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Vergessene Welt

Vergessene Welt

Titel: Vergessene Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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gebracht, Kelly?« sagte Harding bewundernd.
    Kelly nickte.
»Ich habe plötzlich erkannt, daß es unwichtig war, was konkret auf dem
Bildschirm zu sehen war. Wichtig war nur, daß da Unmengen von Daten verarbeitet
wurden, daß Millionen von Pixeln über den Bildschirm wirbelten, und das
bedeutete, daß es ein Kabel geben mußte. Und wenn es ein Kabel gab, mußte es
Platz dafür geben. So viel Platz, daß ein Arbeiter es warten konnte und so weiter.«
    »Und deshalb
hast du unter dem Tisch nachgeschaut.«
    »Ja«, sagte
Kelly.
    »Sehr gut«,
sagte Sarah. »Ich glaube, diese Leute hier haben dir ihr Leben zu verdanken.«
    »Ach was«,
erwiderte Kelly achselzuckend.
    Sarah warf ihr
einen Seitenblick zu. »Dein ganzes Leben lang werden die Leute versuchen, dir
deine Leistungen wegzunehmen. Nimm sie dir nicht selbst weg.«
    Kelly schwieg.
    Die Straße am
Flußufer war schlammig und stark überwuchert. Hinter sich hörten sie die entfernten
Schreie der Dinosaurier. Harding wich einem umgestürzten Baum aus, und dann
sahen sie vor sich das Bootshaus.
    »Oh-oh«, sagte
Levine. »Ich habe ein ungutes Gefühl.«
    Von außen
betrachtet, war das Gebäude eine Ruine und stark überwuchert. Das Dach war an
verschiedenen Stellen eingebrochen. Niemand sagte etwas, als Sarah den Explorer
vor einer breiten, mit einem verrosteten Vorhängeschloß versperrten Doppeltür
anhielt. Sie stiegen aus und versanken bis zu den Knöcheln in Schlamm.
    »Glauben Sie
wirklich, daß da drin ein Boot ist?« fragte Arby skeptisch.
    Malcolm stützte
sich auf Sarah, während Thorne sich gegen die Tür warf. Verfaulte Bretter knarzten
und splitterten. Das Vorhängeschloß fiel zu Boden. Sarah sagte: »Hier, stützen
Sie ihn mal« und legte Thorne Malcolms Arm auf die Schultern. Dann trat sie ein
Loch in die Tür, das groß genug zum Durchkriechen war. Gleich darauf war sie in
der Dunkelheit im Inneren verschwunden. Kelly kroch ihr nach.
    »Was sehen Sie?«
fragte Levine und riß Bretter weg, um das Loch größer zu machen. Eine pelzige
Spinne huschte über die Bretter und sprang davon.
    »Hier ist
tatsächlich ein Boot«, sagte Sarah. »Und es sieht aus, als wär’s in Ordnung.«
    Levine streckte
den Kopf durch das Loch.
    »O Mann«, sagte
er. »Vielleicht kommen wir ja wirklich noch von hier weg.«
     
     
     

Exitus
     
     
    Lewis Dodgson fiel.
    Er rutschte aus
dem Maul des Tyrannosauriers, wirbelte durch die Luft und landete hart auf einem
Erdhügel. Die Luft blieb ihm weg, er schlug mit dem Kopf auf und war einen
Augenblick lang benommen. Dann öffnete er die Augen und sah einen Wall aus
getrocknetem Schlamm. Er roch den säuerlichen Gestank der Verwesung. Und dann
hörte er ein Geräusch, das ihm einen Schauer über den Rücken jagte: ein
schrilles Quieken.
    Er stützte sich
auf einen Ellbogen und sah, daß er sich im Tyrannosauriernest befand. Der dicke
Wall aus getrocknetem Schlamm umgab ihn. Jetzt befanden sich drei Junge in dem
Nest, darunter eins mit einer Manschette aus Aluminiumfolie am Bein. Aufgeregt
quiekend wackelten sie auf ihn zu.
    Dodgson rappelte
sich auf, doch er wußte nicht so recht, was er tun sollte. Der zweite
Erwachsene stand schnurrend und schnaubend auf der anderen Seite des Nests. Das
Tier, das ihn hierhergebracht hatte, stand direkt über ihm.
    Dodgson sah die
Babys mit ihren flaumigen Hälsen und den scharfen kleinen Zähnen auf sich zukommen.
Und dann drehte er sich um und wollte davonrennen. Doch sofort senkte der große
Erwachsene den Kopf und warf Dodgson zu Boden. Dann hob er den Kopf wieder und
wartete. Beobachtete ihn.
    Was soll denn
das? dachte Dodgson. Vorsichtig richtete er sich wieder auf. Und wurde erneut
zu Boden geworfen. Die Jungen quiekten und kamen näher. Er sah, daß ihre Körper
mit Fleischfetzen und Exkrementen bedeckt waren. Er konnte sie riechen. Auf
allen vieren begann er davonzukriechen.
    Etwas packte ihn
am Bein und hielt ihn fest. Er drehte sich um und sah, daß sein Bein zwischen
den Zähnen des großen Tyrannosauriers steckte. Einen Augenblick lang hielt das
Tier ihn behutsam. Dann biß es zu. Die Knochen zersplitterten.
    Dodgson schrie
vor Schmerz auf. Er konnte sich nicht mehr bewegen. Er konnte nichts mehr tun
außer schreien. Die Babys kamen eifrig auf ihn zu gewackelt. Einige Sekunden
lang blieben sie auf Distanz und streckten nur die Köpfe vor, um nach ihm zu
schnappen. Doch als Dodgson sich nicht bewegte, sprang das erste auf sein Bein
und begann, das blutende Fleisch anzuknabbern.

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