Verfuehrung im Palazzo des Prinzen
größte Zweifel. „Ich halte es für ausgesprochen schwierig, eine Frau zu treffen, die in der Lage ist, den Titel vom Mann zu trennen.“
„Und dabei hast du doch schon so viele getroffen“, zog Alex ihn gutmütig auf. „Ausgerechnet du mit deinem Ruf mokierst dich über die Jacksons. Wie war das noch? Rasante Frauen, rasante Wagen und rasante Jets.“
„Schon lange nicht mehr.“
„Unsinn, bei unserer letzten Begegnung hast du hinter dem Steuer eines Sportwagens gesessen, und neben dir eine entzückende Brünette.“
Matteo grinste. „Ich meine das mit den Jets.“ Erst in diesem Moment merkte er, wie sehr er das Fliegen vermisste. „Außerdem reden wir von deiner Verlobung …“
„Nein, das tun wir eben nicht“, unterbrach Alex ihn trocken. „Du bombardierst mich nur mit nebulösen Warnungen. Hast du überhaupt jemals einer Frau vertraut?“
Nur der einen. Und das war mein größter Fehler.
„Sehe ich wie ein Idiot aus?“ Matteo machte sich nichts vor. Wer seine Gesellschaft suchte oder mit ihm flirtete, war in erster Linie an seinem Titel und seinen Verbindungen interessiert und nicht an ihm als Mensch und Mann. Das Resultat: Er vertraute niemandem, egal ob Mann oder Frau.
Und ganz bestimmt nicht dem skandalösen Jackson-Spross dort auf der extra für die Party errichteten Bühne. Sie sah aus, als hätte sie gerade eine wilde Liebesnacht in einem fremden Bett verbracht und sich nicht einmal die Zeit zum Kämmen genommen, bevor sie auf den Ball gekommen war. Ihr vordergründiger Sexappeal schien die Atmosphäre vornehmer Zurückhaltung mit flirrender Elektrizität aufzuladen. Matteo fragte sich, ob außer ihm niemand eine Vorahnung drohenden Unheils empfand.
Überhaupt, diese Verlobung!
Sein Vater König Eduardo wünschte, dass Alex für immer in Santina blieb und seine Pflichten als Kronprinz wahrnahm. Aber wollte sein Vater das wirklich so sehr, dass er bereit war, die Verbindung mit einer Familie wie den Jacksons zu akzeptieren? Auf den ersten Blick schien die Öffentlichkeit durchaus Geschmack daran zu finden, den Prinzen mit einer Bürgerlichen verheiratet zu sehen. Immerhin lebte man im einundzwanzigsten Jahrhundert. Aber was wäre, wenn der erste Skandal publik würde, der bei den Jacksons so gut wie garantiert war?
Seine Erfahrung sagte ihm, dass die blonde Sirene dort oben eine gnadenlose Opportunistin war – also eine tickende Zeitbombe. „Sie ist peinlich, laut und heischt geradezu schamlos nach Aufmerksamkeit“, knurrte er missbilligend.
„Aber unglaublich sexy“, wandte Alex schmunzelnd ein.
Ein absolut unpassender Kommentar für einen frisch Verlobten fand Matteo und hätte seinem Bruder das auch vorgehalten, wenn nicht in diesem Moment weitere Mitglieder der Jackson-Sippe seine Aufmerksamkeit erregt hätten, weil sie lautstark ein unschätzbar wertvolles Meisterporträt bewunderten.
„Sie versuchen tatsächlich, den Preis eines Holbeins zu schätzen!“, knirschte er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
Als einer von ihnen laut kritisierte, die Farben des Ölgemäldes seien ein wenig stumpf, schloss Matteo gepeinigt die Augen und fragte sich, ob niemand den Wahnsinn stoppen konnte, bevor die Katastrophe perfekt war. „Sie können Michelangelo nicht von Michael Jackson unterscheiden!“, stöhnte er gequält und starrte im nächsten Moment kopfschüttelnd zu Chantelle Jackson hinüber, die eine kostbare Chinavase zwischen den Händen drehte. „Und sie wird deine Schwiegermutter? Wetten, sie steckt die Vase ein und verkauft sie noch dieses Wochenende übers Internet?“ Plötzlich wünschte er sich, er hätte eine engere Bindung zu seinem Bruder. „Jeder hat erwartet, dass du Anna heiratest. Was ist schiefgelaufen?“
„Ich habe mich verliebt.“
Ein klares Bekenntnis, das sich für Matteo allerdings nicht echt anhörte, sodass er sich fragte, ob die überstürzte Verlobungsparty nicht eher eine Art Rebellion von Alex war. „Vielleicht solltest du dir etwas mehr Zeit nehmen.“
„Ich weiß sehr wohl, was ich tue“, kam es knapp zurück. Nach einer Pause ergänzte Alex: „Und Chantelle ist nicht meine zukünftige Schwiegermutter, sondern Allegras Stiefmutter.“
Was für ein seltsamer Kommentar, dachte Matteo und hätte sicher weitergebohrt, wenn er nicht zur Bühne geblickt hätte, wo das Erdbeer-Mädchen gerade nach dem Mikrofon griff. Dass ihr wissender Blick dabei auf ihn gerichtet war, obwohl sie das Lied ihrer Schwester widmete, ließ seinen
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