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Vergraben

Vergraben

Titel: Vergraben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Cross
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legte ihn aufs Bett.
    Er reichte ihr das Zinnröhrchen. Er hatte es nicht über sich gebracht, es mit Bob zu teilen – zu sehen, wie Bob es in seine behaarten, ektoplasmischen Nasenlöcher schob. Aber bei den Nasenlöchern des Mädchens war das etwas ganz anderes. Das Mädchen hatte hübsche Nasenlöcher, und in diese zog sie zwei der Lines, die er gelegt hatte.
    Sie setzte sich aufs Bett und ließ es wirken.
    Sie schaute ihn an. Dann schaute sie weg. Dann – sehr sorgfältig und sehr deutlich – klopfte sie auf die Matratze neben sich.
    »Komm, setz dich zu mir.«
    Er setzte sich zu ihr.
    Sie saßen einfach nur da. Ihre Knie berührten sich. Sie redeten ein wenig.
    Er legte den Arm um sie. Sie war sehr zierlich. Sie drehte sich zu ihm. Er kam ihr entgegen. Ihre Lippen berührten sich. Ihre Zunge schoss zwischen seine Lippen. Sie schmeckte nach Koks und Zigaretten und Wein. Er schob eine Hand unter den Saum ihres T-Shirts. Ihr Körper war warm und weich und fest. Er legte sie auf den Rücken. Ihre Hände verschränkten sich in seinem Nacken. Er konnte ihre Rippen spüren. Er umfasste ihre Brust und drückte sie; er spürte, wie ihre Brustwarze in seiner Handfläche hart wurde. Sie bog den Rücken durch.
    Die Tür ging auf und Bob kam herein.
    Nathan setzte sich auf und fluchte: »Verdammt noch mal, Bob.«
    Er bemerkte, dass Bobs Gesicht einen ernsten, besorgten Ausdruck hatte. Es machte ihn wütend: Er wollte Bob am liebsten eine reinhauen. » Verpiss dich, Bob. Los, verpiss dich einfach«, sagte er.
    Aber Bob verpisste sich nicht. Stattdessen sagte er: »Sara sucht dich. Sie ist auf dem Kriegspfad, Alter.«
    Nathan stöhnte.
    »Ich hab sie gerade kennengelernt«, erklärte Bob. »Sie fragt sich, wo zur Hölle du steckst.«
    Nathan war genervt und verärgert beim Gedanken an Saras Genörgel; er stellte sich vor, wie sie mit dem Fuß wippte, die Arme verschränkte, eine Schnute zog und den minutiös geglätteten Pony nach hinten warf.
    Während er sich das ausmalte, wandte Bob sich an das Mädchen. »Ich bin übrigens Bob. Ein Freund von Nathan.«
    Das Mädchen strich sein T-Shirt glatt und stellte sich vor: »Elise.«
    Nathan schielte sie von der Seite an, wie um sie richtig zu begrüßen. Sie schielte zurück. Nathans triumphale Erektion sank in sich zusammen. »Sara ist der letzte Mensch, den ich jetzt sehen will«, klagte er.
    »Dann verstecken wir uns eben«, meinte Bob.
    »Sie wird uns finden.«
    Woraufhin Elise nervös zur Tür blickte und den Saum ihres T-Shirts noch einmal glättete.
    Bob war nicht in der Stimmung, aufzugeben. »Dann hauen wir eben ab«, schlug er vor.
    Nathan dachte einen Augenblick darüber nach – nicht zu lange, denn er wollte auf Elise einen entschlossenen Eindruck machen.
    »Das klingt nach einem Plan«, sagte er.
    Er entriegelte das Schlafzimmerfenster und stieß es auf, dann streckte er den Kopf hinaus, um zu sehen, wie tief es hinunterging.

6
    Nathan bat Elise zu warten, bis er die Dachrinne hinuntergeklettert war, für den Fall, dass er abrutschte und stürzte. Aber nachdem er sich einmal aus dem Fenster gezwängt hatte, erwies sich der Abstieg als einfach. Er ließ sich die letzten zwei Meter mit einer gewissen Eleganz fallen und war froh, dass Elise ihm dabei zusah.
    Dann folgte sie ihm mit der Geschicklichkeit eines Klammeräffchens.
    Nathan schämte sich.
    Sie rannten zum Gebüsch, hinter ihnen wummerte die Diskomusik in der Ferne. Sie hielten sich im Schatten, während sie der Kieseinfahrt zum Haupttor folgten. Dort versteckten sie sich in der Dunkelheit, die so schwarz und kalt war, dass sie wie eine zähe Flüssigkeit an ihnen klebte.
    Wenige Minuten später fuhr Bob vor. Er saß am Steuer eines alten weißen Volvo Kombi.
    Nathan und Elise kletterten auf den Rücksitz, hielten sich weiterhin geduckt, und Bob fuhr mit quietschenden Reifen davon. Sie passierten das Tor, alle drei lachten.
    »Okay«, sagte Bob, »jetzt müssen wir einen Ort finden, an dem es dunkel ist.«
    »Ich kenne einen«, sagte Elise und legte die Hand auf Nathans Oberschenkel. Er küsste sie.
    Ganz plötzlich hatte er das Gefühl, dies sei die beste Nacht seines Lebens.
    Elise lotste Bob durch das Städtchen Socombe, an einigen Feldern vorbei, durch ein Dorf namens Sutton Down, dann eine Landstraße entlang, die einen Wald säumte – einen Eichenwald. Sie tippte Bob auf die Schulter.
    »Fahr da hinten links.«
    »Wo da hinten?«
    Er sah nur Bäume und fuhr zu weit. Aber er setzte zurück, bis Elise

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