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Vergiss es Baby - Roman

Vergiss es Baby - Roman

Titel: Vergiss es Baby - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Sanders
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endlich abgeschlossen waren, brannten ihre Mitbewohner natürlich darauf, die Schöner-Wohnen-Kulisse vorzuführen. Marlene hatte kurz überlegt, für ein paar Tage wegzufahren, um dem Rummel zu entgehen. Doch Flucht war keine Lösung. Lieber begegnete sie der Enttäuschung ihres Lebens damit, gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Wozu leiden, wenn niemand da war, der mit ihr fühlte?
    Die Partyvorbereitungen, die Rosanna und Flo begeistert vorantrieben, lenkten sie wenigstens ab. So wie die ständigen Telefonate mit Sauger, der wohl von der Manchester-Sache Wind gekriegt hatte, und prompt sein Angebot erhöhte. Pflichtbewusst, wie sie war, hatte sie die Papiere zusammen mit denen des englischen Clubs per Kurier an die Adresse des Hotels in Manchester geschickt, in dem Valentin sich aufhielt. Bis auf eine kurze Notiz, die ihm riet, den Vertrag mit Manchester zu unterzeichnen, und alles Gute für seine berufliche Zukunft wünschte, hatte sie sich jeden persönlichen Kommentars enthalten.

    Seitdem hatte sie nichts mehr von Valentin gehört. Nachdem er sie mit Nachrichten und SMS, die allesamt unbeantwortet geblieben waren, fast wahnsinnig gemacht hatte, schien er aufgegeben zu haben. Verdammt schnell, wenn sie es richtig überlegte. Sollte er mit den Charlizes, Giseles und Kates dieser Welt glücklich werden, sie würde ihm nicht im Weg stehen. Der Vertragsabschluss brachte ihr eine satte Provision ein. Damit war ihr Job erledigt. Der Rest ging sie nichts mehr an.
    »Mit Paprika oder doch lieber Peperoni? Oder vielleicht Cheese Onion?« unterbrach Rosanna ihre Gedanken. »Welche Chips sollen wir nehmen? Ach was, nehmen wir einfach alle.«
    Eigentlich hatten sie im Supermarkt nur ein paar Getränke, Drogerie- und Dekoartikel besorgen wollten, aber dann war Rosanna in Fahrt gekommen. Der Einkaufswagen, den Marlene schlecht gelaunt durch die Gänge schob, quoll bereits über. Die Art, wie ihre WG-Genossin ungeheure Mengen an Gebäck, Süßigkeiten und Knabberzeug in den Wagen lud, wirkte auf Marlene wie ein stiller Vorwurf. Sie hatte am Morgen bei Öttken gekündigt und war sofort freigestellt worden. Das bedeutete leider, von nun an auf die stets sprudelnde Quelle kostenloser Gaumenfreuden verzichten zu müssen. Auch ihren Dienstwagen würde sie in ein paar Tagen los sein.
    Marlene nahm Rosanna eine Packung Erdnussflips aus der Hand, riss sie auf und stopfte sich einige davon in den Mund. Sie schmeckten angenehm nach Nichts, was in Ordnung war, hätte die Würzmischung nicht viel zu viel Zucker enthalten. Missmutig schubste sie den Einkaufswagen vorwärts und wäre beinahe einer Frau in die Hacken gefahren, die unschlüssig vor dem Sortiment an Marmeladen stand. Aber das wäre doch zu
entschuldigen gewesen, oder? Schließlich machte sie gerade eine Krise durch. Sie musste nicht nur auf Valentin verzichten, der sich nach England abgesetzt hatte, sondern auch auf ihre heiß geliebten Chili-Cheese-Cracker. Öttken lieferte diese Sorte nur an die Gastronomie, im Einzelhandel waren sie nicht zu bekommen.
    Rosanna ließ sich in ihrer Konsumeuphorie nicht stören, während Marlene am Süßwarenregal entlang weiterschlenderte. Der Anblick von Nuss-Nougat-Schokolade, die sie nun in den Einkaufswagen lud, besserte ihre Laune ein wenig. Trotzdem zehrte der Zustand, sich so richtig schön beschissen zu fühlen, an ihren Nerven. Als sie endlich nach einem Umweg über den Getränkemarkt in der Ysenburgstraße nach einem Parkplatz suchten, fühlte sich Marlene vollkommen ausgelaugt.
    Bereits zum dritten Mal fuhr Rosanna auf der Suche nach einer Lücke die Straße ab, als sich für Marlene plötzlich der Himmel weit öffnete und ihr einen Anblick bescherte, der jeden Traum, den sie jemals in ihrem Leben gehabt haben mochte, in den Schatten stellte. Wow! Sie blinzelte. Einmal, zweimal. Das war kein Trugbild!
    »Halt an!«, befahl sie Rosanna, die prompt auf die Bremse trat. »Ich will aussteigen. Sofort.«
    Marlene hatte die Tür schon aufgerissen, noch bevor der BMW in zweiter Reihe zum Stehen kam, und rannte los. Obwohl sie nur wenige Meter zurückzulegen hatte, schnaufte sie wie ein Walross, während ihr Herz wild klopfte. Doch als sie nach kurzem Sprint ihr Ziel erreicht hatte, wurde sie schlagartig ruhiger.

    Er stand immer noch da in seiner ganzen Pracht, als habe er auf sie gewartet! Ihr erster Eindruck hatte sie nicht getäuscht. Er war es tatsächlich! Eine Welle tief empfundener Zufriedenheit breitete sich in ihr aus. So

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