Verfuehrt
dass er mir wieder so nah ist, und weil ich unbedingt einen klaren Kopf brauche. Sein Kuss gerade hat nämlich nach etwas geschmeckt, das mir den Schmerz in meiner Brust nehmen könnte. Aber an diesem Punkt waren wir schon. Und nach allem, was war, bin ich vorsichtig geworden.
»Du hast gesagt, du wärst nicht der Richtige für mich.«
»Das stimmt auch, Sophie. Aber du bist die Richtige für mich.« Matteo stöhnt auf, und in seinen Augen liegt jetzt ein ungewohnt kleinlauter Ausdruck. »Du hättest wirklich einen anderen Mann verdient als ausgerechnet mich. Ich bin deine Liebe nicht wert.« Er schüttelt den Kopf. »Aber ich bin leider nicht so selbstlos, wie ich dachte. Der Gedanke, dass du zu diesem Nigel zurückkehrst, der so gut in dein Leben passt, hat mich fast die Wände hochgehen lassen. Vermutlich ist er der bessere Mann für dich. Nur kann er dich nicht haben.« Er nimmt meine Hand und streicht darüber, sieht mir in die Augen. »Deswegen musste ich kommen. Deswegen bin ich hergeflogen. Um dir zu sagen, dass ich gelogen habe. Ich brauche dich, Sophie. Ich liebe dich, und wenn du mich auch liebst, dann lass es uns noch mal versuchen. Bitte.«
Misstrauisch sehe ich ihn an. Ich würde ihm so gerne glauben, und mein Herz fliegt ihm längst wieder zu. Aber meine Vernunft zögert noch, erinnert mich daran, wie weh es getan hat, von ihm enttäuscht zu werden.
»Und woher weiß ich diesmal, dass du mich nicht doch wieder wegschickst?«
»Weil ich nicht kann.« Matteo seufzt tief. »Sophie, ich bin süchtig nach dir, ich kann nicht ohne dich sein. Die drei Wochen, bevor du nach Rom zurückgekommen bist, waren grausam. Ich habe mir eingeredet, dass du genauso bist wie Giulia, dass du mich belogen hast und dass ich dich hasse, aber in Wirklichkeit habe ich dich einfach nur schrecklich vermisst. Und dann warst du plötzlich wieder da und hast gesagt, dass du mich liebst, und ich wollte dir so gerne glauben. Ich konnte nur nicht, ich dachte, dass es sowieso scheitern wird. Dass du gehst, sobald du die Wahrheit erfährst.« Er schließt die Augen und schüttelt den Kopf. »Ich … hatte mir geschworen, nie wieder Gefühlen zu trauen. Nicht in dieser Hinsicht jedenfalls, verstehst du? Ich dachte, ich könnte keine Frau mehr lieben. Ich dachte, ich dürfte es nicht. Es hat mir Angst gemacht. Aber jetzt … macht es mir viel mehr Angst, dass ich dich vielleicht verloren habe.«
Sein Blick hält meinen fest, und ich sehe, wie unsicher er immer noch ist. Aber er hält jetzt nichts mehr zurück, und das Leuchten in seinen Augen spiegelt sich in meinen. Deshalb lege ich die Arme um ihn und ziehe ihn zu mir.
»Du hast mich nicht verloren. Ich schätze, du hattest mich immer – schon seit ich dir in Giacomos Villa in die Arme gefallen bin.«
Er steht auf und setzt sich neben mich auf das Sofa, zieht mich auf seinen Schoß und küsst mich lange und innig.
»Heißt das, wir machen jetzt doch Pläne?«, will ich wissen.
Sein Blick wird ernst, und er legt seine Stirn an meine.
»Kann man das Leben überhaupt planen?«, fragt er zurück, und seufzt, was mir deutlich macht, dass er soweit vielleicht doch nicht ist.
»Man kann es zumindest versuchen«, erwidere ich, und er lächelt.
»Ich weiß nur eins, Sophie. Dass morgen ein neuer Tag ist, und dass ich alles dafür tun werde, ihn mit dir zu verbringen.«
Der Plan klingt für mich mehr als annehmbar, deshalb erwidere ich seinen Kuss, bis die Leidenschaft erneut zwischen uns aufflammt und wir beide schneller atmen.
»Aber was, wenn es doch nur der Sex ist?«, frage ich an seinen Lippen, weil ich ihn noch ein kleines bisschen necken muss.
Er grinst und küsst mich noch mal. »Ich denke, das müssten wir vielleicht testen.«
»Oh ja. Testen wir es«, sage ich und strahle ihn glücklich an, als er mich hochhebt und mit sehr entschlossenen Schritten ins Schlafzimmer trägt.
24
Fünf Monate später
Die strahlende Herbstsonne lässt mich blinzeln, als ich an Matteos Arm die Kapelle von Lockwood Manor verlasse. Es ist ein kalter, aber wunderschöner Tag, so als wüsste der November, was sich gehört, wenn es auf dem Stammsitz des Earl of Lockwood etwas zu feiern gibt.
Grace und Jonathan stehen mit ihrem Kind – einer kleinen Tochter, die gerade auf den Namen Felicity Orla Rose getauft wurde – schon vor der Kirche und nehmen die Glückwünsche der zahlreichen Gäste entgegen.
»Felicity ist so ein schöner Name«, sage ich, als wir die beiden erreichen, und umarme
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