Plötzlich verheiratet (Megan Bakerville Reihe - Band 3) (German Edition)
Kapitel 1
Der geheimnisvolle Fremde
Wir schlenderten Arm in Arm am Strand entlang. Es war Mitte April. Wir verbrachten die meiste Zeit in unserer Villa bei West Lulworth, an der Südküste Englands. Hier am Meer war es einfach wunderschön. Den etwas weiteren Weg nach London, zu Logans Firma, nahmen wir deshalb gerne in Kauf.
Die Bäume und Pflanzen erstrahlten in einem satten Grün. An einigen von ihnen hingen kleine, runde Knospen, die nur darauf zu warten schienen, dass die Tage wärmer wurden, um sich endlich in eine weiße Blütenpracht zu verwandeln. Trotzdem war es noch viel zu frisch für diese Jahreszeit, wie ich fand.
Rasch schloss ich meine Jacke und erschauderte bei einer weiteren eisigen Windböe. Logan zog mich dichter an sich.
»Ist dir sehr kalt, Baby?«, erkundigte er sich sanft.
»Hitzewallungen löst dieses Wetter bei mir nicht gerade aus«, erwiderte ich lächelnd.
»Dann lass uns wieder zurück ins Haus gehen. Wir sind schon über eine Stunde hier draußen. Außerdem werden deine Eltern bald eintreffen.«
Ich stöhnte innerlich auf. Den ganzen Tag hatte ich die Tatsache, dass meine Erzeuger heute ankommen würden, erfolgreich verdrängt und jetzt erinnerte er mich wieder daran.
Und als bereite mir ihr Kommen nicht schon genug Kopfzerbrechen, hatte Logan auch noch kurzerhand seine eigenen Eltern eingeladen.
»Du kannst einem wirklich die Stimmung verderben«, murmelte ich leise. Mein Verlobter lachte.
»Wird schon nicht so schlimm werden«, versuchte er mich aufzumuntern.
»Mal sehen, wie du heute Abend darüber denkst«, sagte ich kopfschüttelnd und fragte mich zum wiederholten Mal, warum wir uns dieses Familientreffen überhaupt zumuteten.
Weshalb hatten wir uns nicht still und leise das Jawort gegeben? Ohne Verwandtschaft, Freunde und dem ganzen anderen lästigen Hochzeitskram.
Mir strömte der Angstschweiß aus sämtlichen Poren, wenn ich daran dachte, dass Logans Familie heute auf meine treffen würde. Ich selbst kannte seine Eltern ja noch nicht einmal, was ein weiterer Grund für meine Nervosität war.
Als der Termin für das gemeinsame Kennenlern-Wochenende feststand, hatte Logan mir so Einiges über seine Eltern erzählt. Seither malte ich mir die schlimmsten Szenarien aus und immer endeten alle in einem Chaos. Seiner Aussage nach war seine Mutter ein Fall für sich.
Ich erinnerte mich noch, wie ich neben ihm auf dem Sofa gesessen hatte und mit jeder Minute bleicher geworden war, bis er mich schließlich fragte, ob mir nicht gut sei.
Das Verhältnis zu meinen Eltern, die ich höchstens einmal im Jahr zu Gesicht bekam, war nicht besonders innig. In meinen Augen waren alle lebenden Verwandten, die ich kannte, durch die Bank irgendwie seltsam. Jeder auf seine ganz eigene Art und Weise.
Bis auf meinen Vater. Er war der mit Abstand "Normalste", im Gegensatz zu den anderen Mitgliedern meiner Familie. Man könnte auch sagen, er stand mit beiden Beinen fest im Leben.
Mein Dad wohnte mit seiner zweiten Ehefrau Piper in Los Angeles, wo ihm eine Dachdecker-Firma gehörte.
Er verdiente damit sehr gutes Geld. Doch kaum war es auf dem Bankkonto gutgeschrieben, stellte seine Frau es umgehend wieder der freien Marktwirtschaft zur Verfügung. Sie trug nur die teuerste Designer-Kleidung und ging mindestens zwei Mal wöchentlich in den Beautysalon.
Ich wage zu behaupten, dass sie zudem bereits die eine oder andere Schönheitsoperation hinter sich hatte. Das nahm ich zumindest an, wenn ich an ihren starren Gesichtsausdruck dachte, der sich niemals änderte. Außerdem machte mich die Unmenge an Make-up misstrauisch, mit dem sie ihr Gesicht zubetonierte.
Ich bin mir sicher, etwas von dieser hautfarbenen Spachtelmasse auch schon hinter ihren Ohren entdeckt zu haben. Wahrscheinlich, um die verräterischen Narben dort zu überschminken.
Was mein Vater an dieser Frau fand, war mir bis heute ein Rätsel. Er selbst war ein stattlicher und sehr gut aussehender Mann. Groß, dunkelhaarig und für sein Alter äußerst attraktiv.
Er war das ganze Jahr über braun gebrannt, was daran lag, dass er es sich nicht nehmen ließ, auf den Baustellen mitzuarbeiten. Wahrscheinlich tat er dies aber nur, um nicht das unerträgliche Geplapper meiner Stiefmutter anhören zu müssen.
Meine Mom hingegen war eine Spezies für sich. Sie war nach der Scheidung mit ihrem 15 Jahre jüngeren Freund Donald nach Hawaii gezogen, wo sie Yoga unterrichtete, einen kleinen Bio-Laden eröffnete und ihre spirituelle
Weitere Kostenlose Bücher