Verfuehrung im Palazzo des Prinzen
1. KAPITEL
Was für eine schamlose Exhibitionistin!
Voller Verachtung musterte Prinz Matteo – zweiter in der Thronfolge des Königshauses von Santina – die aufreizende Blondine mit der wilden Löwenmähne. Abgesehen davon, dass ihr Outfit absolut unpassend für einen Verlobungsball war, flirtete sie auch noch hemmungslos mit dem Sänger der Band, die die Palastoffiziellen nach sorgfältiger Prüfung für den besonderen Anlass ausgewählt hatten.
Offensichtlich besaß sie weder Manieren noch hatte sie den verbindlichen Dresscode auf der Einladung gelesen. In ihrem mit funkelnden Pailletten übersäten scharlachroten Kleid wirkte sie unter den weiblichen Gästen wie eine wilde Mohnblume in einem Bukett edler weißer Rosen. Mörderische High Heels verrieten das Partygirl. Ihr hautenges Kleid schrie förmlich: Hier spielt die Musik! Der knallrote Mund forderte: Küss mich!
Als sie die blonden Locken mit herausforderndem Schwung nach hinten über die bloßen Schultern warf, konnte Matteo die seidige Fülle förmlich zwischen seinen Fingern spüren … und den schlanken Hals unter seinen Lippen. Alles an ihr erinnerte ihn an Sommer und Erdbeeren: das schimmernde Haar mit dem Hauch von Pink, die prallen Brüste, deren aufreizende Rundung durch die glänzenden Pailletten noch betont wurden, und die vollen Lippen, die an reife, süße Früchte erinnerten. Aber nicht die kultivierte Variante, wie man sie in den königlichen Gewächshäusern für eine Sommerbowle erntete, sondern die kleinen wilden Erdbeeren, die außerhalb des Palastgartens an der Ostküste der Insel wuchsen.
Wild , ein kleines Wort, das sie perfekt beschrieb.
Während er sie finster anstarrte, verzog die Blondine ihre vollen Lippen zu einem sexy Lächeln. Eine unerwartete Explosion hemmungslosen Verlangens durchflutete ihn wie eine heiße Woge und verschlug ihm förmlich den Atem. Die Intensität seiner Reaktion schockierte Matteo, da er sich bisher für immun gegen jede Form weiblicher Tricks gehalten hatte.
Frustriert wandte er sich seinem älteren Bruder zu. „Der absolute Mangel an Geschmack und gesellschaftlichen Umgangsformen lässt mich vermuten, dass ihr Familienname Jackson ist und sie damit zu deiner fragwürdigen zukünftigen Verwandtschaft gehört“, murmelte er sarkastisch.
Alex folgte seinem Blick, grinste und hob sein Champagnerglas wie zum Toast. „Eine meiner Schwägerinnen. Allegras Halbschwester, um genau zu sein.“
„Komisch, ich dachte, deine Heirat sei dazu gedacht, die Reputation der Monarchie zu verbessern, und nicht, sie zu zerstören.“ Auch ohne die Bestätigung seines Bruders hätte Matteo gewusst, dass die heiße Blondine ein Mitglied des berüchtigten Jackson-Klans war. „Warum diese Verlobung? Und warum ausgerechnet sie ?“, fragte er direkt und warf dem Bräutigam einen scharfen Seitenblick zu. Täuschte er sich, oder trank Alex mehr als gewöhnlich?
„Weil ich sie liebe.“ Die Augen des Bräutigams ruhten auf seiner Verlobten, Allegra Jackson. Auch sie trug ein rotes Kleid, nur war es weniger spektakulär als das ihrer Halbschwester. „Und sie liebt mich.“
„Würde sie dich auch lieben, wenn du kein Prinz wärst?“
Alex schnitt eine Grimasse. „Autsch! Das hat gesessen, Bruderherz .“
„Ich meine es ernst.“ Matteo dachte nicht daran, sich zu entschuldigen. Schon in sehr jungen Jahren hatte er auf äußerst brutale Weise lernen müssen, der menschlichen Natur grundsätzlich zu misstrauen. Und diese harte Lektion hatte ihn geformt.
Seufzend sah Alex ihn an. „Das hier ist etwas anderes.“
„Sicher?“ Eine ungewollte Erinnerung stieg in Matteo auf, wie die dünne Rauchfahne aus einem Feuer, das man eigentlich verloschen geglaubt hatte. Instinktiv betrachtete er seine linke Hand, den leicht entstellten Zeigefinger und die verblasste Linie, die sich vom Handgelenk bis zum Fingerknöchel zog. Ähnliche Narben zierten seinen Rippenbogen und den unteren Teil des Rückens.
Matteos Brust wurde plötzlich ganz eng, und für einen Moment fühlte er sich zurückversetzt in die Vergangenheit … auf dem Boden liegend, mit dem Gesicht im Dreck, während Blut über seinen Körper lief. Sein Blut! Exakt in dem Moment war ihm klar geworden, dass er nie wieder in der Lage sein würde, Beziehungen zu führen wie andere, ganz normale Menschen.
Liebe! Ob sie überhaupt existierte? Er wusste es nicht. Und wenn, dann gab es sie zumindest nicht für ihn. Und was seinen Bruder betraf, hegte er ebenfalls
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