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Verfuehrerisches Geheimnis

Verfuehrerisches Geheimnis

Titel: Verfuehrerisches Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
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etliche deftige Flüche, als sie die Longhorns durch Tyne Water trieben. Winton lag am jenseitigen Ufer auf einer Anhöhe inmitten fruchtbaren Landes. Weideflächen mit Vieh so weit das Auge reichte, alles im Besitz von Geordie Seton, dem reizbaren Earl of Winton. Seton-Land erstreckte sich bis an die See, und Patrick musste sich insgeheim eingestehen, dass er ihn um jeden einzelnen Morgen beneidete.
    Der Earl erblickte sie aus einer halben Meile Entfernung. Das dichte, schwarze Haar des einst stattlichen Mannes war nun, da er auf die sechzig zuging, spärlich und ergraut, seine einst helle Haut gerötet und von Wind und Wetter gegerbt. »Bei Gott und allen Heiligen, Hepburn. Nie hätte ich gedacht, die lieben Tierchen wiederzusehen. Ich wollte schon Leute auf die Suche schicken, sobald das Kalben vorbei ist, aber Rinderhirten können es mit diesen verdammten gerissenen Viehdieben nicht aufnehmen! Wo habt Ihr sie gefunden?«, fragte er wütend.
    »Ich habe sie gestern bei der Rückkehr von der Grenzpatrouille entdeckt. Die Tiere sind leicht zu erkennen, ich wusste sofort, dass sie Euch gehören, Lord Winton«, erwiderte Patrick wahrheitsgemäß.
    Der drahtige Seton wollte es dabei nicht bewenden lassen. »Ich dachte, sie wären so weit von der Grenze sicher. Vermutlich waren es gar nicht die verdammten Engländer. Sicher stecken Schotten dahinter.«
    Patrick sah David Hepburn erstarren und spürte, wie sich unter seinen Leuten Unruhe regte. »Sehr richtig, Euer Lordschaft. Es waren Schotten«, bestätigte er und kostete das Unbehagen aus, das seine Worte h e rvorrief.
    »Ich wusste es ja! Es waren die verdammten Armstrongs, stimmt's?« Setons gerötetes Gesicht lief in tiefem Purpur an. »Ich verlange, dass Ihr sie festnehmt! Ich will sie vor dem nächsten Grenzgericht anklagen. Wenn nötig, gehe ich zum König. Ich verlange Gerechtigkeit!«
    »Ich habe sofort Gerechtigkeit geübt und Sim Armstrong hängen lassen.«
    »Bei Gott, meine ganze Bewunderung und mein Dank sind Euch sicher, weil Ihr mir die Herde zurückgebracht habt.« Er kniff nachdenklich die Augen zusammen. »Ich war immer gegen Schutzgeldzahlungen, weil ich es für eine Form der Erpressung hielt, müsst Ihr wissen. Jetzt aber, glaube ich, ist es an der Zeit, die Börse zu öffnen. Bringt Euer Pferd in den Stall, und kommt hinauf ins Schloss, Patrick. Wir werden eine Vereinbarung treffen.«
    Mit unbewegter Miene fragte Patrick: »Habt Ihr etwas dagegen, wenn meine Burschen sich ein wenig umsehen? Euer Vieh hat ihr Interesse geweckt.«
    Als die beiden Männer absaßen, wurde der Größenunterschied deutlich. Das Earl war klein von Gestalt, und als Patrick ihm aus dem Stall folgte, versuchte er vergeblich, den Blick von dessen krummen Beinen loszureißen. Allmächtiger, seine Mutter muss ihn auf einem Fass gewiegt haben!
    In der Bibliothek angekommen, schickte der Earl einen Diener um Whisky, und Patrick war froh, dass er trinkfest war. Sie einigten sich auf einen Jahrespreis für den Schutz der riesigen, über zweitausend Stück zählenden Herde. »Wie und wann habt Ihr angefangen, diese Longhorns zu züchten, Mylord?«
    »Das war vor etwa zwanzig Jahren. Lord John Spencer, ein englischer Edelmann mit ausgedehnten Ländereien in Hertfordshire, kam einmal, um sich meine Hochlandrinder anzusehen. Er besaß ein paar französische Rinder, die viel Milch lieferten, aber empfindlich waren, und wollte sie mit meiner robusten Fleischrasse kreuzen. Es glückte, und diese einzigartigen Longhorns waren das Ergebnis. Das Experiment verlief so gut, dass wir beide uns entschlossen, diese Zucht weiterzuführen.«
    Nachdem Winton die Vereinbarung schriftlich festgehalten hatte, geriet er ins Plaudern: »Ich musste allerdings einen Preis dafür bezahlen. Meine Tochter Isobel verließ mich und wurde Lady Spencer. Sie hat Seton seit über zwei Jahrzehnten nicht mehr besucht.«
    »Es muss ihr gut gefallen in Hertfordshire.«
    »Pah, doch nicht Isobel! Sie hat ihm ein Haus in Richmond abgeschwatzt und die Verbindungen seiner Schwester, einer Hofdame Königin Elizabeths, ausgenutzt, um selbst an den Hof berufen zu werden. Sie überließ John seiner Rinderzucht und stürzte sich ins Leben bei Hofe. Als er vor zwei Jahren das Zeitliche segnete, hat sie wohl nicht viel um ihn getrauert. Er war nicht mehr als ein Sprungbrett für sie.« Geordie stürzte seinen zweiten Whisky hinunter. »Das Einzige, was ich an meinem Leben bedauere, ist der Umstand, dass ich keinen Sohn, keinen

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