Verfuehrt von einem Vampir - Band 1
flüsterte:
„Héloïse, Sie wissen genau, dass ich Ihnen nichts antun werde, ich habe meinen Eid vor zwei Jahren abgelegt, während der Krise des Blutes gehörte ich zu den Pazifisten, ich erlebe die Konfrontation zwischen Menschen und Vampiren nun schon seit fast 400 Jahren und war der erste, der die Lösungsvorschläge unserer Regierungen befürwortete. Ich habe seit Jahren niemanden gebissen.“
Ich schmiegte mein Gesicht an seinen Hals und fühlte, wie mein Herz sich beruhigte. Gabriel war kalt, doch unglaublich zärtlich. Ich hätte große Lust gehabt, ihn zu küssen.
„Ich … ich habe keine Angst … ich bin verwirrt. Was soll ich jetzt einen Monat lang tun?“
Er richtete sich auf und lächelte.
„Schreiben … und einige andere erquickliche Aktivitäten. Das Leben steckt voller Überraschungen, glauben Sie mir.“
Dann stand er auf, ging selbstbewusst davon, drehte sich schließlich um, zwinkerte mir zu und schloss die Tür.
Ich nahm das kleine, goldverzierte Heft, das er mir geschenkt hatte, und schrieb die ersten Worte hinein:
„Was für ein verwirrender Mann.“
* * *
Tag 1, 14:30
Ich weiß nicht, ob es das Schicksal war, das mich hierher geführt hat, aber Papa sagte immer: „Nichts geschieht durch Zufall.“ Ich verstehe nicht genau, was hier passiert, aber ich weiß, dass ich mich verletzlich fühle, wenn Gabriel in der Nähe ist. Bin ich normal? Habe ich das, was man als Stockholm-Syndrom kennt, bin ich dem Charme meines Entführers erlegen, um die Angst besser zu ertragen? Denn trotz seiner Kälte finde ich ihn anziehend, er ist nicht nur gut aussehend, er ist … perfekt. Lange Wimpern, strahlende Augen, und was für ein Mund … Ich weiß nicht, warum ich all das schreibe, aber ich denke, dass er recht hat, ich werde das Leben nehmen, wie es kommt, ich habe keine Wahl und ich wollte schon immer etwas über ihr Verhalten erfahren … Das ist die Gelegenheit.
Jemand klopft an die Tür, ich träume nur von einer Sache – ich möchte duschen.
Eine kleine Frau tritt ins Zimmer, sie muss etwa 40 sein und hat blonde Haare, die sie zu einem festen Zopf gebunden hat. Ihr Gesicht ist sanft und rund und sie hat elegante kleine Lachfältchen. Die Arme trägt ein riesiges Tablett mit einem Porzellanservice mit heißem Tee, setzt das Luxusfrühstück auf dem Bett ab und stellt sich mir feierlich vor.
„Ich bin Magda, Gabriels Hausdame in diesem Anwesen. Ich möchte Sie herzlich bei uns willkommen heißen.“
Zuerst bin ich erleichtert, doch dann schrecke ich zurück, als ich ihre großen, grünen Augen bemerke … Noch ein Vampir. Ich bin zwar dem Charme meines Gastgebers erlegen, doch ich vergesse nicht die Bedingung, die daran geknüpft ist, und ich habe Angst vor dem, was nun kommen wird. Wie lange wird es dauern, bis sie alle über mich herfallen? Bis sie mich beißen? Seit der Einführung der verpflichtenden Blutspende wurden keine Übergriffe von Vampiren gemeldet … Doch bin ich hier bei ihnen wirklich in Sicherheit? Der Krieg ist vorüber, aber es gibt noch immer Gerüchte über die „Durstigen“. Meine Studienkollegin Mélanie hat mir erzählt, dass die Regierung Gefängnisinsassen ins rote Stadtviertel bringt, um sie ihnen zum Fraß vorzuwerfen und so gleichzeitig der Übervölkerung der Gefängnisse vorzubeugen. Außerdem sind Vampire redegewandt, viele junge Mädchen sind verschwunden und später mit messerscharfen Eckzähnen wieder aufgetaucht. Wem soll man also glauben? Sie verletzen niemanden mehr, aber bin ich trotzdem wirklich in Sicherheit? Normalerweise bin ich eher misstrauisch, aber wenn ich an Gabriels schöne Augen denke, bin ich nicht mehr ich selbst …
„Ich störe Sie nur ungern in Ihren Gedanken, meine Kleine … Die Dusche befindet sich am Ende des Ganges, Ihre Kleidung liegt dort bereit, und hier ist inzwischen ein Bademantel. Wir haben nicht oft Gäste … wie Sie. Ich freue mich wirklich ganz besonders! Wenn Sie etwas brauchen – was auch immer es sein mag – drücken Sie hier.“
Oh! Ein „Panikknopf“, der einem alten
James Bond
würdig scheint, ist in die Tapete eingelassen.
„Vielen Dank, Madame.“
„Magda! Wir werden einen Monat lang hier zusammenleben, meine Kleine, nennen Sie mich bei meinem Vornamen.“
„Vielen Dank, Magda, es tut mir leid, ich bin ein wenig verwirrt.“
„Das müssen Sie nicht sein, Monsieur Gabriel wird sich gut um Sie kümmern, Sie haben nichts zu befürchten … Außerdem habe ich heute schon gut
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