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Vergessene Welt

Vergessene Welt

Titel: Vergessene Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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nervös?«
    »Nein, überhaupt
nicht.« Sie holte ein verpacktes Sandwich aus dem Kühlschrank. Arby stellte
sich neben sie, spähte kurz hinein und schnappte sich das erste Sandwich, das
er sah.
    »Das magst du
doch nicht.«
    »Doch, mag ich
schon.«
    »Es ist
Thunfischsalat.«
    Arby haßte
Thunfischsalat. Er legte es schnell wieder zurück und schaute noch einmal in
den Kühlschrank.
    »Da links, das
ist Truthahn«, sagte sie. »In dem Brötchen da.«
    Er nahm sich das
Truthahnsandwich. »Danke.«
    »Nichts zu
danken.« Sie setzte sich auf die Couch, wickelte ihr Sandwich aus und schlang
es gierig hinunter.
    »Hör mal,
immerhin habe ich uns hierhergebracht«, sagte er und wickelte umständlich sein
Brötchen aus. Er faltete die Folie ordentlich zusammen und legte sie beiseite.
    »Ja. Hast du.
Den Teil hast du richtig gemacht.«
    Arby aß sein
Sandwich. Es kam ihm vor, als hätte er noch nie in seinem Leben etwas so Gutes
gegessen. Es war sogar besser als die Truthahnsandwiches seiner Mutter.
    Beim Gedanken an
seine Mutter spürte er einen Stich. Seine Mutter war Gynäkologin und sehr
schön. Sie war sehr beschäftigt und nicht oft zu Hause, aber wann immer er sie
sah, wirkte sie so friedlich. Sie hatten eine ganz besondere Beziehung, Arby
und seine Mutter. Obwohl es sie in letzter Zeit zu beunruhigen schien, daß er
so viel wußte. Eines Abends war er in ihr Arbeitszimmer gekommen, als sie
gerade irgendwelche Zeitschriftenartikel über Progesteronpegel und follikelstimulierende
Hormone durchackerte. Er hatte ihr nur kurz über die Schulter geblickt, die
Zahlenreihen überflogen und ihr vorgeschlagen, sie solle versuchen, die Daten
mit Hilfe einer nichtlinearen Gleichung zu analysieren. Sie hatte ihn komisch
angesehen, irgendwie distanziert, nachdenklich und wie einen Fremden, und in diesem
Augenblick hatte er sich gefühlt, als –
    »Ich hol mir
noch eins!« sagte Kelly und ging noch einmal zum Kühlschrank. Mit zwei Sandwiches
kam sie wieder zurück, eins in jeder Hand.
    »Glaubst du, es
ist genug da?«
    »Ist doch egal.
Ich bin am Verhungern«, sagte sie und riß die Folie des ersten auf.
    »Vielleicht
sollten wir nicht alles –«
    »Arby, wenn du
dir weiter so den Kopf zerbrichst, hätten wir besser zu Hause bleiben sollen.«
    Er sah ein, daß sie
recht hatte, und stellte überrascht fest, daß er sein Sandwich bereits aufgegessen
hatte. Er nahm deshalb das zweite, das Kelly ihm angeboten hatte.
    Kelly aß und
starrte zum Fenster hinaus. »Was das wohl für ein Gebäude ist, in das sie
hineingegangen sind? Sieht verlassen aus.«
    »Ja. Und zwar
seit Jahren.«
    »Warum sollte
jemand hier, auf einer verlassenen Insel vor Costa Rica, ein solches Gebäude
bauen?« fragte sie.
    »Vielleicht hat
man hier irgendwas Geheimes gemacht.«
    »Oder was
Gefährliches«, sagte Kelly.
    »Ja. Oder das.«
Der Gedanke an Gefahr war ebenso erregend wie beunruhigend. Arby fühlte sich
plötzlich weit weg von zu Hause.
    »Ich frage mich
echt, was die hier gemacht haben«, sagte Kelly. Kauend stand sie auf und ging
zum Fenster, um hinauszuschauen. »Das ist ja ein Riesending. Hm«, sagte sie,
»das ist komisch.«
    »Was?«
    »Schau mal da
raus. Das Gebäude ist überwuchert, als wäre seit Jahren keiner mehr hiergewesen.
Und diese Wiese ist auch verwildert. Das Gras ist ziemlich hoch.«
    »Ja …«
    »Aber dort
drüben«, sagte sie und zeigte auf eine Stelle gleich neben dem Caravan, »ist
ein Pfad.«
    Immer noch
kauend trat Arby neben sie und sah ebenfalls hinaus. Sie hatte recht. Wenige
Meter von dem Gespann entfernt war das Gras niedergetrampelt und welk. An vielen
Stellen schien die nackte Erde durch. Es war ein schmaler, aber deutlich
erkennbarer Pfad, der quer über die Lichtung führte.
    »Wenn also seit
Jahren niemand mehr hier war«, fragte Kelly, »wer hat dann den Pfad gemacht?«
    »Wahrscheinlich
Tiere«, sagte er. Etwas anderes fiel ihm nicht ein. »Ist vermutlich ein Wildwechsel.«
    »Was für Tiere?«
    »Ich weiß nicht.
Was es halt hier gibt. Rehe oder so was.«
    »Ich habe noch
kein Reh gesehen.«
    Er zuckte die
Achseln. »Dann vielleicht Ziegen. Du weißt schon, wilde Ziegen, wie die in
Hawaii.«
    »Der Pfad ist zu
breit für Rehe oder Ziegen.«
    »Vielleicht
gibt’s ja eine ganze Herde wilder Ziegen.«
    »Zu breit«,
sagte Kelly und wandte sich achselzuckend vom Fenster ab. Sie ging noch einmal
zum Kühlschrank. »Ich frage mich, ob’s was zum Nachtisch gibt.«
    Bei der
Erwähnung von Nachtisch fiel Arby

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