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Vergessene Welt

Vergessene Welt

Titel: Vergessene Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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lag verlassen da.
Waren die Tiere wirklich abgezogen? Oder versteckten sie sich nur? Er kurbelte
das Fenster herunter, streckte den Kopf in den Regen. Ein merkwürdiges Quietschen
lag in der Luft, leise, aber beständig, fast wie der langgezogene Schrei eines
Tieres. Doch dann erkannte er, daß es etwas anderes war. Es war Metall.
    Thorne schaltete
das Licht wieder ein und fuhr langsam vorwärts. Die Tyrannosaurier waren
verschwunden. Im fahlen Licht der Scheinwerfer sah er den zweiten Caravan.
    Mit einem
beständigen metallischen Quietschen rutschte er über das nasse Gras auf den
Abhang zu.
     
    »Was tut er jetzt?« schrie Kelly durch
den prasselnden Regen.
    »Er fährt«,
sagte Levine und sah durch sein Nachtsichtgerät. Vom Hochstand aus konnte er
erkennen, wie sich Thornes Scheinwerferkegel über die Lichtung bewegten. »Er
fährt zum Caravan. Und er …«
    »Was?« fragte
Kelly. »Was tut er jetzt?«
    »Er fährt immer
wieder um einen Baum herum«, antwortete Levine. »Um einen großen Baum am Rand
der Lichtung.«
    »Warum?«
    »Wahrscheinlich
wickelt er ein Drahtseil um den Baum«, sagte Eddie. »Das ist der einzig
mögliche Grund.«
    Einen Augenblick
lang schwiegen alle.
    »Was tut er
jetzt?« fragte schließlich Arby.
    »Er ist
ausgestiegen. Und jetzt läuft er auf den Caravan zu.«
     
    Thorne kniete auf allen vieren im
Schlamm und hielt den großen Schlepphaken des Jeeps in der Hand. Der Caravan
rutschte von ihm weg, aber er schaffte es, darunterzukriechen und den Haken an
die Hinterachse zu hängen. Er zog die Finger gerade noch rechtzeitig weg, als
der Haken gegen die Bremsabdeckung knallte, und rollte dann zur Seite. So
gehalten, machte der Caravan einen Satz zur Seite, und die Reifen landeten da,
wo eben noch Thorne gelegen hatte.
    Das Stahlseil
der Winde spannte sich. Der ganze Unterbau des Caravans knirschte.
    Aber er hielt.
    Thorne kroch
unter dem Caravan hervor und kniff die Augen gegen den Regen zusammen. Er
beobachtete die Räder des Jeeps, um zu sehen, ob sie sich bewegten. Unterstützt
von dem um den Baum gewickelten Kabel, reichte der Jeep als Gegengewicht aus,
um den Caravan am Weiterrutschen zu hindern.
    Er ging wieder
zum Jeep, stieg ein und zog die Handbremse an. Aus dem Funkgerät hörte er Eddies
Stimme: »Doc! Doc!«
    »Hier, Eddie.«
    »Haben Sie ihn
aufhalten können?«
    »Ja. Er bewegt
sich nicht mehr.«
    Das Funkgerät
knisterte. »Großartig. Aber hören Sie, Doc. Sie wissen, daß dieses Verbindungsstück
nur aus Fünf-Millimeter-Stoffgeflecht auf einer Stahlspirale besteht. Es war
nie dazu gedacht –«
    »Ich weiß,
Eddie. Ich kümmere mich darum.« Thorne stieg wieder aus und lief schnell durch
den Regen zum Caravan.
    Er öffnete die
Seitentür und ging hinein. Es war pechschwarz im Inneren, er konnte überhaupt
nichts sehen. Die gesamte Einrichtung war umgestürzt. Unter seinen Stiefeln
knirschte Glas. Alle Fenster waren zerbrochen. Er hob das Funkgerät. »Eddie!«
    »Ja, Doc.«
    »Ich brauche
Seil.« Er wußte, daß Eddie irgendwo alle mögliche Zusatzausrüstung verstaut hatte.
    »Doc …«
    »Sag’s einfach.«
    »Es ist im
anderen Caravan.«
    Thorne stieß in
der Dunkelheit gegen einen Tisch. »Großartig.«
    »Kann sein, daß
im Besenschrank eine Nylonschnur ist«, sagte Eddie. »Aber ich weiß nicht,
wieviel.« Er klang nicht sehr optimistisch. Thorne tastete sich zu den
Wandschränken vor. Die Türen waren alle verklemmt. Er probierte sie trotzdem
alle aus und tastete sich dann weiter. Der Besenschrank war gleich anschließend.
Vielleicht würde er dort ein Seil finden. Denn im Augenblick brauchte er
dringend ein Seil.
     
     
     

Caravan
     
     
    Sarah Harding, die noch immer von der
Spitze des Caravans hing, starrte zu der verdrehten Faltbalgverbindung hoch,
die in den zweiten Caravan führte. Das Stoßen und Treten der Dinosaurier hatte
aufgehört, und der zweite Caravan bewegte sich nicht mehr. Aber jetzt spürte
sie, daß ihr kaltes Wasser aufs Gesicht tropfte. Und sie wußte, was das bedeutete.
    Die
Faltbalgverbindung fing an zu reißen.
    Sie hob den Kopf
und entdeckte in dem Stoffgeflecht einen Riß, durch den sie die darin verborgene
Stahlspirale sehen konnte. Der Riß war noch schmal, doch er würde schnell
breiter werden. Wenn das Gewebe ganz durchriß, würde die Stahlspirale sich
dehnen, immer länger werden und schließlich brechen.
    Ihnen blieben
nur noch Minuten, bis der hängende Caravan sich vom zweiten lösen und in die
Tiefe stürzen würde.
    Sie

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