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Verlieb dich nie in einen Vargas

Verlieb dich nie in einen Vargas

Titel: Verlieb dich nie in einen Vargas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Ockler
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plapperte rasend schnell auf Spanisch los, tief und leise. Mit puerto-ricanischem Akzent, glaube ich. Es klang schneller und weniger umständlich als das argentinische Zeugs, mit dem ich aufgewachsen war. Er versuchte Duke zu überzeugen, dass er das packen würde, el dinero – die Kohle – außerdem für irgendeinen Motorradtrip im Sommer bräuchte.
    »Gentlemen«, sagte ich. Der Juniormechaniker drehte sich wieder zu mir um und sah mich an, aber ich hielt den Blick fest auf Duke gerichtet. »Wir wollen kein Museumsstück. Wir müssen sie nur wieder auf die Beine bekommen. Falls er also helfen kann …«
    »Ich kann helfen.« Er wandte sich erneut Duke zu. Das Spiel seiner Armmuskeln zeichnete sich unter seiner Haut ab, als er den Verkaufstresen mit festem Griff umklammerte. »Ich habe letztes Jahr meine eigene Hog repariert.«
    »Das ist eine Achtundsiebziger, Junge. Und dazu noch eine Sportster.«
    Er zuckte mit den Achseln. »Mal abgesehen vom Kickstart hat sich die Mechanik nicht groß verändert.«
    »Duke, bitte«, sagte ich. »Wir müssen sie unbedingt wieder zum Laufen bekommen.«
    Ohne dass ich darum gebeten hätte, prickelten Tränen in meinen Augen. Vielleicht war es albern, so viel Hoffnung in die Reparatur eines Motorrads zu setzen, so fest zu glauben, dass dieses Abenteuer Papi tatsächlich heilen könnte.
    Aber es war unser letzter Versuch – die eine Sache, die den Ärzten entgangen war, der schwache Schimmer eines Vielleicht , den die medizinische Forschung und die Fallstudien aus irgendeinem Grund übersehen hatten.
    Ich räusperte mich und holte tief Luft. »Was ich damit meine, ist … es ist zwingend erforderlich, dass wir bei der Wiederherstellung den geplanten Zeitrahmen einhalten.«
    Papi schüttelte den Kopf, sein Lächeln kehrte endlich zurück. »Meine Tochter … sie versteht es, mit Worten umzugehen.«
    Duke beäugte mich skeptisch, aber er stand eindeutig unter dem Bann unseres Vater-Tochter-Charmes. Sogar der Zahnstocher hörte auf, hin- und herzuwandern. »Okay, was der Kunde will, das bekommt er auch. Selbst wenn es sich um den Jungen handelt, der noch grün hinter den Ohren ist.«
    »Genau den wollen wir«, bestätigte Papi. Er strahlte wieder, war vollkommen im Hier und Jetzt angekommen. »Du bist engagiert.«
    »Sie werden es nicht bereuen.« Der Junge schüttelte erst Papis Hand, dann war ich an der Reihe. Ich presste automatisch meine Handfläche in seine, doch als meine Haut sich in seinem Griff erwärmte, machte etwas in mir klick , etwas Vertrautes und Gefährliches, und ich riss die Hand zurück und starrte darauf, als hätte mich etwas gestochen.
    Freakshow!
    Meine Wangen brannten, aber bevor er eine Bemerkung über meine seltsame Reaktion machen konnte, legte Duke eine fleischige Hand auf die Schulter des Jungen. »Ich hoffe für dich, dass du tatsächlich so weit bist, Emilio.«
    Emilio?
    Mein Kopf fuhr hoch, als mich urplötzlich die Erkenntnis durchzuckte, die unmöglich wahr sein konnte. »Wie war dein Name noch gleich?«
    »Emilio.« Seine Lippen bildeten das Wort und es wirbelte Silbe für Silbe in einem Strudel aus Vertrautheit und brennend heißer Schuld in meine Ohren. Diese karamellbraunen Augen. Schwarze Haare, die sich unter dem Rand eines ölbefleckten Kopftuchs hervorlockten. Er lächelte jetzt nicht mehr, aber seine Grübchen waren noch da. Sie lauerten direkt unter der Oberfläche, als wollten sie mich herausfordern.
    Ich war davor gewarnt worden, dass diese Grübchen mein Untergang sein würden. War darauf gedrillt worden, ihnen aus dem Weg zu gehen; eine Aufgabe, die mir sehr erleichtert worden war, als er vor zwei Jahren ohne jede Erklärung von der Blackfeather High abgegangen war. Einen Monat vor dem Abschluss.
    Und doch stand er nun vor mir. Erwachsener, mit einem Dreitagebart um die Kieferpartie, das T-Shirt auf sämtliche Arten ausfüllend, von denen zuvor nicht die Rede gewesen war. Mich praktisch angaffend .
    Der Knallertag, den ich bis dato gehabt hatte?
    Ging. In. Flammen. Auf.
    Der einzige Mensch in ganz Blackfeather, der uns helfen konnte – der Kerl, den wir gerade unbedingt hatten anheuern müssen –, war ausgerechnet der, den zu ignorieren ich den weiblichen Mitgliedern der Hernandez-Familie bei meinem Blut, bei meiner Ehre und unter Androhung des Verlustes sämtlicher Gliedmaßen geschworen hatte.
    Ich mache keine Witze, was das Blut angeht. Es gab einen Schwur und alles, der sorgfältig in ein skandalumwittertes schwarzes Buch

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