Verliebt in den Feind?
dem er saß. „Ich habe dir ein Glas Wein eingeschenkt. Danach kannst du sicher besser schlafen.“
Statt sich in den Sessel zu setzen, nahm sie auf dem Sofa Platz. Rafael stutzte.
Im Stillen freute Caitlyn sich darüber. Sie war also doch nicht vollkommen durchschaubar.
Sie trank einen Schluck Wein. Ein Sauvignon Blanc. Mit leichtem Zitrus-und Stachelbeeraroma. Stachelbeere? Nachdem sie das Glas gegen das Licht gehalten hatte, sagte sie: „Das ist keiner unserer Weine.“
„Stört es dich?“
„Nein“, sagte sie errötend. „Natürlich kannst du trinken, was du willst. Heath wird sich freuen, dass du seine Weine kaufst. Bestimmt gibt er dir eine Kiste mit, wenn du heim nach Torres Carreras fliegst.“
Verwirrt betrachtete er sie. Sie genoss es, dass zur Abwechslung mal er fassungslos war … „Nicht nötig. Ich wollte nur mal sehen, wie gut die Konkurrenz ist.“
„Heath ist doch keine Konkurrenz. Er ist dein Bruder.“
„Halbbruder“, verbesserte er sie. „Im Grunde sind wir Fremde füreinander.“
„Aber das muss nicht so bleiben. Wie ich schon sagte: Ich glaube, der Marqués wollte, dass du deine Familie kennenlernst.“
„Ich habe eine Familie.“
„Eine Mutter“, stellte Caitlyn richtig. „Aber hier sind deine Brüder. Deine Schwester. Und dein leiblicher Vater.“
„Phillip? Der ist höchstens mein Erzeuger, sonst nichts.“
Sie schüttelte den Kopf. Immerhin lehnte er seine Geschwister weniger ab als Phillip. Vielleicht war doch noch nicht alles verloren. Im Augenblick gab es dazu nicht mehr zu sagen.
„Bist du jetzt beleidigt?“, fragte er.
„Ich bin nicht beleidigt!“, brauste sie auf. „Es ist nur so: Ich bin in einer großen Familie aufgewachsen und möchte um nichts in der Welt meine Brüder und Schwestern missen. Natürlich haben wir uns manchmal gestritten, aber dennoch liebe ich sie. Denk mal drüber nach, Rafael. Wenn du deinen Anteil an Saxon’s Folly wirklich verkaufst, verspielst du die Chance, von deiner Familie geliebt zu werden.“
„Schluss jetzt mit den Belehrungen! Die einzige Liebe, die ich brauche, ist diese hier.“ Bevor sie etwas erwidern konnte, zog er sie auf seinen Schoß und verschloss ihren Mund mit einem Kuss.
Caitlyn wusste, dass er sie auf diese Art zum Schweigen bringen wollte. Das machte sie wütend. Noch wütender war sie allerdings auf sich. Hätte sie doch zu diesem Thema geschwiegen. Sie hatte schon so oft versucht, mit ihm darüber zu sprechen, es war einfach hoffnungslos. Aber sie liebte nun einmal die Saxons – und sie liebte Rafael. Eine ausweglose Situation.
Doch gegen ihre Gefühle für ihn, die von Tag zu Tag stärker geworden waren, konnte sie nichts tun. Ja, sie liebte ihn.
All ihre aufgestaute Sehnsucht brach sich Bahn, und leidenschaftlich zog sie seinen Kopf zu sich heran und erwiderte den Kuss. Als Rafael aufstöhnte, wusste sie, dass sie gewonnen hatte.
Sie würde es ihm nicht leicht machen. Er konnte nicht einfach hierherkommen, seinen Racheplan durchziehen und sie dann vergessen. Er musste lernen, Rücksicht zu nehmen. Genau wie sie.
Als der Bademantel ein wenig aufging, hörte sie, wie Rafael nach Atem rang. Einen Moment lang sah er ihre kleinen festen Brüste und die harten Brustspitzen … Leise fluchend ließ er Caitlyn los.
„Bitte glaube mir, Caitlyn, ich wollte nicht, dass das passiert.“
11. KAPITEL
„Hör nicht auf.“
Überrascht sah Rafael Caitlyn an. Ihren Gesichtsausdruck hätte er bei jeder anderen Frau als leidenschaftlich bezeichnet. Aber bei Caitlyn? Das konnte nicht sein.
Gerade erst hatte sie einen Brand bekämpft. Ihr Zuhause stand unter Wasser. Was von ihren persönlichen Sachen heil geblieben war, ließ sich derzeit nicht sagen. Sicher fühlte sie sich entsetzlich und brauchte Trost.
Gar nicht daran zu denken, dass sie ihn begehren könnte. Vorhin, als er die brennenden Stallungen gesehen hatte, hätte er vor Angst um Caitlyn beinah den Verstand verloren. Er wollte gar nicht mehr daran denken.
„Möchtest du vielleicht eine Tasse Kräutertee?“ Etwas Beruhigendes würde ihr jetzt nicht schaden. Er allerdings hatte das Bedürfnis nach einem stärkeren Drink.
„Ach nein. Ich trinke lieber noch einen Schluck Wein.“ Über den Glasrand hinweg sah sie ihn herausfordernd an. „Wie gesagt, ich will nicht, dass du aufhörst.“
Dass sie in dieser Situation nicht allein sein wollte, verstand er völlig. Aber dass er sie küssen sollte, lag vermutlich am Wein. „Querida, wenn ich
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