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Vergiss es Baby - Roman

Vergiss es Baby - Roman

Titel: Vergiss es Baby - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Sanders
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versinken. Leider waren die Bewohner der Ysenburgstraße ausgeflogen. Die leeren Räume gaben ihr den Rest. Warum hatte sie kein Haustier? Dann könnte sie die einsamen Stunden mit liebevoller Fürsorge und Beschäftigung vertreiben. Hühner, die man auf dem
Balkon halten konnte, waren nicht schlecht. Die legten hoffentlich jeden Morgen ein Frühstücksei. Oder ein Hamster? Oder ein Meerschweinchen? Die machten wenig Dreck und gaben keine lauten Geräusche von sich.
    Die Vorstellung, wie ein niedlicher kleiner Hamster sich in seinem Käfig aufbaute, wenn sie heimkam, und als Zeichen seiner Freude ein paar Runden im Rad drehte, rührte sie derart, dass ihr beinahe die Tränen gekommen wären. Schniefend kramte sie in ihrer Handtasche nach Taschentüchern. Sie hatte sich geschworen, nicht schon wieder zu heulen, aber das war ebenso aussichtslos wie sich vorzunehmen, von heute an auf Schokolade zu verzichten.
    Apropos … Sie hatte - kaum zu glauben - den ganzen Tag noch nichts gegessen, also stellte sie die Tasche wieder im Flur ab und machte sich auf den Weg in die Küche. Die Tiefkühltruhe bot die üblichen Fertiggerichte. Entschlossen nahm sie eine Packung Fischstäbchen heraus und betrachtete sie gierig von allen Seiten. Ab heute hieß es wieder: Fischstäbchen von Öttken statt trendiger Delikatessen. Und dazu die Minigurke von Karl. So sah ihr Leben aus. Das war ihre Liga!
    Kaum brutzelten die Fischstäbchen in der Pfanne, fing sie doch wieder an zu heulen. Die Demütigung, die Charlize ihr zugefügt hatte, saß tief. Ebenso die Enttäuschung über Valentin. Completely out of the ordinary. Das hatte noch kein Mann über sie zu sagen gewagt. Zwar kannte sie die genaue Übersetzung dieser Redewendung nicht, aber das musste sie auch nicht. Sie verstand auch so. Valentin hielt sie für komplett ordinär. Ein super Kompliment.
    Wo waren die verdammten Taschentücher? Sie rannte zurück
in den Flur, wo sie ungeduldig den Inhalt ihrer Ledertasche aufs Parkett schüttete. Dabei fiel ihr ein großer brauner Umschlag auf, den sie vorher nicht bemerkt hatte. Sie riss ihn auf und entnahm ihm mehrere eng beschriebene, ordentlich abgeheftete Seiten. Tränen tropften auf das Papier, aber sie bemerkte es gar nicht. Das Schriftstück war ein Vertragsangebot in zweifacher Ausführung, um das festzustellen, reichte ihr Englisch. Jetzt erinnerte sie sich wieder: Man hatte ihr den Umschlag an der Rezeption ausgehändigt, bevor sie sich auf den Weg nach Old Trafford gemacht hatte. In ihrer Freude, Valentin zu sehen, hatte sie ihn eilig in die Tasche gestopft und anschließend gleich vergessen.
    Noch im Flur ließ sie sich auf den Boden fallen und blätterte, den Rücken an die Wand gelehnt, hastig durch die Seiten. Da mussten doch irgendwelche Zahlen stehen. Wo denn nur? Da! Genau! Das musste die entscheidende Seite sein.
    Gut, dass sie saß. Die Zahl, die mehr Nullen aufwies, als sie in einer Woche jemals an Kalorien zu sich nehmen konnte, tanzte vor ihren Augen, bevor sie gleich wieder verschwamm. Sie blinzelte, einmal, zweimal, dreimal, und trocknete sich anschließend das Gesicht. Erst dann sah sie erneut hin. Die Summe hatte sich nicht verändert.
     
     
    Valentin ließ den Wasserhahn einfach laufen, nachdem er sich kaltes Wasser ins Gesicht gespritzt hatte. Ohne sich abzutrocknen, betrachtete er sich im Spiegel der Herrentoilette. Er sah aus, wie er sich fühlte: müde, übernächtigt und verzweifelt. Er klatschte sich eine neue Ladung Wasser ins Gesicht und drehte endlich den Hahn ab.

    Was sollte er bloß tun? Seine Versuche, Marlene nach ihrer Abreise zu erreichen, konnte er längst nicht mehr zählen. Selbst Rosanna, die er in seiner Verzweiflung angerufen hatte, konnte ihm nicht helfen. Sie hatte ihm kaum zugehört, sondern ihn mit blöden Bemerkungen, er habe sich das alles selbst zuzuschreiben, knallhart abserviert. Die ganze Nacht war er in seinem Zimmer auf und ab getigert und hatte sich das Hirn zermartert, was er tun sollte.
    Am liebsten wäre er umgehend nach München geflogen, um mit Marlene persönlich zu sprechen. Aber was hätte er ihr schon sagen können?
    Marlene, Liebste, es ist nicht so, wie es aussieht! Diesen Spruch hatte er schon immer gehasst, und er war stets stolz darauf gewesen, ihn nie in seinem Leben über die Lippen gebracht zu haben. Bliebe noch: Charlize und ich sind gute Freunde, weiter nichts! Das musste in ihren Ohren ebenso unglaubwürdig klingen. Charlize hatte sich an ihn geklammert wie

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