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Vergiss mein nicht

Vergiss mein nicht

Titel: Vergiss mein nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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werden, so wie Sie«, sagte das Mädchen. » Sie dachte, Sie würden ihr bestimmt nicht mehr helfen, wenn Sie wüssten, dass sie mit all den Leuten Sex gehabt hatte.« Von neuem schlich sich der einstudierte Tonfall in ihre Stimme, als sie sagte: »› Wenn du das nicht tust, dann werde ich Dr. Linton erzählen, was für eine Hure du bist.‹«
    Sara war entsetzt, dass man ihren Namen benutzt hatte, um einem Kind zu drohen. » Das kann nicht sein«, sagte Sara heftig. » Das kann einfach nicht sein!«
    Lacey zuckte die Achseln, als sei es ohnehin unerheblich.
    Sara hätte sie am liebsten gepackt und geschüttelt. » Ich hätte alles in meiner Kraft Stehende getan, um ihr zu helfen, Lacey. So wie ich jetzt auch für dich alles tun werde, was mir möglich ist.«
    » Ich brauch jetzt keine Hilfe mehr«, sagte Lacey so, als sei es zu spät.
    Sara war so zornig, dass ihr die Tränen kamen. Sie hatte die Obduktion an dem Baby vorgenommen. Sie wusste ganz genau, was Grace und Jenny dem unglückseligen Wesen angetan hatten. Bei dem Gedanken, dass Jenny bei der Verstümmelung zur Komplizin geworden war, weil sie hatte fürchten müssen, vor Sara bloßgestellt zu werden, erfüllte sie ohnmächtige Wut.
    » Mama hat das ganz oft gesagt«, berichtete Lacey. » Jenny wollte, dass Sie sie für einen guten Menschen halten.«
    Sara fasste sich an die Kehle. » Sie war ein guter Mensch.«
    Lacey blickte zu Boden. » Ist doch jetzt auch egal.«
    » Jenny hat Furchtbares durchgemacht. Es war nicht ihre Schuld.«
    Wieder nur ein Achselzucken.
    » Kleines«, sagte Sara. Sie versuchte, beruhigend zu klingen. Sie griff nach Laceys Hand, aber das Mädchen wich zurück.
    Sie ließ einen Augenblick verstreichen, bevor sie fragte: » Was meinst du, warum Jenny gedroht hat, Mark zu erschießen?«
    Lacey zuckte zwar die Achseln, aber Sara merkte, dass sie die Antwort kannte.
    » Meinst du, sie wollte, dass es aufhörte?«
    Achselzucken.
    » Meinst du, sie hat vielleicht gedacht, es kann nur aufhören, wenn sie die Waffe auf Mark richtet? Und dadurch dann hier endet…?« Sara verstummte, denn das alles verursachte ihr Atemnot. Jenny hatte gewusst, dass sie auf einem Tisch im Leichenschauhaus enden würde. Dadurch, dass sie Jeffrey dazu brachte, sie zu erschießen, würde sie Sara zwingen, endlich zu bemerken, was ihr angetan worden war.
    Lacey blickte auf. Ihrer Miene war nicht die geringste Gefühlsregung anzusehen. » Jenny wusste es besser«, sagte sie. » Sie wusste, dass es niemals aufhören würde.«
    Sara suchte nach einer Erwiderung und fürchtete am allermeisten, dass dieses Mädchen Recht behalten könnte. » Wir erwischen Dottie, bevor sie so etwas noch einmal macht, Lacey. Ich verspreche, dass wir alles tun werden, um sie zu stoppen.«
    » Na ja…« Sie zuckte die Achseln, als hielte sie Saras Versprechen für eine unerfüllbare Wunschvorstellung. Sie fragte: » Kommt mein Daddy bald? Ich möchte nach Hause.«
    » Lacey…« Sara fehlten die Worte.
    Das Mädchen blickte auf, mit Tränen in den Augen. Die letzten Tage hatten sie altern lassen. Sie sah nicht mehr aus wie ein sorgloses kleines Mädchen, das nur der Gedanke plagte, ob sie in das Cheerleader-Team aufgenommen würde oder nicht. Die Menschen, die sie missbraucht hatten, waren fort, aber in ihrem Herzen würde sie das, was sie ihr angetan hatten, immer mit sich herumschleppen müssen. Sara hatte sich noch nie so hilflos gefühlt. Sie wollte etwas tun, wollte helfen, aber sie wusste, dass es dazu viel zu spät war. Und sie wusste auch, dass es da draußen noch mehr Kinder wie Lacey gab, Kinder, die Dottie Weaver zum Opfer gefallen waren– und noch viele mehr, die ihr zum Opfer fallen könnten.
    Lacey wischte sich mit dem Handrücken die Nase ab. Sie schniefte laut, schaffte es aber, Sara ein Lächeln zu schenken. Dann wiederholte sie: » Kommt mein Daddy bald? Ich möchte nach Hause.«

Sonntag
    Eine Woche später

Dreiundzwanzig
    T essa ließ sich am Esszimmertisch Sara gegenüber auf einen Stuhl fallen. » Werde ich mich für den Rest meines Lebens übergeben müssen?«
    » Das hoffe ich nicht«, murmelte Sara, die mit ihren Gedanken ganz woanders war. Sie las nämlich in einer Krankenakte und versuchte, ihre eigene Handschrift zu entziffern. » Was soll das hier heißen?«, fragte sie und schob das Krankenblatt zu Tessa hinüber.
    Tessa studierte das Gekritzel. » Abgetakelter Bindfaden?«, riet sie.
    » Das lese ich auch daraus«, grummelte Sara und nahm sich das Blatt

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