Verfuehrung auf Italienisch
Bruder." Paola rümpfte abfällig 12 die Nase. "Mein Vater und er waren Geschäftspartner, und dann ist mein Vater gestorben. Zio Carlo hat gesagt, dass ich bei ihm leben muss, obwohl ich nicht wollte. Ich wollte bei meiner matrigna bleiben, und sie wollte das auch. Aber die Anwälte haben das nicht erlaubt."
Zumindest hat Paola mit ihrer Stiefmutter mehr Glück als ich, dachte Clare. Bernice hat es nicht erwarten können, mich endlich aus dem Haus zu haben. Laut sagte sie: "Und Zio Carlo möchte, dass Sie diesen Guido heiraten?"
"Dio, no! Zio Carlo ist auch tot." Paola seufzte schwer. "Aber in seinem Testament hat er bestimmt, dass Guido bis zu meinem fünfundzwanzigsten Lebensjahr mein Vormund sein soll, bis ich mit fünfundzwanzig dann auch über mein Erbe verfügen kann. Es sei denn, ich heirate vorher. Und das habe ich auch vor. Allerdings nicht Guido."
Das war ja eine dramatische Geschichte! Clare atmete erst mal tief durch. "Sind Sie nicht ein bisschen jung, um schon an Heirat zu denken?" fragte sie vorsichtig.
"Ich bin achtzehn. Nun, fast", fügte Paola schnell hinzu. "Außerdem war meine Mutter in demselben Alter, als sie meinen Vater traf und sich in ihn verliebte." Paolas Blick wurde träumerisch. "Das Alter spielt keine Rolle, wenn man den Mann seines Lebens gefunden hat."
"Ich verstehe", meinte Clare trocken. "Und? Haben Sie diesen Mann gefunden?"
"Oh ja! Fabio." Paolas Augen begannen zu glänzen. "Er ist wunderbar. Er wird mich vor Guido beschützen." Das ist ja alles haarsträubender Unsinn, dachte Clare halb amüsiert, halb entsetzt. Es war an der Zeit, dem Ganzen wieder ein bisschen Realismus beizumischen.
"Paola, wir leben im einundzwanzigsten Jahrhundert. Man zwingt Menschen schon seit langer Zeit nicht mehr zu einer Ehe. Wenn Sie Guido sagen, wie Sie wirklich fühlen, dann ..."
"Das interessiert ihn nicht. Es geht hier um Geld, um viel Geld. Ich habe die Geschäftsanteile meines Vaters geerbt. Guido wird nicht zulassen, dass ich einen anderen Mann heirate, denn dann sind die Anteile für ihn verloren. Seit drei Jahren schon hält er mich wie eine Gefangene."
Das wurde ja immer wilder. "Eine Gefangene? Wie meinen Sie das?"
Paola schürzte schmollend die Lippen. "Er hat mich auf diese Schule geschickt. Die Nonnen waren die reinsten Gefängniswärter. Er hat das nur getan, damit ich nicht ausgehen und jemanden treffen kann."
Clare kam der Gedanke, dass dieser Guido vielleicht gar nicht so Unrecht hatte. Paola schien den Realitätssinn eines unbeschwerten schönen Schmetterlings zu haben. Allerdings war das keinesfalls eine Rechtfertigung, dieses Mädchen nur wegen seines Geldes zu heiraten. Wenn dem denn so war.
"Vielleicht liebt er Sie ja wirklich, Paola", meinte sie sanft. Paola schnaubte abfällig.
"Der? Der denkt doch nur daran, dass er die Kontrolle über meine Aktien verlieren könnte."
"Aha." Clare schwieg einen Moment. "Und Fabio? Wo haben Sie ihn kennen gelernt?"
Wieder nahm Paolas Gesicht einen verträumten Ausdruck an. "Ich war im Urlaub. Mit meiner Freundin Carlotta und ihren Eltern. Guido hat mich nur mitfahren lassen, weil Carlottas Mutter genauso streng ist wie die Nonnen. " Paola kicherte. "Aber Carlotta und ich sind nachts aus dem Fenster gestiegen und in die Stadt gegangen. Einmal waren wir in einer Disco, und ein paar Kerle haben uns belästigt. Fabio und sein Freund kamen und haben uns geholfen." Sie seufzte laut. "Ach, ich habe ihn nur angesehen, und ich wusste es. Für ihn war es genauso."
"Wie romantisch." Clare bemühte sich, nicht ironisch zu klingen. "Und Sie haben noch Kontakt zueinander?"
Paola nickte. "Wir schreiben uns, und ich tue immer so, als wären die Briefe von Carlotta."
"Haben Sie Guido von diesem Jungen erzählt?"
"Sind Sie verrückt?" Paola rollte mit den Augen. "Er würde mich sofort auf die nächste Schule schicken, wahrscheinlich in die Schweiz, und da müsste ich dann kochen und Blumen stecken und lernen, wie man eine perfekte Gastgeberin wird. Seine perfekte Gastgeberin", fügte sie düster hinzu. "Außerdem", fuhr sie fort, "ist Fabio kein Junge. Er ist ein Mann.
Natürlich nicht so alt wie Guido, aber dafür viel, viel hübscher." Paola rollte schwärmerisch mit den Augen. "Ah, bello!"
So wie Paola von diesem Guido sprach, erstand vor Clare das Bild eines alternden Lüstlings, der es auf junge Mädchen abgesehen hatte. Natürlich musste Fabio da wie der Ritter in goldener Rüstung erscheinen.
"Und was haben Sie jetzt vor? Wollen Sie
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