Verfuehrung im Harem
verschlossen, Kardahl“, unterbrach sie ihn und stand auf. „Mit einem Mann, der mich nicht lieben kann, werde ich nicht zusammenleben. So ein Leben könnte ich nicht ertragen.“
12. KAPITEL
Kardahl warf einen Blick auf die Scheidungsklage, die auf seinem Schreibtisch lag. Kaum eine Woche war vergangen, dass Jessica ihm gegenüber in dem Sessel gesessen und erklärt hatte, sie würde nicht mit einem Mann zusammenleben, der sie nicht liebte. Er hatte angedeutet, was er für sie empfand, doch offenbar reichte ihr das nicht. Sie hatten sich so gut verstanden. Warum wünschte sie sich mehr?
In dem Moment teilte ihm sein Mitarbeiter über die Sprechanlage mit, sein Bruder wolle ihn sprechen.
„Er soll hereinkommen.“ Kardahl wusste, worum es ging, und freute sich auf die bevorstehende Auseinandersetzung.
Wenige Sekunden später stürmte Malik herein und setzte sich Kardahl gegenüber an den Schreibtisch. „Unser Vater hat mich gebeten, mit dir zu reden. Wozu brauchst du so viel Geld?“
„Ich will Projekte fördern, die wir schon viel zu lange vernachlässigt haben“, antwortete Kardahl.
Sein Bruder kniff die Augen zusammen. „Das ist das erste Mal, dass du irgendetwas fördern willst.“
Jessica hatte ihm die Augen geöffnet und ihn darauf gestoßen, was in dem Land nicht Ordnung war oder verbessert werden konnte. Sie hatte ihn für soziale Fragen sensibilisiert. Dank ihrer klaren Worte hatte er begriffen, wie wenig er über die Nöte und Bedürfnisse seines Volkes wusste. Er hatte in einem goldenen Käfig gelebt und keinen Be zug zu dem Leben außerhalb der Palastmauern gehabt. Seine Aufgaben und Pflichten hatte er automatisch erledigt, ohne innerlich an dem, was er tat, beteiligt zu sein. Das reichte ihm jetzt nicht mehr. Er wollte sich verstärkt um das Wohlergehen der Bürger seines Landes kümmern.
Er legte die Hände auf die Scheidungsklage. „Ich habe erfahren müssen, dass die Regierung noch längst nicht genug in die Zukunft investiert.“
Malik fragte sich, woher das plötzliche Interesse seines Bruders rührte. „Hat deine Frau etwas damit zu tun, dass du dein soziales Gewissen entdeckt hast?“
„Das spielt keine Rolle. Wichtig ist, dass die Investitionen getätigt werden.“
„Sicher, aber davon musst du als Finanzminister unseren Vater selbst überzeugen.“ Malik sah ihn mitfühlend an. „Du weißt besser als jeder andere, dass er eisern an den Traditionen unseres Landes festhält.“
„Manchmal muss man sich von Traditionen verabschieden oder sie überdenken. Ich werde ihn davon überzeugen.“ Kardahl traute sich zu, seinen Vater für seine Ideen zu gewinnen.
„Bist du denn auch bereit, ihm zu verzeihen?“
Kardahl war der Meinung, sein Vater sei für den Tod der Frau, die er geliebt hatte, verantwortlich. Es war jedoch ein Unfall gewesen, und Kardahl hatte einen Schuldigen gesucht. Vielleicht hätte er seinen Vater früher oder später doch noch überreden können, ihm zu erlauben, die Mutter seines Kindes zu heiraten. Aber das war reine Spekulation. Dass sein Vater sich als unnachgiebig erwiesen hatte, hatte jedenfalls bewirkt, dass Kardahl und Jessica zusammengekommen waren. Ihm war klar, dass er selbst derjenige war, der etwas falsch gemacht hatte, und wusste nicht, wie er es wieder in Ordnung bringen sollte.
Er seufzte. „Ja. Ich bin nicht mehr zornig auf ihn.“
„Vermutlich ist Jessica auch dafür verantwortlich“, mein te Malik.
„In gewisser Weise.“
„Das höre ich gern.“ Malik lächelte breit. „Meine Braut trifft in einigen Wochen ein. Sie kommt auch aus Amerika.“
„Ich teile deinen Optimismus nicht. Du weißt doch, wie meine Ehe zustande gekommen ist, oder?“
„Ja. Der Abgesandte unseres Vaters hat sich Jessicas Unterschrift unter die Heiratsurkunde unter Vorspiegelung falscher Tatsachen erschlichen.“
„Richtig.“ Kardahl nahm die Scheidungsklage in die Hand und hielt sie hoch. „Ist dir auch bekannt, dass sie sich scheiden lassen will?“
„Ja. Du bist nicht damit einverstanden, oder?“
„Stimmt.“
„Seltsam, du glaubst, du könntest unseren Vater von deinen Plänen überzeugen, aber deine Frau kannst du nicht dazu überreden, bei dir zu bleiben. Wie passt das zusammen?“ Das Leuchten in Maliks Augen bewies, wie sehr er es genoss, seinen Bruder in die Enge zu treiben.
„Das eine lässt sich mit dem anderen nicht vergleichen“, entgegnete Kardahl.
„Denselben Fehler werde ich natürlich nicht machen, das steht fest. Man
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