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Vergessene Welt

Vergessene Welt

Titel: Vergessene Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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Eddie.
    Mit
erstaunlichem Tempo brach der Tyrannosaurier plötzlich aus dem Laubwerk rechts
vom Explorer. Das Tier war riesig, so hoch wie ein zweistöckiges Gebäude, der
Kopf so weit oben, daß sie ihn nicht sehen konnten. Doch für ein Tier dieser
Größe bewegte es sich mit unglaublicher Geschwindigkeit und Behendigkeit.
Thorne starrte es nur stumm an und wartete, was passieren würde. Er spürte, wie
das Auto unter jedem donnernden Schritt erzitterte.
    Eddie stöhnte
leise.
    Aber der
Tyrannosaurier achtete nicht auf sie. Mit unvermindertem Tempo lief er an dem Explorer
vorbei. Augenblicke später verschwanden Kopf und Körper links von ihnen im
Dschungel. Sie sahen nur noch den kräftigen Schwanz, der in etwa zwei Meter
Höhe bei jedem Schritt des Tieres balancierend hin und her schwang.
    So schnell!
dachte Thorne. Schnell! Das riesige Tier war aufgetaucht, hatte ihnen kurz die
Sicht versperrt und war wieder verschwunden. Er war nicht daran gewöhnt, daß
etwas so Großes sich so schnell bewegte. Jetzt war nur noch die wedelnde
Schwanzspitze zu sehen.
    Doch dann
krachte der Schwanz mit einem lauten metallischen Knall gegen den Kühler des Explorers.
    Und der
Tyrannosaurier blieb stehen.
    Aus dem
Dschungel drang ein tiefes, verunsichertes Knurren.
    Der fleischige
Schwanz schwang wieder hin und her, doch jetzt vorsichtiger, tastender. Er
streifte ein zweites Mal den Kühlergrill.
    Das Laubwerk
links von ihnen raschelte und bewegte sich, und der Schwanz war verschwunden.
    Weil der
Tyrannosaurier zurückkommt, schoß es Thorne durch den Kopf.
    Im selben Moment
brach der Saurier wieder aus dem Dschungel und lief auf das Auto zu, bis er direkt
vor ihnen stand. Er knurrte noch einmal, ein tiefes Grollen, und bewegte leicht
den Kopf von links nach rechts, um sich dieses fremde, neue Ding anzuschauen.
Dann bückte er sich, und Thorne sah, daß der Tyrannosaurier etwas im Maul
hatte, die Beine eines Tiers baumelten von seinen Kiefern herunter. Ein dichter
Schwarm Fliegen umschwirrte seinen Kopf.
    Eddie stöhnte.
»O Scheiße.«
    »Ruhe«,
flüsterte Thorne.
    Der
Tyrannosaurier schnaubte und sah auf das Auto hinunter. Er bückte sich noch
tiefer, schnaubte wiederholt und bewegte bei jedem Einatmen leicht den Kopf hin
und her. Thorne erkannte, daß er den Kühlergrill beschnupperte. Dann hob er langsam
den mächtigen Kopf, bis die Augen über der Motorhaube auftauchten. Er starrte
sie durch die Windschutzscheibe an. Er blinzelte. Der Blick war kalt und
reptilienartig.
    Thorne hatte das
deutliche Gefühl, daß der Tyrannosaurier sie ansah: Die Augen huschten von
einer Person zur nächsten. Mit der stumpfen Schnauze stupste er den Explorer
an, als wollte er dessen Gewicht prüfen, ihn als Gegner abschätzen.
    Plötzlich trat
er einen Schritt zurück und drehte sich um. Er hob den mächtigen Schwanz und
kam rückwärts wieder auf sie zu. Sie hörten, wie der Schwanz über das Autodach
schabte. Die Hinterläufe kamen immer näher …
    Und dann setzte
der Tyrannosaurier sich auf die Motorhaube, das Fahrzeug kippte unter dem
enormen Gewicht nach vorne, die Stoßstange grub sich in die Erde. Zuerst
bewegte er sich nicht, saß einfach nur da. Doch dann rutschte er mit schnellen
Hüftbewegungen hin und her, so daß das Metall ächzte.
    »Was macht der
denn da?« sagte Eddie.
    Der
Tyrannosaurier stand wieder auf, die Schnauze des Autos federte hoch, und
Thorne sah einen zähen, weißen Brei, der von der Motorhaube troff. Im selben Augenblick
zog der Tyrannosaurier davon und verschwand auf dem Wildwechsel im Dschungel.
    Als sie sich
umdrehten, sahen sie ihn wieder auftauchen und über die Lichtung trotten. Er
lief hinter dem Gemischtwarenladen vorbei, zwischen zwei der Hütten hindurch
und verschwand dann aus ihrem Blickfeld.
    Thorne sah Eddie
an, der mit dem Kopf auf Malcolm deutete. Malcolm hatte sich nicht umgedreht,
um dem davontrabenden Tyrannosaurier nachzusehen. Er saß noch immer da, mit angespanntem
Körper, und starrte nach vorne. »Ian«, fragte Thorne. Er berührte ihn an der
Schulter.
    »Ist er weg?«
fragte Malcolm.
    »Ja. Er ist
weg.«
    Ian Malcolm
entspannte sich. Er ließ die Schultern sinken und atmete langsam aus. Der Kopf
sackte ihm auf die Brust. Dann atmete er tief ein und hob den Kopf wieder.
»Eins müßt ihr zugeben«, sagte er. »So was sieht man nicht alle Tage.«
    »Alles in
Ordnung?« fragte Thorne.
    »Ja, klar. Ich
bin okay.« Malcolm legte sich die Hand auf die Brust, fühlte seinen

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