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Verführung in Manhattan

Verführung in Manhattan

Titel: Verführung in Manhattan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louisa Christian Nora Roberts
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Wangenknochen, ein Kinn, das Willensstärke verriet, sowie eine schmale gerade Nase. Ihr aristokratisches Gesicht war wie Porzellan, ihr weicher Mund, der sich häufig schmollend verzog, war sanft geschwungen, und ihre Augen waren so groß und blau, dass die Leute sie manchmal fälschlicherweise für arglos hielten.
    Wieder blickte sie auf ihre Armbanduhr, zischte leise und ging zu ihrem Schreibtisch zurück. Bevor sie den Hörer aufnehmen konnte, summte ihre Sprechanlage.
    „Ja?“
    „Miss Hayward, hier ist ein Mann, der unbedingt den Verantwortlichen für das Soho-Gebäude sprechen möchte. Sie haben einen Termin um vier Uhr …“
    „Es ist bereits vier Uhr fünfzehn“, unterbrach Sydney die Sekretärin. „Schicken Sie den Mann herein.“
    „Ja, Ma’am. Aber es ist nicht Mr. Howington.“
    Howington hatte also einen Untergebenen geschickt.Verärgert reckte Sydney den Kopf etwas höher. „Schicken Sie ihn herein“, wiederholte sie und schaltete die Gegensprechanlage wieder aus. Die Firma Howington bildete sich also ein, sie ließe sich mit einem Nachwuchsmanager abspeisen.
    Nur jahrelange Übung in Selbstbeherrschung hielt sie davon ab, den Mann, der nun eintrat, mit offenem Mund anzustarren. Nein, er tritt nicht ein, verbesserte sie sich, er stolziert wie ein Pirat über das Deck eines soeben gekaperten Schiffes.
    Ihr anfänglicher Schreck hatte nichts mit der Tatsache zu tun, dass der Mann ausgesprochen abenteuerlich aussah. Sein dichtes, lockiges schwarzes Haar wurde hinten mit einem Lederband zusammengehalten, eine Frisur, die seiner unübersehbaren Männlichkeit jedoch nichts anhaben konnte. Sein schmales markantes Gesicht war tief gebräunt, und seine Augen waren beinahe ebenso dunkel wie sein Haar. Er hatte volle Lippen und trug einen Ein- oder Zwei-Tage-Bart, der ihm ein düsteres, gefährliches Aussehen verlieh.
    Obwohl der Mann nur knapp einsachtzig groß und von schlanker Gestalt war, wirkte ihr Büro bei seiner Anwesenheit wie eine Puppenstube.
    Noch schlimmer war, dass der Mann Arbeitskleidung trug, staubige Jeans, ein durchgeschwitztesT-Shirt und abgewetzte Stiefel, die eine Schmutzspur auf dem hellen Teppich hinterließen.
    Man hat mir keinen Juniormanager geschickt, sondern einen gewöhnlichen Arbeiter, der es nicht einmal für nötig gehalten hat, sich vorher wenigstens zu waschen und umzuziehen, dachte Sydney erbost und presste verärgert ihre Lippen zusammen.
    „Heißen Sie etwa Hayward?“
    Sein unverschämter Tonfall und der unverkennbare slawische Akzent erinnerten sie an Männer am Lagerfeuer mit einer Peitsche am Gürtel, und sie antwortete unnötig scharf: „Ja. Und Sie kommen zu spät.“
    Seine Augen wurden schmal, und er sah sie eindringlich über den Schreibtisch an. „Tatsächlich?“
    „Ja. Vielleicht sollten Sie eine Armbanduhr tragen. Meine Zeit ist beschränkt, Mr. …?“
    „Stanislaski.“ Er hakte seine Daumen in die Gürtelschlaufen und verlagerte das Körpergewicht überheblich auf ein Bein. „Sydney ist ein Männername.“
    Sie zog eine Braue in die Höhe. „Das ist offensichtlich ein Irrtum.“
    Er ließ den Blick halb interessiert, halb verärgert über ihren Körper gleiten. Die Frau war hübsch wie ein Kuchen mit Zuckerguss. Aber er war nicht völlig verschwitzt auf dem schnellsten Weg von der Arbeit hergekommen, um seine Zeit mit einem weiblichen Wesenzu verschwenden. „Offensichtlich. Ich dachte, Hayward wäre ein alter Mann mit Glatze und einem weißen Bart.“
    „Sie meinen meinen Großvater.“
    „Dann möchte ich mit Ihrem Großvater sprechen.“
    „Das ist leider nicht möglich, Mr. Stanislaski, denn mein Großvater ist seit fast zwei Monaten tot.“
    Seine Überheblichkeit verwandelte sich augenblicklich in Bedauern. „Tut mir Leid. Ich weiß, wie es schmerzt, ein Familienmitglied zu verlieren.“
    Sie hätte nicht sagen können, weshalb diese wenigen Worte eines Fremden sie tiefer berührten als alle Beileidsbezeugungen, die sie sonst erhalten hatte. „Ja, das stimmt. Wenn Sie bitte Platz nehmen würden, könnten wir zur Sache kommen.“
    Außerdem ist sie kühl, hart und distanziert, dachte er.
    „Ich hatte Ihrem Großvater mehrere Briefe geschrieben“, begann Mikhail Stanislaski und setzte sich auf den zierlichen Queen-Anne-Sessel vor dem Schreibtisch. „Vielleicht sind die letzten in dem Durcheinander nach seinem Tod ja verloren gegangen.“
    Hier geht während der letzten Monate tatsächlich alles drunter und drüber, dachte sie.

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