Vergessene Welt
blinzelte.
Das war nicht möglich. Was er da sah, mußten Ausschnitte aus einem Spielfilm
sein. Denn in der einen Ecke sah er eine Triceratops-Herde. Und in dem Kästchen
daneben grüne eidechsenähnliche Dinger, die ihre Köpfe aus dem hohen Gras reckten.
In einem dritten einen einzelnen, langsam dahintrottenden Stegosaurier.
Das müssen Filme
sein, dachte er. Der Dino-Kanal.
Aber dann sah er
auf einem anderen Bild das Caravan-Gespann auf der Lichtung stehen. Er sah die
schwarz funkelnden Sonnensegel auf dem Dach. Er bildete sich beinahe ein, sich
selbst sehen zu können, durch das Fenster des Caravans.
O Gott, dachte
er.
Schließlich
entdeckte er auf einem anderen Bild Thorne, Malcolm und Eddie, die schnell in
den Explorer stiegen und zur Rückseite des Labors fuhren. Und mit einem Schock
erkannte er:
Diese Bilder
waren alle echt.
Strom
Sie fuhren mit dem Explorer um das
Hauptgebäude herum zum Kraftwerk. Unterwegs kamen sie an einem kleinen Dorf
vorbei. Thorne sah am rechten Straßenrand sechs Häuschen im Plantagen-Stil und am
Ende ein größeres Gebäude, offensichtlich das Wohnhaus des Managers. Es war
klar, daß das Dorf früher hübsch angelegt und sorgfältig gepflegt worden war,
doch jetzt waren die Gebäude überwuchert, der Dschungel beherrschte die Anlage
fast völlig. In der Mitte sahen sie einen Tennisplatz, ein leeres Schwimmbecken
und eine kleine Benzinpumpe vor einem Schuppen, der offensichtlich ein
Gemischtwarenladen gewesen war.
»Ich frage mich,
wie viele Leute sie hier wohl hatten«, sagte Thorne.
»Woher wissen
Sie, daß sie alle weg sind?« fragte Eddie.
»Was soll das
heißen?«
»Doc – es gibt
Strom. Nach all den Jahren. Dafür muß es doch eine Erklärung geben.« Eddie fuhr
an den Laderampen vorbei und auf das direkt vor ihnen liegende Kraftwerk zu.
Das Kraftwerk
war ein fensterloser, unscheinbarer Betonblock, dessen auffälligstes Merkmal
ein rundumlaufendes Band aus Wellblechtafeln zu Belüftungszwecken direkt unter
dem Dach war. Das Wellblech war längst zu einem einheitlichen Braun mit ein
paar gelben Flecken verrottet.
Eddie fuhr auf
der Suche nach einer Tür um das Gebäude herum.
Er fand sie auf
der Rückseite. Es war eine schwere Stahltür mit einem abblätternden Schild mit
der Aufschrift: Vorsicht Hochspannung!
Eintritt Verboten.
Eddie sprang aus
dem Auto, die anderen folgten. Thorne schnupperte. »Schwefel«, sagte er.
»Sehr stark«,
bestätigte Malcolm mit einem Nicken.
Eddie zog an der
Tür. »Leute, ich habe das Gefühl …«
Plötzlich sprang
die Tür mit einem lauten Krachen auf und schepperte gegen die Betonwand. Eddie
spähte in die Dunkelheit im Inneren. Thorne sah ein dichtes Gewirr von Röhren,
aus dem Boden waberte Dampf. Es war sehr heiß in der Halle. Ein lautes, beständiges
Surren war zu hören.
»O Mann«, sagte
Eddie. Er ging hinein und sah sich diverse Anzeigeinstrumente an, von denen
viele nicht mehr abzulesen waren, da die Gläser mit einem gelben Film überzogen
waren. Auch die Verbindungsstücke der Röhren waren mit einer gelben Kruste
überzogen. Eddie wischte ein wenig von dem gelben Zeug mit dem Finger weg.
»Erstaunlich«, sagte er.
»Schwefel?«
»Ja, Schwefel.
Erstaunlich.« Er drehte sich zu der Quelle des Geräusches um und entdeckte einen
großen, runden Lüftungsschacht mit einer Turbine im Inneren. Die Blätter der
schnell rotierenden Turbine waren von einem stumpfen Gelb.
»Ist das auch
Schwefel?« fragte Thorne.
»Nein«, sagte
Eddie. »Das muß Gold sein. Diese Turbine besteht aus einer Goldlegierung.«
»Gold?«
»Ja. Es muß ein
sehr reaktionsträges Material sein.« Er drehte sich zu Thorne um. »Ist Ihnen
klar, was das hier ist? Es ist unglaublich. So kompakt und effizient. Kein
Mensch ist bis jetzt darauf gekommen, wie man so was macht. Die Technologie ist
–«
»Erdwärme,
nicht?« fragte Malcolm.
»Genau«, sagte
Eddie. »Man hat eine Hitzequelle angezapft, wahrscheinlich Gas oder Dampf, der
durch die Röhren da drüben aus dem Boden kommt. Mit der Hitze wird Wasser in
einem geschlossenen Kreislauf zum Kochen gebracht – in diesem Röhrengeflecht da
vorne –, und damit wird die Turbine angetrieben, die den Strom erzeugt. Egal,
was die Wärmequelle ist, die Korrosion ist bei solchen geothermischen Anlagen gewaltig.
Die Wartung ist der reine Wahnsinn. Aber diese Anlage funktioniert immer noch.
Erstaunlich.«
An einer Wand
befand sich eine Steueranlage, die die Stromversorgung des
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