Vergraben
ihn bat, anzuhalten. Vor ihnen beleuchteten die Scheinwerfer den von Ranken überwucherten Zugang zu einem schmalen Weg. Bob wendete in fünf Zügen, um den Wagen in diesen dunklen, holprigen Tunnel zu lenken, der gerade breit genug für ein Fahrzeug war. Bald wurden sie von der Dunkelheit verschluckt und folgten nur noch den Scheinwerfern.
»Woher kennst du diesen Ort?«, fragte Nathan.
»Alle jungen Leute hier kennen ihn. Man hört davon schon lange bevor man zum ersten Mal herkommt. Es ist eine Art Liebesnest. Zumindest im Sommer.«
»Cool«, meinte Bob. »Du warst also schon mal hier?«
»Ein, zwei Mal.« Sie warf Nathan einen Blick zu. »Aber die Älteren erzählen den Jüngeren, dass hier ein Geist umgeht. Eine weiße Frau.«
Bob grinste in den Rückspiegel. »Ist hier ein Fluss in der Nähe?«
»Eher ein Flüsschen. Ein Bach oder so.«
»Es gibt immer fließendes Wasser neben Wegen, an denen es spukt. Angeblich spukt.«
»Warum?«
»Keine Ahnung. Geothermische Kräfte, was weiß ich.«
»Lass ihn bloß nicht davon anfangen«, warnte Nathan.
Bob lenkte das Auto an den Wegesrand. Die Räder auf der Beifahrerseite wurden mit vermoderten Blättern und Matsch überzogen. Er schaltete den CD-Player ein. Charlie Parker.
Nathan holte das restliche Kokain hervor. Bob schaltete die Innenbeleuchtung ein. Sie wurden in kränkliches, intimes Licht getaucht. Nathan schob einige breite, dicke Lines auf der CD-Hülle zurecht. Er schnupfte zuerst und gab die CD dann an Elise weiter. Als sie sie ihrer Nase näherte, sahen Bob und Nathan erst sie, dann einander an. Sie gab die CD an Bob weiter, der sie auf dem Lenkrad ablegte.
Elise wischte sich die Nase. Die Bewegung ließ das T-Shirt über ihren Nabel hochrutschen. Sie hatte den Mantel im Haus gelassen.
Bob drückte sich tief in den Fahrersitz.
»Alter Schwede.«
Er schaltete die Innenbeleuchtung aus. Ein paar Sekunden lang war die Dunkelheit vollkommen. In die Schwärze hinein sagte Elise: »Ich mag solche Abende. Wenn man gar nichts plant und alles einfach auf einen zukommt.«
Bob drehte sich um und sagte: »Okay, ihr beiden. Es tut mir leid. Ich habe das Gefühl, ich hab euch den Abend ruiniert – weil ich euch unterbrochen habe. Als ich vorhin ins Zimmer kam, ihr wisst schon.«
Elise gab ihm einen Klaps und sagte: »Na ja, dein Timing war nicht gerade toll.« Dann sprach sie seinen Namen mit starkem amerikanischem Akzent aus: Bahb .
Nathan versuchte zu lachen, Bob grinste und legte seinen breiten Kiefer auf die Kopfstütze.
»Dann macht doch einfach da weiter, wo ihr aufgehört habt.«
Elise versetzte ihm noch einen Klaps. »Wie bist du denn drauf?«
Bob sah ihr in die Augen und hielt ihrem Blick stand.
»Ich würde ja einen Spaziergang machen. Aber der Weg ist dunkel und kalt und, wie ich zugeben muss, etwas gruselig. Und selbst wenn ich rausginge, würdet ihr euch ständig Sorgen machen, dass ich im falschen Augenblick zurückkomme, und könntet euch gar nicht entspannen. Aber vielleicht seht ihr euch nie wieder. Das wäre echt schade. Also passt auf. Ich lehne mich zurück, mache die Augen zu und drehe die Musik auf. Und ihr beide könnt … ihr wisst schon.«
Sie lachte noch einmal – es klang laut in der Dunkelheit – und sagte: »Du bist echt krank.«
Elise sah Nathan an. Dann sah sie Bob an.
»Du würdest zuschauen .«
»Ich versuche, nicht hinzuschauen.«
»Du wirst zuhören .«
»Dann seid eben leise.«
»Ich kann das nicht.«
»Du kannst nicht? Oder du willst nicht? Bist du zu prüde?«
Sie wollte etwas erwidern, aber dann lachte sie schallend los und schlug Bob noch einmal auf die Schulter. Sie wandte sich an Nathan. »Willst du?«
»Willst du ?«
»Willst du ? Hast du ein Problem damit?«
»Womit?«
»Dass Bob dabei ist.«
»Nein.«
Plötzlich lächelte keiner mehr.
Elise zog ihr T-Shirt aus.
»Bob, du schaust her.«
»Ich schau gleich weg.«
»Wehe, wenn nicht.«
Nathan beugte sich vor. Diesmal war ihre Zunge langsamer. Sie schien sehr erregt zu sein. Er wusste, dass das vom Alkohol und Kokain und der abenteuerlustigen Stimmung an diesem Abend kam. Sie schmeckte nach Wein und Zigaretten. Ihre Hand zerrte an seinem Hemd, berührte seinen Körper. Er küsste ihren langen Hals. Er schälte sich aus seinem Sakko. Sie küsste seinen Hals, seine Brust, half ihm, das Hemd auszuziehen. In der Eile verlor er ein paar Knöpfe. Sie tastete nach seinem Hosenknopf. Als sie seinen Schwanz befreite, war er knüppelhart, aber
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