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Vergessene Welt

Vergessene Welt

Titel: Vergessene Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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Anlage
hier zu verstehen, muß man zehn Jahre zurückgehen, zu einem Mann namens John
Hammond und einem Tier mit dem Namen Quagga.«
    »Dem was?«
    »Das Quagga«,
sagte Malcolm, »ist ein afrikanisches Säugetier, dem Zebra nicht unähnlich. Es
ist seit dem letzten Jahrhundert ausgestorben. Aber in den 1980ern gelang es
einem Wissenschaftler, mit Hilfe modernster Technik aus einem Stück Quagga-Fell
eine ganze Menge DNS zu extrahieren. So viel DNS, daß die Idee aufkam, das
Quagga wiederzuerschaffen. Und wenn man das Quagga wiedererschaffen konnte,
warum dann nicht auch andere ausgestorbene Tiere? Den Dodo? Den Säbelzahntiger?
Oder sogar einen Dinosaurier?«
    »Woher bekommt
man denn Dinosaurier-DNS?« fragte Thorne.
    »Genaugenommen«,
sagte Malcolm, »finden Paläontologen seit Jahren Fragmente von Dinosaurier-DNS.
Sie haben nur nie viel Aufhebens davon gemacht, weil sie nie genug Material
hatten, um es zur Klassifikation benutzen zu können. Es schien keinen Wert zu
haben, war einfach nur eine Kuriosität.«
    »Aber um ein
Tier wiederzuerschaffen, braucht man mehr als nur DNS-Fragmente«, sagte Thorne.
»Man braucht den kompletten Strang.«
    »Das stimmt«,
sagte Malcolm. »Und der Mann, der herausfand, wie man sich den beschaffen
konnte, war ebendieser Hammond, ein ausgefuchster Geschäftsmann. Er argumentierte,
daß Dinosaurier zu Lebzeiten wahrscheinlich von Insekten gebissen wurden und
daß diese Insekten von ihrem Blut saugten, wie es Insekten auch heute noch tun.
Einige dieser Insekten landeten dann auf einem Ast und wurden von herabtropfendem
Baumharz eingeschlossen. Und dieses Harz versteinerte zu Bernstein. Hammond
ging nun davon aus, daß man, wenn man solche in Bernstein konservierte Insekten
anbohrte und ihren Mageninhalt extrahierte, irgendwann Dino-DNS bekommen würde.«
    »Und hat er es
getan?«
    »Ja, das hat er.
Er gründete InGen, um seine Entdeckung weiterzuentwickeln. Hammond war ein
Besessener, und sein wahres Talent war die Geldbeschaffung. Er fand heraus, wie
er genug Geld zusammenbekommen konnte, um die Forschung zu finanzieren, die
nötig war, um aus einem DNS-Strang ein lebendes Tier zu entwickeln. Dabei waren
Geldquellen gar nicht so leicht zu erschließen; da mag die Wiedererschaffung
eines Dinosauriers noch so aufregend sein – ein Heilmittel gegen Krebs liefert
sie schließlich nicht. Hammond beschloß also, eine Touristenattraktion zu bauen.
Er hatte vor, die Kosten der Dinosaurier wieder hereinzuholen, indem er sie in
eine Art Zoo oder Vergnügungspark steckte und von den Besuchern Eintritt
verlangte.«
    »Soll das ein
Witz sein?« fragte Thorne.
    »Nein. Hammond
hat es wirklich getan. Er hat diesen Park auf einer Insel namens Isla Nublar,
ein Stückchen nördlich von hier, tatsächlich gebaut und plante, ihn Ende 1989
zu eröffnen. Ich war selbst dort, kurz vor der Eröffnung. Aber wie sich zeigte,
hatte Hammond Probleme. Die Parksysteme brachen zusammen, und die Dinosaurier
rissen aus. Ein paar Besucher kamen zu Tode. Danach wurde der Park zerstört,
und sämtliche Dinosaurier wurden getötet.«
    Sie kamen an
einem Fenster vorbei, von dem aus sie freie Sicht auf die Ebene und die
Dinosaurierherden hatten, die am Fluß weideten.
    »Wenn sie alle
vernichtet wurden«, fragte Thorne, »was ist dann diese Insel hier?«
    »Diese Insel«,
sagte Malcolm, »ist Hammonds schmutziges kleines Geheimnis. Sie ist die Kehrseite
des Parks.«
     
    Sie gingen weiter den Korridor entlang.
    »Wissen Sie«,
sagte Malcolm, »den Besuchern in Hammonds Park wurde ein sehr eindrucksvolles
Genetiklabor vorgeführt, mit Computern und Gensequenzierern und modernsten
Einrichtungen für die Brut und Aufzucht der Dinosaurier. Den Besuchern wurde
gesagt, daß die Dinosaurier direkt in diesem Park erzeugt würden. Und die Besichtigungstour
durchs Labor war auf den ersten Blick sehr eindrucksvoll.
    In Wirklichkeit
aber hat Hammonds Tour mehrere Schritte in diesem Prozeß ausgelassen. In einem
Raum zeigte er uns, wie die Dinosaurier-DNS extrahiert wurde. Und im nächsten
Raum zeigte er uns schon Eier kurz vor dem Schlüpfen der Jungen. Das war sehr
dramatisch, aber wie war er von der DNS zu einem lebensfähigen Embryo gekommen?
Der kritische Schritt wurde uns nicht vorgeführt. Es wurde so dargestellt, als
wäre es einfach passiert, quasi zwischen Tür und Angel.
    Hammonds ganze
Show war einfach zu schön, um wahr zu sein. Da hatte er zum Beispiel diese
Brutstation, in der man staunend zusehen konnte, wie die

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