Verliebt in den besten Freund
könne er so Kontakt mit der Frau aufnehmen, die vor so langer Zeit, vor vierzehn Jahren, sein Herz erobert hatte.
Aber die Vergangenheit ließ sich nun einmal nicht zurückholen.
2. KAPITEL
Beth hatte schnell geduscht, um sich von dem Schmutz der Gartenarbeit zu befreien. Aber was sie an diesem Nachmittag auch tat, nichts befreite sie von dem Feuer, das Zach in ihrem Innern entfacht hatte. Sie schaffte es einfach nicht, ihn aus ihren Gedanken zu verbannen, so wie sie ihn sich früher nicht aus dem Herzen hatte reißen können. Er war immer da, drängte sich in all ihre Gedanken. Aber sie wollte nicht an ihn denken!
Sie seufzte und strich mit den Händen über den Baumwollstoff ihres Kleides. Dann musterte sie sich in dem großen ovalen Spiegel – und war zufrieden mit dem, was sie sah. Das Blassgelb des Stoffes bot einen reizvollen Kontrast zu ihrer gebräunten Haut. Sie hielt sich nicht damit auf, ihr schulterlanges Haar aufzustecken, sondern ließ es lose herabhängen, etwas, das sie eher selten tat. In ihrem Haar, entdeckte sie, waren mehr goldene Strähnen als gewöhnlich nach dem Sommer. Sie hatte ihrer Mutter so oft im Garten geholfen. Hausarbeit hatte ihr nie besonders gelegen. Stattdessen lockte es sie ins Freie. Ihr Vater hatte ihr die Liebe zur Natur eingeflößt, und obwohl er schon lange tot war, vermisste sie ihn immer noch schmerzlich.
Es half alles nichts. Zach drängte sich in ihre Gedanken und schob alles andere beiseite. Wenn er sie jetzt anschaute, sah er dann immer noch das kleine Mädchen von nebenan? Immerhin hatten sie sich vor fünf Jahren das letzte Mal gesehen. Oder nahm er sie als die Frau wahr, die sie so gern vor all den Jahren für ihn gewesen wäre? Beth schüttelte den Kopf, um diese lästigen Fragen zu verscheuchen. Was Zach dachte, war ihr doch letztlich gleichgültig. Ginge es nach ihr, dann würde er seine Koffer packen und jetzt gleich zu seiner schicken Anwaltskanzlei in Chicago zurückkehren. Wie hieß die noch gleich? Colby – ach ja.
Warum musste er eigentlich gleich zwei Wochen bleiben? Aber natürlich – vermutlich hatte Mrs Ashton ihn angerufen und ihm von ihrem Streit mit Beths Mutter erzählt. Wahrscheinlich hatte Colleen ihren einzigen Sohn angefleht, ihr beizustehen. Das konnte Beth gut verstehen, nach dem Herzanfall, den sie erlitten hatte. Und da sie keine anderen Kinder hatte – wen sollte sie sonst anrufen? Dennoch war Zachs Auftauchen ein Schlag für Beth. Es war reichlich egoistisch von ihr, so zu denken, aber es war die Wahrheit.
Alles, was sie während seines Aufenthalts tat oder sagte, würde von ihr daran gemessen werden, was er wohl denken mochte und ob sie Gefahr lief, ihm zu begegnen, sobald sie den Fuß vor die Tür setzte.
Es war wieder alles genauso wie damals vor vierzehn Jahren. Warum stand sie zum Beispiel jetzt sonst so lange vor dem Spiegel? Normalerweise warf sie nur einen flüchtigen Blick auf ihr Äußeres. Sie war nicht die Sorte Frau, die wer weiß wie viel Zeit vor dem Spiegel verbrachte, sorgfältig Make-up auflegte und sich eine aufwendige Frisur zulegte. War sie nie gewesen. In ihrem Bad gab es weder Haarspray noch Lockenstab, im Regal standen so gut wie keine Kosmetika. Dieser Gedanke veranlasste sie, ihr Gesicht und Haar einer noch strengeren Prüfung zu unterziehen. Seit Jahren hatte sie denselben Haarschnitt. Wurde es allmählich Zeit für eine Veränderung?
Beth warf der plötzlich unsicher gewordenen Frau im Spiegel einen strafenden Blick zu. „Du bist eine erwachsene Frau“, sagte sie. „Also benimm dich auch wie eine.“
Und nach diesem Schlusswort machte sie sich auf die Suche nach ihrer Mutter. Sie mussten sich in neutraler Umgebung, außerhalb des Dunstkreises der Ashtons, unter vier Augen unterhalten.
Beth wollte herausbekommen, was mit Colleen und Helen los war. Wenn es ihr gelang, die beiden miteinander zu versöhnen, wäre das auch die Rettung für sie. Helen würde darauf bestehen, die Planung der Party selber in die Hand zu nehmen, und Beth müsste sich dann nicht mit Zach treffen, um die Feier für seine Mutter auszurichten. Es wäre nicht mehr so schwierig, ihm aus dem Weg zu gehen.
Als Beth in die Küche kam, war Helen McCormick damit beschäftigt, Kartoffeln zu schälen. Mit fünfundsechzig war Helen immer noch eine anziehende Erscheinung. Sie hatte sich fit gehalten und hatte eine positive Einstellung zum Älterwerden. Zwar war ihr Haar jetzt mehr weiß als blond, aber sie flocht es immer noch
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