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Vergangene Schatten

Titel: Vergangene Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Robards
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»Wo, zum Teufel, ist die Wurst hingekommen?«
    Sie hätte sich beinahe in die Hose gemacht vor Angst. Genau wie sie befürchtet hatte, suchte er nach einem Vörwand, um seine miese Laune doch noch an ihr auszulassen. Jetzt war er wahrhaftig in Rage. Und wie jedes Mal, wenn er derart geladen war, schien irgendetwas, das sie getan hatte, schuld daran zu sein. Diesmal war es wohl wegen der Wurst.
    Die Kühlschranktür ging krachend zu.
    Bei Marsha läuteten alle Alarmglocken. Sie schnappte ihre Handtasche, die unter dem Couchtisch lag, und lief rasch durch die Wohnungstür auf den Gang hinaus, als er auch schon ins Wohnzimmer gestürmt kam.
    »Wo ist die Wurst, verdammt noch mal?«, brüllte er so laut, dass sie es nur allzu deutlich hören konnte, nachdem sie die Wohnungstür in ihrer Eile offen gelassen hatte. Als sie zur Treppe gelangte, kam er bereits auf den Gang hinaus.
    »Ich weiß es nicht«, rief sie zurück, während sie mit lautem Geklapper die Eisentreppe hinuntereilte.
    »Was heißt das - du weißt es nicht? Das ist doch Unsinn! Die Wurst war im Kühlschrank, als ich zur Arbeit fuhr, und jetzt ist sie weg. Da soll ich dir glauben, dass du nicht weißt, wo sie ist?« Er beugte sich über das Geländer und starrte mit zorngerötetem Gesicht auf sie hinunter.
    »Ich gehe gleich in den Laden und hol noch etwas Wurst, okay?«, schlug sie atemlos vor, als sie den Hausflur erreichte. Mit dem Hund und der Handtasche in den Händen öffnete sie mit einiger Mühe die schwere Eisentür, die zum Parkplatz hinausführte. Die Handtasche brauchte sie unbedingt, weil ihre Auto-schlüssel darin waren. Den Hund hätte sie nicht unbedingt mitnehmen müssen - aber wenn sie ihn zurückließ, würde Keith seine Wut an ihm auslassen. Sie kannte Keith. Wenn er ausrastete, konnte er ziemlich gemein sein.
    »Was hast du damit gemacht?«, rief er ihr nach. »Du magst doch gar keine Wurst. Hast du sie vielleicht dem Hund gegeben?«
    Nein, sie konnte den Hund nicht zurücklassen. Als sie sich ängstlich umblickte, während sie die Tür aufriss, blieb ihr beinahe das Herz stehen. Keith stand nicht mehr oben am Geländer, sondern eilte mit großen Schritten auf die Treppe zu. Obwohl ihr von ihrer überstürzten Flucht warm geworden war, lief ihr ein eisiger Schauer über den Rücken, als sie in die Nacht hinauslief.
    »Du hast es getan, gib's zu! Du hast die Wurst diesem verdammten Hund gegeben!«
    Er war hinter ihr her. Ihr Herz schlug vor Angst wild in ihrer Brust. Er war jetzt wirklich geladen. Wenn er sie erwischte, würde er sie windelweich prügeln.
    O Gott, bitte lass ihn mich nicht erwischen.
    Sie verlor eine Sandale, als sie quer über den Parkplatz zu ihrem Wagen lief, einem acht Jahre alten Ford Taurus mit kaputter Klimaanlage, einem Seitenfenster, das sich nicht mehr schließen ließ, und 127.264 Meilen auf dem Buckel. Ohne stehen zu bleiben, befreite sie sich fluchend auch von der zweiten Sandale. Obwohl es erst der zwanzigste Juni war, herrschte bereits eine Gluthitze, und der Asphalt brannte unter ihren Fußsohlen. Nachdem sie auf dem Heimweg mit schlechtem Gewissen einen Hamburger mit Pommes verdrückt hatte, hatte sie den Wagen gleich neben dem Müllcontainer geparkt, damit sie die verräterische Verpackung beseitigen konnte, bevor Keith sie entdeckte. Keith mochte es nicht, wenn sie Fast Food aß. Er meinte, sie würde davon dick werden.
    Der Müllcontainer stand ganz hinten auf dem Parkplatz. Sie musste durch drei Wagenreihen hindurchlaufen, um zu ihrem Taurus zu gelangen. Wenn Keith sie erwischte, wäre nur dieser verdammte Hamburger daran schuld.
    Keith sagte oft zu ihr, dass sie sich eine Menge Ärger ersparen würde, wenn sie immer das täte, was er sagte.
    Plötzlich kam ihr ein völlig neuer Gedanke: Vielleicht hatte sie ganz einfach genug von Keith.
    »Wir haben's gleich geschafft, Liebling«, sagte sie atemlos zu dem Hund, riss die Autotür auf und ließ den Hund auf den Beifahrersitz hüpfen, während sie sich hinter das Lenkrad setzte. Sie trug heute ihre abgeschnittenen Jeans-Shorts, so dass der schwarze Vinylsitz heiß an ihren Oberschenkeln brannte. In der immer noch drückenden Hitze im Wagen roch es nach Hamburger und Pommes. Sie steckte den Autoschlüssel ins Zünd-schloss und blickte sich noch einmal um. Keith kam raschen Schrittes aus dem Haus geeilt; vor dem gedämpften Licht des Hausflurs wirkte sein Bodybuilder-Körper noch imposanter als sonst.
    »Marsha! Komm sofort zurück!«
    Für wie dumm

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