Verfuehrung im Harem
damit zu tun haben musste.
„Bist du schwanger?“, fragte er hoffnungsvoll.
Sie seufzte und schüttelte den Kopf. „Nein.“
Kardahls Stimmung sank wieder. „Ich verstehe“, erwiderte er nur.
„Bist du nicht erleichtert?“, fragte sie verblüfft.
Zu seiner eigenen Überraschung war er keineswegs erleichtert, sondern eher enttäuscht. Er gestand sich ein, dass er gern ein Kind mit Jessica haben würde.
„Das ist eine Hürde weniger“, fügte sie hinzu, ehe er ihre Frage beantworten konnte.
„Wie darf ich das verstehen?“
„Da wir die Ehe nicht mehr annullieren lassen können, müssen wir die Scheidung einreichen. Wenn wir ein Kind hätten, wäre alles viel schwieriger.“
Es war dumm von mir, zu hoffen, sie würde ihre Mei nung ändern, sagte er sich. „Hast du mit deinen Großeltern darüber geredet?“
Sie nickte. „Ja. Natürlich sind sie enttäuscht. Sie hatten gehofft, ich würde in Bha’Khar bleiben. Doch sie wünschen sich, dass ich glücklich bin, nur das ist für sie wichtig.“
„Bist du dir ganz sicher, dass du es mit mir nicht sein kannst? Ich habe dich gern und halte sehr viel von dir.“ Weiter wollte er nicht gehen, aber eins wusste er genau: Er wünschte sich, sie würde hierbleiben.
Jessica faltete die Hände im Schoß und ließ die Daumen kreisen, eine Geste, die ihm sehr vertraut war und die ihm bewies, dass sie sehr nervös war. Und das passte ihm gut.
„Ich habe dich auch gern, Kardahl, und ich habe großen Respekt vor dir. Wenn man bedenkt, was für eine schlechte Meinung ich von dir bei meiner Ankunft hatte, ist das ein riesiger Schritt vorwärts.“
„Ich bin froh, dass du deine Meinung geändert hast. Du könntest dein Leben hier so gestalten, wie du möchtest, und alle möglichen Aufgaben übernehmen. Du könntest dich für die Menschen einsetzen, die in der Wüste leben. Außerdem gibt es in unserem Land viele Kinder, die von deiner Ausbildung, deinem Wissen und deiner Erfahrung profitieren könnten.“
„Nein, Kardahl, das reicht mir nicht.“
„Wie in jedem anderen Land gibt es auch in Bha’Khar genug zu tun für Menschen wie dich. Du könntest noch andere verantwortungsvolle Aufgaben übernehmen“, wandte er ein.
„So habe ich es doch nicht gemeint. Wie meine Mutter bin auch ich romantisch veranlagt. Mein Leben lang habe ich mir gewünscht, dass der Mann meiner Träume auf den ersten Blick genauso begeistert von mir ist wie ich von ihm.“ Sie musste über sich selbst lachen. „Das hört sich kindisch an, ich weiß, aber es stimmt. Mit weniger bin ich nicht zufrieden.“
Dazu fiel Kardahl nichts ein. Zuerst war ihm alles so leicht vorgekommen. Er hatte geglaubt, sie würden sich gegenseitig helfen. Aber da hatte er sie noch nicht so gut gekannt wie jetzt. Und er hatte sie noch nicht so sehr begehrt und geliebt.
Nein, ich liebe sie doch gar nicht, versuchte er, sich einzureden.
Er konnte die Worte, mit denen er sie zum Bleiben überreden konnte, nicht aussprechen. Nur ungern gestand er sich ein, dass er sich in sie verliebt hatte, aber darüber zu reden war für ihn undenkbar. Er wollte das Schicksal nicht herausfordern, sondern lieber so weitermachen wie bisher. Nicht noch einmal wollte er das durchmachen, womit er sich nach Antonias Tod herumgequält hatte.
„Ich werde die Scheidung ablehnen“, verkündete er schließlich.
In Jessicas Augen blitzte es rätselhaft auf. „Dann zwingst du mich, mir einen Rechtsanwalt zu nehmen, der sich mit internationalem Recht auskennt.“
„Willst du mir drohen?“
„Nein. Wir wissen beide, dass unsere Ehe aus gutem Grund aufgelöst werden kann: Ich bin hereingelegt worden und habe die Heiratsurkunde in der mir fremden Sprache nur unterschrieben, weil ich davon ausgehen musste, es handle sich um ganz andere Dokumente.“
„Warst du hier wirklich so unglücklich?“, fragte Kardahl.
Sekundenlang zögerte sie. „Darum geht es nicht. Du hast mir klar und deutlich zu verstehen gegeben, dass du mich nicht lieben kannst. Wahrscheinlich ahnst du nicht, wie sehr ich mir wünsche, du könntest etwas für mich empfinden. Ich habe Mitleid mit dir, bin aber auch zornig. Keine Gefühle mehr zuzulassen ist völlig unnatürlich und dient in keiner Weise dem Andenken der Frau und des Kindes, die du verloren hast. Sie können sowieso nur in deinem Herzen weiterleben.“
Ihm ging ein Stich durchs Herz, als sie ihm die Wahrheit so schonungslos ins Gesicht sagte. „Jessica, ich …“
„Du hast dein Herz
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