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Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition)

Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition)

Titel: Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Kearsley
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I
     
    Es gab keinen ersichtlichen Grund, weshalb der Bus plötzlich hielt. Wir hätten geradewegs das Coldingham Moor durchqueren sollen, nachdem wir Dunbar hinter uns gelassen und die englisch-schottische Grenze schon fast erreicht hatten, doch statt dessen blieben wir mitten in der Landschaft stehen. Die zotteligen Rinder, die ihre Köpfe auf der anderen Seite des Weidezauns hoben, schienen mein Erstaunen zu teilen, als der Fahrer den Leerlauf einlegte.
    Ein heftiger Windstoß schüttelte den kleinen Zehnsitzerbus und jagte den kalten Frühlingsregen klatschend gegen die Windschutzscheibe, aber der Fahrer ließ sich davon nicht aus der Ruhe bringen. Er faltete eine schon recht zerlesene Zeitung auseinander, lehnte sich zurück und summte unmelodisch vor sich hin. Neugierig drehte ich mich auf meinem Sitz um und versuchte, durch das beschlagene Fenster nach draußen zu sehen.
    Auf den ersten Blick war wirklich nichts zu erkennen, was den Halt erklärte, abgesehen von den Rindern und ein paar desinteressiert wirkenden Schafen, die sich langsam durch eine rauhe, sehr zaghaft grünende Landschaft bewegten, als ob hier erst gestern der Frühling ausgerufen worden wäre. Jenseits des Moors erhoben sich im undurchdringlichen Nebel die wildromantischen Lammermuir Hills, über die ich als Kind gelesen hatte, und in der entgegengesetzten Richtung fraß sich die kalte Nordsee in die klippengesäumte Küste, auch wenn ich sie von meinem Platz aus noch nicht sehen konnte.
    Eine neue Windbö erfaßte die Längsseite des kleinen Busses und ließ ihn beben. Ich seufzte und beobachtete, wie mein Atem sich auf der klappernden Fensterscheibe niederschlug.
    Meine Impulsivität, pflegte meine Mutter immer zu sagen, sei einer meiner größten Fehler und komme gleich nach meiner Angewohnheit, mich bedenkenlos mit wildfremden Leuten zu unterhalten. Mit neunundzwanzig Jahren hatte ich mich allerdings an ihr besorgtes Seufzen, ihr Kopfschütteln und ihre Überzeugung, daß ich einmal als Teil einer traurigen Statistik in den Abendnachrichten enden würde, gewöhnt. Doch als ich jetzt in die trostlose, wenig einladend wirkende Umgebung hinausblinzelte, mußte ich wohl oder übel zugeben, daß meine Mutter manchmal gar nicht so unrecht hatte.
    Schließlich war es meine Impulsivität gewesen, die mich aus meiner Londoner Wohnung nach Schottland gebracht hatte. Meine Impulsivität und der aalglatte, überzeugende Schreibstil von Adrian Sutton-Clarke. Er kannte mich einfach zu genau, der gute Adrian, und er hatte seinen Lockruf sehr geschickt formuliert. Mitten in einem langen Brief voller geheimnisvoller Andeutungen und Versprechen von großartigen Abenteuern hatte er wie ein Juwel das Wort »Traumjob« plaziert, so daß ich dem Angebot unmöglich widerstehen konnte. Denn Adrian hatte mir, trotz all seiner Fehler, noch selten einen schlechten Tip gegeben. Und zumindest der Punkt mit dem Abenteuer war, falls man nach dem heutigen Tag gehen konnte, nicht gelogen.
    Nicht, daß man ernsthaft die britische Eisenbahngesellschaft für meine Lage hätte verantwortlich machen können. Mein Zug war pünktlich vom Bahnhof King’s Cross abgefahren, und nachdem wir zwanzig Minuten auf einem Abstellgleis hatten warten müssen, bis ein Fehler bei der Weichenstellung behoben war, hatte die Lok ordentlich Tempo gemacht – offenbar entschlossen, die verlorene Zeit wieder aufzuholen. Erst nach dem zweiten außerplanmäßigen Halt nördlich von Darlington, der von Schafen auf den Gleisen verursacht worden war, hatte der Zug Ermüdungserscheinungen gezeigt, sich nur noch quietschend und schaukelnd fortbewegt und mich unverzüglich in den Schlaf gewiegt.
    Ich hatte die Stationen Durham, Newcastle und schließlich Berwick upon Tweed verschlafen, wo ich eigentlich hätte aussteigen müssen. Als der Zug mit einem Ruck in Dunbar zum Halten gekommen war, war ich mit diesem vertrauten, resignierten Gefühl auf den Bahnsteig hinausgetaumelt, das sich immer dann einstellt, wenn ich am falschen Ort gelandet bin. Und der Umstand, daß mein Zug mit einer Stunde Verspätung in Dunbar angekommen war, machte alles noch komplizierter.
    »Sie hätten den 5.24 Uhr nehmen können«, hatte der hilfsbereite Stationsvorsteher mich informiert, »oder den 5.51 Uhr. Aber die sind beide schon weg. Der nächste Zug nach Berwick fährt erst wieder um 7.23 Uhr.«
    »Aha.« Fast anderthalb Stunden später, und ich haßte es zu warten.
    »Einen Bus gibt es wohl nicht?«
    »Nach Berwick? Doch,

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