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Vergangene Schatten

Titel: Vergangene Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Robards
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im Moment an Schlaf nicht zu denken; immer wieder kehrten seine Gedanken zu der Frage zurück, wer der Bastard sein mochte, der Carly angegriffen hatte. Das wirklich Erschreckende an der Sache war, dass Matt sich ziemlich sicher war, dass der Kerl nicht eher aufgeben würde, bis er sie erwischte - oder bis er selbst erwischt wurde. Seine Aufgabe war es, den Bastard zu finden. Die State Police hatte sich zwar den Tatort angesehen, hatte ihm aber zu verstehen gegeben, dass sie aufgrund der Hitzewelle ebenfalls völlig ausgelastet waren. Und nachdem der Überfall auf zwei Frauen in deren Haus weder mit einer Vergewaltigung noch mit besonders schwerer Körperverletzung oder gar Mord verbunden war, hatte dieser Fall nicht unbedingt oberste Priorität. Das FBI war nicht zuständig und hatte auch kein Interesse an dem Fall, wenngleich ein Agent, den Matt gut kannte, ihm angeboten hatte, eine DNA-Analyse des Blutes zu machen, das Matt am Tatort gefunden hatte und das vom Täter stammen musste. Matt setzte keine allzu großen Hoffnungen auf diese Analyse, die nur dann zum Erfolg führen konnte, wenn die DNA des Täters bereits in der Datenbank gespeichert war. Deshalb setzte Matt mehr auf traditionellere Methoden, wie jene, alle Hinweise und Spuren zusammenzutragen und aneinander zu fügen. Er drehte sich auf den Rücken, starrte in die Dunkelheit und ging in Gedanken noch einmal alles durch, was er wusste.
    Da war zunächst einmal das, was er an äußeren Merkmalen des Täters wusste. Der Bastard war zwei, drei Zentimeter größer als Sandra - er musste also knapp über eins achtzig sein. Außerdem war er stämmig gebaut und hatte hellblaue, fast wimpernlose Augen. Aus Letzterem konnte man schließen, dass er wahrscheinlich blond war. Bei blonden Menschen waren meist auch die Wimpern hell und deshalb nicht so auffällig, weshalb Carly den Eindruck hatte, dass er keine Wimpern habe.
    Der Täter hatte trotz der Hitze eine Jacke und eine Kapuze getragen. Was konnte man daraus schließen? Möglicherweise wollte ihr der Kerl mit seiner Verkleidung Angst einjagen - doch wenn es ihm wirklich darum gegangen wäre, sich an der Angst seiner Opfer zu weiden, dann hätte man erwarten können, dass er versuchen würde, sie zu quälen, was jedoch nicht der Fall war. Er hatte Carly sofort zu töten versucht. Sein Aufzug hatte deshalb wohl nicht den Zweck, dem Opfer Angst einzujagen.
    Vielleicht handelte es sich ganz einfach um einen Irren, dem es gefiel, sich zu vermummen. Aber war es dann wahrscheinlich, dass er so sehr auf Carly fixiert war? Möglich war es, aber Matt glaubte nicht recht daran.
    Eine andere Möglichkeit war, dass der Kerl nicht erkannt werden wollte. Seine Vermummung half ihm, seine Identität zu verbergen, falls ihn jemand außer dem Opfer sah - Matt verwendete für sich das Wort Opfer, weil ihm das half, die Sache nüchterner zu sehen; der Gedanke, dass Carly diesem Mörder aufgeliefert war, löste eine solche Wut in ihm aus, dass er nicht mehr klar denken konnte - oder falls das Opfer überlebte und ihn somit überführen könnte. Was diese These besonders plausibel machte, war die Tatsache, dass der Kerl zu Carly gesagt hatte Jetzt erinnere ich mich wieder an dich. Die entscheidende Frage war, woher er sich an sie erinnerte. Es war natürlich gut möglich, dass er sich von seinem ersten Zusammentreffen mit Carly im Esszimmer des Hauses an sie erinnerte. Für Matt stand so gut wie fest, dass der Einbrecher und der Killer ein und derselbe waren. Matt neigte zu der Ansicht, dass der Täter in diesem Fall sein Opfer kannte, wie es in Mordfällen ohnehin meistens der Fall war.
    Es handelte sich also um einen stämmigen blonden Kerl mit hellblauen Augen, der knapp über eins achtzig groß war und den Carly oder Sandra oder irgendein zufälliger Passant möglicherweise ohne Verkleidung erkennen würde.
    Ein weiterer Hinweis war natürlich die Verletzung, die der Mann erlitten hatte. Dass Carly sich so tapfer gewehrt hatte, nötigte Matt übrigens großen Respekt ab; er kannte nicht viele Menschen, die so zäh waren wie sie. Jedenfalls wurde in allen Krankenhäusern im Umkreis nachgefragt, ob sie vielleicht einen Mann mit einer Verletzung behandelt hatten, die eventuell von einer Glasscherbe stammte. Was das Blut betraf, das reichlich am Tatort vorhanden war, so handelte es sich um Blutgruppe Null, wie sie etwa die Hälfte der Bevölkerung hatte. Das war also keine große Hilfe, wenn es galt, einen Verdächtigen zu finden.

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