Verfluchte Seelen
Vampire den beiden Frauen.
Bastien sah Richart an. »Willst du Beavis oder Butthead?«
Richart deutete mit dem Kinn auf den blonden Vampir. »Ich nehme Beavis.«
Während sie über das Campusgelände gingen, passierten die Frauen immer wieder die Lichtkegel der Laternen, um schließlich in die Schatten uralter Eichen einzutauchen. Inzwischen steuerten sie auf den hell erleuchteten Eingang des Studentenwohnheims zu.
Die Vampire pirschten sich von hinten an sie heran.
Richart berührte Bastien an der Schulter. Die Welt um ihn herum versank in Dunkelheit. Er fühlte sich schwerelos, beinahe, als führe er in einem Fahrstuhl. Im nächsten Moment stand er direkt neben den Vampiren.
Bastien bedachte Richart mit einem verärgerten Blick. Auch wenn er keine so heftige Abneigung gegen das Teleportieren hatte wie so manch anderer Unsterblicher, hätte er eine Vorwarnung zu schätzen gewusst.
In diesem Moment sausten zwei Gestalten um die Gebäudeecke, schnappten sich die beiden Frauen und verschwanden wieder. Sie bewegten sich so schnell, dass sie zu Farbklecksen verschwammen.
»Was zum Henker?«, platzte der Dunkelhaarige heraus, den Bastien Butthead getauft hatte.
»Hey, die gehören uns!«, rief Beavis.
Bastien sah Richart an, dessen Augen vor Wut bernsteinfarben leuchteten. »Ich kümmere mich um die Neuankömmlinge.«
Beavis und Butthead wirbelten herum.
Richart nickte. »Und ich sehe zu, dass ich die beiden Idioten hier loswerde.«
Als die Vampire ihre Reißzähne ausfuhren, fingen ihre Augen an, durchdringend zu glühen.
Bastien jagte den beiden Neuankömmlingen und ihren Opfern nach, wobei er sich so schnell bewegte, dass ein Mensch seinen Bewegungen mit bloßem Auge nicht hätte folgen können.
Er verfolgte die Vampire von Chapel Hill in das benachbarte Durham, wobei die beiden Haken schlugen wie Hasen auf der Flucht. Die Jagd erforderte seine ganze Aufmerksamkeit.
Wussten die beiden vorwitzigen Blutsauger, dass sie von einem Unsterblichen gejagt wurden? Oder wollten sie einfach nur die Konfrontation mit ein paar aufgebrachten Vampiren vermeiden, denen sie zwei Studentinnen vor der Nase weggeschnappt hatten?
In der verlassenen Ladezone hinter einem der Gebäude, die zur Duke University gehörten, blieben sie endlich stehen. Jeder der Blutsauger hielt eine Frau fest. Die Studentinnen gaben keinen Laut von sich.
Als Bastien nur wenige Zentimeter entfernt abbremste, konnte er Bissspuren an den Hälsen der beiden Frauen erkennen. Ihre Herzen schlugen noch, sie waren also noch nicht vollständig ausgesaugt. Aber die Drüsen, die sich während der Transformation über den Reißzähnen der Vampire bildeten, hatten bereits die Flüssigkeit abgesondert, die eine ähnliche Wirkung hatte wie Gamma-Hydroxybutansäure – was dazu führte, dass die beiden Frauen willenlos in den Armen der Vampire hingen, bereit, alles zu tun, was diese von ihnen verlangten. Falls sie den nächsten Tag erlebten, würden sie sich an nichts mehr erinnern.
Der Vampir, der Bastien am nächsten stand, zuckte heftig zusammen, als er ihn bemerkte. Er ließ sein Opfer fallen. »Wir haben sie zuerst gesehen.«
Indem er die Frau an der Bluse packte, verhinderte Bastien, dass sie zu Boden ging, dann rammte er dem Vampir die Faust ins Gesicht.
Blut spritzte ihm entgegen, gleichzeitig erklang das Geräusch splitternder Knochen. Der Vampir flog nach hinten und krachte mit so viel Wucht gegen das Gebäude, dass der Backstein barst und Sand und Mörtel herunterrieselten.
Vorsichtig ließ Bastien die Studentin zu Boden gleiten und stürzte sich auf den Kumpan des Vampirs, der verblüfft zugesehen hatte. Offenbar hielt er sich für besonders schlau: Er schlang den Arm fester um sein Opfer, um es als Schutzschild zu benutzen … Zumindest bis zu der Sekunde, in der Bastien ihm besagten Arm brach und den schreienden Vampir durch die Luft schleuderte, sodass die Backsteinwand um ein paar Risse reicher wurde.
Bastien legte die Studentin neben ihrer Freundin ab und machte sich bereit zum Kampf, wobei er darauf achtete, möglichst viel Abstand zu den Frauen zu halten.
Die Blutsauger griffen nach ihren Waffen: Jagdmesser mit gezackten Klingen und Bowiemesser, die so lang waren wie Bastiens Unterarm.
Bastien zog seine Katanas und trat ihnen sorglos entgegen. Er war vor zwei Jahrhunderten geboren worden und hatte auf Wunsch seines Vaters, eines englischen Adligen, mit einem Meister des Schwertkampfs trainiert. Und selbst wenn das nicht ausgereicht
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