Verliebt in den besten Freund
genauso wie in Beths Kindheit und drehte sich die Zöpfe um den Kopf. Beth lächelte. Ihre Mutter war eine tolle Frau, die harte Arbeit nicht scheute und das Leben dennoch in vollen Zügen genoss.
Das war die wichtigste Gemeinsamkeit zwischen Helen und Colleen – ihre Lebenslust. Zacharius Ashton, Zachs Vater, hatte auch Helen in seinem Testament großzügig bedacht, aus keinem anderen Grund, als ihr seine Wertschätzung für all die Jahre zu zeigen, in denen sie seiner Frau eine so gute Gefährtin gewesen war. Nicht, dass die McCormicks irgendetwas verlangt hätten. Das Cottage gehörte Helen auf Lebenszeit. Ihr Gehalt hatte immer über dem Durchschnitt gelegen, ebenso wie das von Beths Vater. Eines konnte man den Ashtons ganz gewiss nicht vorwerfen: mangelnde Fairness.
Ein halbes Jahrhundert lang war alles völlig reibungslos verlaufen. Was war also passiert, dass sich in einer so stabilen Beziehung wie der zwischen ihrer Mutter und Mrs Ashton Brüche zeigen konnten?
„Lass uns doch heute Abend lieber auswärts essen, Mom“, schlug Beth vor. Sie ging zu ihrer Mutter hinüber. „Du hast heute schwer geschuftet, du brauchst eine Pause.“
Helen schaute nicht auf. „Danke, mein Schatz, aber ich habe mir fest vorgenommen, die Kartoffelsuppe nach dem Rezept deiner Großmutter zuzubereiten.“
Beth zuckte die Achseln. Umsonst, das ganze Styling. „Und was kann ich tun?“ Sie streckte die Hand nach der Schublade aus, in der die Schürzen lagen, und überlegte, welche Zutaten sie brauchen würden.
„Du kannst dich ausruhen“, sagte Helen, die sie immer noch nicht ansah. „Ich muss noch ein bisschen nachdenken.“
Beth lehnte sich seitlich an den Küchentresen. „Mom, guck mich doch mal an.“ Sie verschränkte die Arme vor der Brust und wartete. Als ihre Mutter endlich nachgab und sich ihr zuwandte, fuhr sie fort: „Ich weiß nicht, was hier los ist, aber ich wünschte, du würdest mich ins Vertrauen ziehen. Diese Spannungen zwischen euch sind zermürbend. Ich merke doch, wie sich die Situation auf dich auswirkt, und erst recht auf Mrs Ashton.“
Helen ließ das Messer fallen, und die fast fertig geschälte Kartoffel purzelte in das Spülbecken. „Ich kann es dir nicht sagen“, erwiderte sie, während sie sich die Hände an einem Geschirrtuch abtrocknete. Dann faltete sie das Tuch fein säuberlich und legte es auf den Tresen. „Das ist eine Sache zwischen Colleen und mir.“
So leicht ließ Beth sich nicht abschrecken. „Du hast aber doch gesagt, bestimmte Dinge müssten endlich mal zur Sprache kommen.“
Helen schaute sie aus ihren dunkelbraunen Augen, die Beth von ihr geerbt hatte, an. „So einfach ist das leider nicht.“
Beth schüttelte den Kopf. „Das verstehe ich nicht. Was kann denn so schlimm sein, dass du es nicht laut auszusprechen wagst?“
Helen wandte den Blick ab, aber Beth hatte schon gesehen, dass sie mit ihren Worten den Nagel auf den Kopf getroffen hatte. Es war also schlimm! Es war sogar sehr schlimm.
„Na schön.“ Beth hatte plötzlich einen Kloß im Hals. „Wir müssen ja nicht jetzt gleich darüber sprechen. Entschuldige. Du bist schon so lange mit Colleen befreundet, ihr werdet euch schon wieder zusammenraufen. Kommt Zeit, kommt Rat.“
Helen stützte sich mit beiden Händen auf den Tresen und starrte in die Schüssel mit den Kartoffeln.
Beth wollte sich schon ein zweites Mal entschuldigen, da läutete das Telefon. Sie seufzte, ging zur Hintertür und nahm den Hörer von dem alten beigefarbenen Wandapparat. Sie brachte sogar ein leidlich freundliches „Hallo“ zustande.
„Miss Beth?“
„Ja.“ Sie runzelte die Stirn. Die Stimme eines Mannes, die klang wie …
„Hier ist Bürgermeister Chadwick.“ Die aristokratische Stimme, wie immer eine Spur zu laut, war unverkennbar.
„Wie geht es Ihnen?“ Beth hoffte, dass er mit ihrer Mutter sprechen wollte. Wenn dieser Mann erst mal loslegte, dann konnten Stunden vergehen, ehe er zum Punkt kam.
„Mir geht’s gut, meine Liebe, und Ihnen?“
„Könnte nicht besser sein“, log Beth unverfroren.
„Heute Abend trifft sich der Stadtrat im Restaurant, um Miss Colleens Geburtstagsfeier zu koordinieren. Da Sie ja jetzt für die Planung zuständig sind, wollte ich nur mal fragen, ob Sie nicht zu uns stoßen wollen.“
Um ein Haar hätte Beth laut aufgestöhnt. „Und wann?“ Sie schaute auf ihre Uhr. Es war sechs.
„Geht halb sieben in Ordnung? Josie hat heute Hähnchensteak im Angebot.“ Er kicherte. „Das
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