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Verfuehrerisches Geheimnis

Verfuehrerisches Geheimnis

Titel: Verfuehrerisches Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
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euch auf der Stelle baumeln lassen.« Die verstohlenen Blicke, mit denen sie den toten Armstrong streiften, verrieten ihm, dass sie ihre Lektion für heute gelernt hatten. Ihre skrupellose»! Diebereien konnte er hinnehmen, doch war er nicht gewillt, während seiner vier Monate an der Grenze Mord und Vergewaltigung zu dulden.
    Wie ein Hirsch, der Witterung aufnimmt, hob er den Kopf und grinste seine Moss-Trooper an. »Nach Hause, Jungs!«
    Unter lautem Gebrüll galoppierten sie los und trieben dabei die englischen Pferde, die sie mitgenommen hatten, vor sich her. Ohne auch nur einen Funken Mitgefühl ließen sie ihre schottischen Landsleute zu Fuß laufen. Wenn die Kerle so tölpelhaft waren, sich erwischen zu lassen, verdienten sie es nicht anders.
    Beim Ritt über die sanft gewellten Moore, entlang an hurtigen Bächen Richtung Norden, konnten sie schon den Frühling zu spüren, der in der Luft lag. Patricks Blick wanderte über die vertrauten, mit weidenden Schafen gesprenkelten Hügel, und in seinen dunklen Augen spiegelte sich die tiefe und unwandelbare Liebe wider, die er für das Grenzland empfand. Auf dem Ritt durch Liddesdale und Teviotdale hinauf nach Midlothian erfasste ihn Wehmut über den Verlust der ausgedehnten Besitzungen, die einst seinem Vater gehört hatten. Betrauere den Verlust, aber hüte dich vor Verbitterung, Patrick. Sie schwärzt die Seele. Die Worte seines Vaters kamen ihm in den Sinn, als wären sie erst gestern und nicht schon vor zehn Jahren ausgesprochen worden. Damals hatte Francis Hepburn Stewart, der berüchtigte Earl of Bothwell, freiwillig das Exil gewählt und als Gegenleistung für den Pardon der Krone auf seine Titel, Ländereien, Schlösser und Herrensitze verzichtet, unter der Bedingung, dass sein einziger Sohn und Erbe Crichton Castle und den dazugehörenden Grundbesitz behalten durfte.
    Jener Tag hatte das gewaltsame Ende von Patricks Knabenzeit bedeutet. »Ich hasse König James!«, hatte er sich, erfüllt vom Rachedurst eines erwachsenen Mannes, damals geschworen.
    »Nein, mein Junge, ich selbst und meine unbesonnen Taten haben uns in diese Lage gebracht. Wie du weißt, haben James und ich James V. als gemeinsamen Großvater. Weil ich mit meiner Macht prahlte, glaubte James, ich hätte es auf seinen Thron abgesehen. Er fürchtete meine Macht und entriss sie mir. Vergiss niemals, dass der König allmächtig ist. Er kann sich nehmen , was er will. Denk immer daran, dass euch Blutsbande verbinden und dass dieselbe allmächtige Hand auch zu geben vermag, wenn du klug genug bist, die Freundschaft mit ihm zu pflegen und sein Vertrauen zu gewinnen. Vergiss aber auch nicht, dass es etwas gibt, an das er nie herankommt.«
    Patrick wusste, dass damit nicht Crichton gemeint war, das seit Generationen den Hepburns gehörte. Dieser Besitz war nicht das einzige Erbe seines Vaters. Durch die königliche Blutlinie der Stuarts war ihm eine übernatürliche Kraft in die Wiege gelegt worden, die Gabe des zweiten Gesichtes, die es ihm zuweilen erlaubte, in die Zukunft zu sehen. Eine erstaunliche Gabe ... und zugleich ein entsetzlicher Fluch.
    Damals hatte Patrick sich geschworen, eines Tages auf irgendeine Weise so viel Macht über König James zu gewinnen, dass dieser ihm weit mehr geben würde, als er ihm genommen hatte. Tag für Tag, ein ganzes Jahr lang, hatte er es sich gelobt und geschworen wie einen Eid, bis er es verinner-licht hatte. Und jetzt, ein Jahrzehnt später, wusste er an diesem letzten Apriltag, dass er es mit jedem Menschen aufnehmen konnte. Lord Patrick Stewart warf den Kopf zurück und lachte. Der arme Jamie hatte nicht die geringste Chance!
    In London applaudierten die beiden jungen Paare, die das Stück von einem Fenster im ersten Stock des Bull and Bear aus verfolgt hatten, als die Schauspieler sich zum letzten Mal verbeugten. Lady Catherine und Lady Arbella traten vom Fenster zurück, nahmen ihre Masken ab und bedienten sich an den Erfrischungen, die ihre Begleiter bestellt hatten.
    Cat lächelte Henry Somerset strahlend an, nachdem sie zierlich von einem süßen Häppchen abgebissen hatte. »Mandeln liebe ich über alles, Hai.«
    »Dann koste doch von diesem Wein mit Mandelaroma.« Er schenkte zwei Gläser voll und trat auf sie zu, so nahe, dass sie einander fast berührten.
    Cat musterte das hübsche Gesicht ihres Begleiters mit dem kurz geschnittenen goldenen Bart und den wohl geformten Lippen. »Keinen Wein, Hai, er benebelt mir die Sinne. Bella und ich müssen vor

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