Verirrte Herzen
abmühte.
Bald schon klappte es bei Lilly so gut, dass sie versuchen wollte, allein vorwärts zu kommen. »Lass mich mal los«, befahl sie Caro. Mit größter Mühe schaffte es Lilly, nicht sofort auf das Eis zu fallen, glitt aber dann, noch etwas unsicher auf den Beinen, allein davon.
Jetzt war Caros Hand für Anne frei. »Komm, meine Eisprinzessin, ich helfe dir ein wenig.« Zusammen fuhren sie langsam hinter Lilly her.
An Caros Hand fühlte sich Anne sicher. Langsam entspannten sich ihre Gesichtszüge, und ihre verkrampften Muskeln wurden lockerer. »Das macht viel mehr Spaß, als ich gedacht hätte«, gab Anne zu. In diesem Augenblick verlor sie beinah ihr Gleichgewicht und konnte sich gerade noch an Caro festhalten. Anne musste laut lachen. Eislaufen war wohl doch nicht die richtige Sportart für sie.
Caro blieb stehen und nahm Anne liebevoll in den Arm. Zärtlich strich sie ihr eine Haarsträhne aus dem verschwitzten Gesicht. »Du bist so unglaublich süß.« Sie sah Anne tief in die Augen. »Ich liebe dich.«
Ihre Lippen trafen sich und verschmolzen zu einem innigen Kuss. Anne durchfuhr ein warmer Strom, und ihre Wangen erröteten. Sie bekam weiche Knie. Mit Caro war alles wie in einem niemals enden wollenden Traum, die Welt um sie herum schien stillzustehen.
»Kommt weiter«, unterbrach Lilly diesen romantischen Moment.
Anne löste sich schweren Herzens von Caro und seufzte, ehe sie ihre Fahrt fortsetzte.
Als sie Hunger bekamen, machten die drei sich auf den Weg zurück zum Auto.
Anne hatte genügend Proviant eingepackt, so dass sie sich für einige weitere Stunden auf dem Eis stärken konnten. Auf einer Bank genossen sie die kurze Rast.
Der Schnee glitzerte in der Sonne, die sich ihren Weg durch die Wolken am Horizont gebahnt hatte, und um sie herum herrschte eine unvergleichliche Stille.
Während sich Anne und Caro die Sonnenstrahlen ins Gesicht scheinen ließen, spielte Lilly im Schnee.
»Können wir jetzt endlich Schlittenfahren?« nörgelte Lilly, der die Pause schnell zu langweilig wurde.
Mit dem Schlitten bewaffnet kämpften sie sich bald gemeinsam den Hang hinauf, der von unten viel weniger steil ausgesehen hatte. Völlig außer Atem kamen sie oben an und gesellten sich zu den zahlreichen Familien, die neben ihnen den Hang unsicher machten.
»Willst du zuerst mit deiner Mama oder mit mir fahren?« fragte Caro Lilly, die mit aufgerissenen Augen beobachtete, wie die anderen Kinder sich den Hügel hinunterstürzten.
Lilly entschied sich für Caro, worüber Anne ausgesprochen froh war. Es wirkte doch sehr gefährlich. Sie vertraute Caro, dass sie gut auf ihre Tochter aufpassen würde, aber selbst musste sie ja nicht unbedingt ihre Gesundheit riskieren.
Caro nahm Lilly auf den Schoß und stieß sich mit den Beinen vom Boden ab. Sofort nahm der Schlitten Fahrt auf, und die beiden rasten johlend den Berg hinunter. Kaum waren sie unten angekommen, wollte Lilly gleich wieder nach oben. »Das war toll. Ich will noch mal«, verkündete sie begeistert, und so stapften sie zusammen den Hang wieder hinauf.
Unzählige Male wiederholte sich die Prozedur. Lilly konnte einfach nicht genug davon bekommen.
»Komm schon. Das ist lustig. Sei nicht so ein Angsthase, Lilly ist ja mutiger als du«, stachelte Caro Annes Ehrgeiz an.
Anne ließ sich schließlich von Caro dazu überreden, auf den Schlitten zu steigen, auch wenn sie nicht wirklich davon überzeugt war, dass das eine gute Entscheidung war. »Also gut, aber dann musst du mit mir die erste Fahrt wagen«, erklärte Anne ihrer Freundin zum großen Vergnügen ihrer Tochter.
Während sich Anne mit klopfendem Herzen vor Caro auf den Schlitten setzte, blieb Lilly oben stehen und beobachtete kichernd, wie ihre Mutter kreischend davonfuhr.
»Oh mein Gott. Jetzt bin ich völlig durchgeschüttelt«, stellte Anne fest, nachdem sie unten angekommen waren. Skeptisch prüfte sie, ob noch alle Körperteile an der richtigen Stelle saßen.
Aber am Leuchten ihrer braunen Augen konnte Caro erkennen, dass es Anne doch großen Spaß gemacht hatte, auch wenn sie es nicht zugeben wollte.
»Schnell wieder hoch. Jetzt musst du aber mit Lilly fahren.« Caro zwinkerte Anne zu und rannte los.
Anne keuchte hinterher und schnappte sich ihre Tochter für einen weiteren Höllenritt. »So Lilly, wollen wir doch mal sehen, ob wir beide zusammen auch unten ankommen.«
Erst, als es langsam begann dunkel zu werden, beschlossen sie, dass es nun an der Zeit war, den Heimweg
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