Verfuehrt von einem Traumprinzen
nachdem sie bereits eingeschlafen war –, da war ihm erst richtig bewusst geworden, wie jung und unschuldig sie aussah. Ihr Kissen war tränennass gewesen, und die feuchten Spuren auf ihren Wangen verstärkten noch sein schlechtes Gewissen. Normalerweise ließ er sich nicht von Frauentränen erweichen, doch Erin hatte allein und lautlos geweint – draußen vor dem Zelt war nichts von ihrem Schluchzen zu hören gewesen. Das Wissen, dass sie sich in den Schlaf geweint haben musste, zwang ihn dazu, sein Verhalten ihr gegenüber zu hinterfragen.
Er konnte nicht gerade stolz auf sich sein. Wie ein Barbar hatte er ihr die Jungfräulichkeit geraubt – ohne jede Finesse. Vermutlich hatte er ihr wehgetan. Der Gedanke erzeugte so einen bitteren Selbstekel in ihm, dass er hastig die Decke zurückschlug, die Beine über den Bettrand schwang und sich frustriert mit den Händen durchs Haar fuhr. Was auch immer Erin in der Vergangenheit getan haben mochte, so eine Brutalität hatte sie nicht verdient, und die Tatsache, dass sie voller Leidenschaft auf ihn reagiert hatte, entschuldigte sein Verhalten keineswegs.
Plötzlich fiel ihm auf, dass sich der Rhythmus ihrer Atmung verändert hatte. Als er sich zu ihr umdrehte, sah sie ihn mit großen Augen an. Ihr Blick war wachsam.
Zum ersten Mal in seinem Leben wusste Zahir nicht, was er sagen sollte. Sie war seine Ehefrau, und wenn möglich, dann war sein Verlangen nach ihr an diesem Morgen sogar noch größer als in der Nacht zuvor. Doch er würde das Feuer, das in ihm brannte und bereits dafür sorgte, dass er hart wurde, kontrollieren müssen, denn im Morgengrauen, während er rastlos vor dem Zelt auf und ab gewandert war, hatte er geschworen, sie erst wieder zu berühren, wenn sie ihm deutlich zeigte, dass sie es auch wollte.
„Ich muss mich für die vergangene Nacht entschuldigen“, sagte er steif und durchbrach damit die unangenehme Stille.
Erins Augen weiteten sich noch mehr. „Für was genau? Dafür, dass du mit mir geschlafen hast?“
Er spürte ihre Überraschung – so als wäre eine Entschuldigung das Letzte, was sie erwartet hatte. Zahir biss die Zähne zusammen. „Ich war sehr grob mit dir“, murmelte er verlegen. Es fiel ihm nicht leicht, sich zu entschuldigen, doch in diesem Fall war es unumgänglich. „Wenn du mir gesagt hättest … Wenn ich gewusst hätte, dass du noch Jungfrau bist, hätte ich mich anders verhalten – ich wäre sanfter gewesen“, erklärte er, als er ihren verwirrten Gesichtsausdruck sah.
„Wenn du gewusst hättest, dass ich noch Jungfrau bin, dann hättest du gar nicht mit mir geschlafen“, entgegnete Erin leise. „Du hättest unsere Ehe annullieren lassen und vor Gericht das alleinige Sorgerecht für Kazim beantragt – oder etwa nicht?“
Zahir begegnete ihrem Blick, und während sie einander in die Augen sahen, veränderte sich die Spannung zwischen ihnen – die erotische Anziehung wob ihr magisches Netz. „Kazim war nicht der einzige Grund, weshalb ich dich geheiratet habe“, erklärte er vorsichtig. „Du gestehst mir mehr Selbstbeherrschung zu, als ich tatsächlich besitze, ganz besonders wenn es um dich geht. Das Wissen, dass du noch Jungfrau bist, hätte mein Verlangen nicht geschmälert, aber ich wäre nicht wie ein ungeschickter Teenager, der seine Hormone nicht im Griff hat, über dich hergefallen“, gestand er voller Selbstverachtung.
Erin beobachtete fasziniert, wie Zahir errötete. Mein Gott, er war ein Prinz und furchtbar stolz, was sie bislang immer für Arroganz gehalten hatte, und jetzt dieses Eingeständnis! Mit einem Seufzen drehte sie sich auf den Rücken und starrte den burgunderroten Seidenhimmel an, der über das Bett gespannt war. „Du bist nicht über mich hergefallen“, widersprach sie sanft. „Ich wollte dich genauso sehr wie du mich.“
Seltsamerweise schienen ihre Worte ihn nicht zu beruhigen, sondern zu verärgern – obwohl sich sein Zorn eher auf sich selbst zu richten schien als auf sie. Hastig stand er auf und wanderte unruhig im Zelt auf und ab. Er trug nur eine leichte Baumwollhose, sein Oberkörper war nackt, und er sah einfach umwerfend aus.
„Deine Ehrlichkeit beschämt mich“, gab er angespannt zu. „Dennoch bin ich nicht stolz auf mein Verhalten in unserer Hochzeitsnacht, und du sollst wissen, dass du keinen unsensiblen Barbaren geheiratet hast, dem es nur um sein eigenes Vergnügen geht. Ich werde warten, bis du dich wirklich bereit fühlst, erneut mein Bett zu teilen, und
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