie fasziniert an, wobei er sich fragte, ob er Minette wohl eines Tages nicht nur dazu bringen könnte, spöttisch zu sein, sondern auch Kleider mit blauen Schleifen zu tragen, und ob ihre Stimme wie Margots den Klang einer Spieluhr annehmen würde, und ob ihre Augen vor Vergnügen glitzern würden, denn wenn ja, wollte er sie auf einen Diwan setzen und bewundern, ohne zu blinzeln, bis ihm die Augen tränten. Er wusste nicht, wie ungewöhnlich es war, dass der Anblick dieses Mädchens eine Liebe entfachte, die ihm die Tränen in die Augen trieb, da Minette bisher seine einzige Liebe gewesen war. Doch es bestand kein Zweifel daran, dass Mademoiselle Margots Erscheinung sein Herz für Minette geöffnet hatte, sodass es sich anfühlte, als könnte es jeden Moment vor Freude aus seiner Brust hüpfen.
    » Kommen Sie herein, Mademoiselle«, sagte Père Lessard, wobei er eine Hand an Luciens Kinn hob und den Mund des Jungen zuklappte. » Sehen Sie sich Ihr Bild an.«
    » Oh, ich habe es schon gesehen.« Margot lachte. » Und ich dachte, ob ich wohl statt des Bildes eine von Ihren Zimtschnecken als Preis bekommen könnte.«
    Das Lächeln, mit dem Pissarro das Mädchen begrüßt hatte, erlahmte, als hätten ihm pygmäische Kunstkritiker aus dem finstersten Kongo einen Giftpfeil ins Gesicht geschossen. Er setzte sich, als wäre er schlagartig erschöpft.
    » Kleiner Scherz«, sagte Margot und zupfte kokett an Pissarros Ärmel. » Es ist mir eine Ehre, eines Ihrer Bilder zu besitzen, Monsieur Pissarro.«
    Das Mädchen folgte Père Lessard in die Bäckerei, während Pissarro und Lucien draußen blieben, beide ein wenig benommen.
    » Du da, Maler…«, ertönte eine krächzende Stimme. » Brauchst du Farben? Ich habe erlesenste, von Hand zerriebene Pigmente.« Der verkrüppelte, kleine Mann mit dem Esel war an den Tisch getreten.
    Pissarro blickte auf und sah, dass der Mann eine Farbtube schwenkte. Der Deckel war abgedreht.
    » Feinstes Ultramarin«, sagte der Farbenmann. » Reine Farbe. Echte Farbe. Zinnober, Krapp und italienische Erdfarben. Nichts von diesem künstlichen, preußischen Dreck.« Der kleine Mann spuckte nach den Tauben, um seine Verachtung für die Preußen, von Menschenhand gefertigte Farben und generell Tauben kundzutun.
    » Ich bekomme meine Farben von Père Tanguy«, sagte Pissarro. » Er kennt meine Palette. Und außerdem habe ich kein Geld.«
    » Monsieur«, sagte Lucien. Er nickte zu dem Zehn-Franc-Schein, den Pissarro noch in der Hand hielt.
    » Nimm etwas Ultramarin zur Probe«, sagte der Farbenmann. Er verschloss die Tube und legte sie auf den Tisch. » Wenn’s gefällt, bezahl mich. Wenn nicht, auch gut.«
    Pissarro nahm die Farbtube, drehte sie auf und schnüffelte daran, als Margot mit ihren wehenden Röcken aus der Bäckerei trat und die kleine Leinwand vor sich tanzen ließ. » Oh, es ist wundervoll, Monsieur Pissarro. Ich bin begeistert.« Sie drückte die Leinwand an ihre Brust, bückte sich und gab Pissarro einen Kuss auf seinen kahlen Kopf.
    Lucien spürte, wie sein Herz schneller schlug, als er ihre singende Stimme hörte, und es platzte aus ihm heraus: » Möchtet Ihr gern ein Bild von ringenden Hunden sehen?«
    Da wandte Margot sich Lucien zu, streichelte seine Wange und sah ihm tief in die Augen, während sie das Bild an ihren Busen drückte. » Seht euch den mal an«, sagte sie. » Oh, diese Augen, so dunkel, so geheimnisvoll. Ach, Monsieur Pissarro, Sie sollten ein Porträt von ihm und seinen dunklen Augen malen.«
    » Ja«, sagte Pissarro, der plötzlich merkte, dass er eine Farbtube in der Hand hielt und der verkrüppelte, kleine Mann mit seinem Esel sich verzogen hatte.
    Lucien erinnerte sich nicht, gesehen zu haben, dass er gegangen war. Er erinnerte sich nicht daran, dass das Mädchen gegangen war, und auch nicht an die Schule und seine Stunden bei Monsieur Renoir. Er erinnerte sich an nichts von dem, was im folgenden Jahr passierte, und als er sich dann wieder erinnerte, war er ein Jahr älter, Monsieur Pissarro hatte ihn porträtiert, und Minette, die Liebe seines jungen Lebens, war am Fieber gestorben.
    Im Grunde handelte es sich um eine eher geringfügige Verzauberung–

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