Vergessene Küsse (Windham-Reihe) (German Edition)
hatte haufenweise Notizen angefertigt, die er mit irgendetwas abgleichen wollte.“
Danielle zuckte die Schultern.
Devlin runzelte konzentriert die Stirn und durchmaß mit langen Schritten den Raum.
„Ich denke, da steckt mehr dahinter“, überlegte er. „Wenn man sich all dies einmal genau betrachtet, meine Liebe, dann ergibt sich ein stimmiges, wenn auch furchtbares Bild.“
Er setzte sich neben Danielle und griff nach ihrer Hand.
„Euer Gatte kam nach London, um die Venus zu finden, und studierte die Bilder, die er für mögliche Verstecke hielt. Er muss geglaubt haben, das Rätsel mithilfe seiner Notizen lösen zu können. Das würde seine Aufregung erklären. Seine Abhandlung über die Schriftrollen aus dem Mittelmeer weckten ja selbst in mir die Hoffnung, einen Hinweis darin zu finden. Was, wenn er tatsächlich fand, was er suchte? Wenn er nach London zurückkam, um die Venus zu enthüllen?“
Danielle war blass geworden.
„Ihr denkt, er hat sie womöglich gefunden?“
Devlin nickte. „Vielleicht. Oder er war kurz davor. Danielle, ich fürchte, Euer Mann ist einem Verbrechen zum Opfer gefallen. Ich glaube nicht, dass er in das Bordell ging, um sich zu vergnügen, nein, ich befürchte, er wurde ermordet, weil er die Venus entdeckt hatte.“
Grabesstille legte sich über den Raum, und Devlin spürte, wie Danielles Hände zitterten. Er legte seinen Arm um sie und zog sie an seine Brust.
„Er hat mich nicht betrogen?“, fragte sie kaum hörbar, und selbst Devlin spürte die Erleichterung unter ihrem Schmerz.
Er küsste ihre Schläfe, strich ihr übers Haar und über den Rücken.
„Ich versichere Euch, kein Mann, der auch nur einen Funken Manneskraft in sich trägt, könnte Eurer Schönheit widerstehen. Niemals hätte er Euch zurückgewiesen, um sich in einem dieser Etablissements Erleichterung zu verschaffen.“
„Aber was wollte er dann dort? Und wer hätte etwas von seinem Tod?“
Sein Treffen mit Mister Corbett kam ihm in den Sinn und auch die Warnung, die darin mitgeschwungen hatte. „Das werden wir herausfinden!“
Devlin drückte ihre Hand und versprach: „Ich werde morgen diesem Freudenhaus einen Besuch abstatten und sehen, was ich in Erfahrung bringen kann.“
„Ihr wollt dort hingehen? Seid Ihr von Sinnen?“, rief Danielle und sprang auf.
Devlin erhob sich ebenfalls, fasste ihre Hände und zog sie an sich.
„Danielle, meine Schöne, Ihr müsst nicht gleich eifersüchtig sein. Ich werde mich von den Damen fernhalten – versprochen. Ohnehin kann keine von ihnen Euch das Wasser reichen.“
Damit ließ er seine Hände auf ihren Rücken wandern und öffnete die ersten Knöpfe ihres Kleides.
„Ich bin nicht eifersüchtig, Mylord! Ich bin nur besorgt um Euch“, erklärte sie, um im nächsten Moment nach Luft zu schnappen, weil er ihr, ohne zu zögern, das Kleid von den Schultern streifte.
„Mylord, das geht nicht! Was, wenn uns einer sieht? Was, wenn …“
Devlin öffnete bereits sein Hemd, und sein kehliges Lachen trieb Schauer der Erregung durch Danielles Körper.
„Die Oper dauert noch eine gute Stunde. Danach werden die Straßen so voll sein, dass es noch einmal so lange dauert, ehe unsere Gastgeber hier ankommen werden. Das Personal denkt, wir seien ebenfalls außer Haus. Aber, selbst wenn uns dennoch einer überraschen sollte, so seid Ihr kein junges Ding mehr, dessen Ruf zerstört wäre, wenn es in meiner Nähe gesehen würde. Ihr seid eine wohlhabende Witwe, frei zu tun, was immer Euch beliebt, Danielle.“
Er trat näher. Erlaubte sich endlich, seine Hände durch ihr Haar gleiten zu lassen und sich eine Strähne davon um den Finger zu wickeln. Sein begehrlicher Blick versengte sie, und seine raue Stimme war ein köstliches Versprechen. „Beliebt es Euch, mir Eure Gunst zu schenken, Mylady, oder muss ich Euch erst überzeugen?“
Lou war wütend. Dieser stinkende Fettsack saß unten in seiner Bar und hoffte wohl, wieder, ohne bezahlen zu müssen, an eines seiner Mädchen zu kommen, aber da hatte er sich getäuscht.
„Warum schleifst du den Dicken wieder hier an, Frank? Einer von Euch ist so nutzlos wie der andere – und zwei von Euch sind kaum zu ertragen! Ich will den Kerl nicht mehr hier sehen, hast du mich verstanden?“, schrie er.
Frank nickte und drehte nervös seinen Hut in den Händen. Der Tag fing nicht gerade so an, wie er es sich erhofft hatte.
„Ja, ja, ich weiß, dass wir nicht viel haben – bisher. Ich bin ihr jetzt
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