Verliebt in den Feind?
„Es hat ja drei Schlafzimmer.“
Caitlyn hörte Rafaels dunkle Stimme – und wie aus weiter Ferne jemanden sagen: „Mir geht es nicht gut.“ Dann fühlte sie sich von seinen starken Armen gehalten.
„Du hast einen Schock, querida“, sagte Rafael und klang sehr erschrocken. „Eine Sanitäterin soll nach dir sehen. Ich will sicher sein, dass dir weiter nichts fehlt.“
Wenig später sagte die Rettungsassistentin, zu der Rafael sie gebracht hatte: „Keine Verbrennungen, Sie haben Glück gehabt.“ Aufmunternd fügte sie hinzu: „Das wird schon wieder. Eine Tasse heißer Tee, und dann ab ins Bett. Morgen sieht alles wieder besser aus.“
In Rafaels starken Armen entspannte sich Caitlyn etwas. Leise flüsterte er ihr beruhigende Worte ins Ohr, die sie nicht verstand. Aber bei ihm fühlte sie sich sicher und geborgen.
Halb führte Rafael Caitlyn, halb trug er sie.
Als sie es sich mit Rafaels Hilfe auf dem Sofa im Wohnzimmer des Cottages bequem gemacht hatte, sah sie sich um. Viele Dinge verrieten, dass Rafael hier lebte: seine Lederjacke, die auf der Armlehne des Sofas hing. Die Zeitung auf dem Kaffeetischchen. Und der Duft seines Rasierwassers, nach Zedernholz und irischem Moos.
Heimlich beobachtete sie den Mann, nach dem sie sich so sehr sehnte. Offenbar war er aufgeregt, denn ein Muskel seiner Wange zuckte.
„In welchem Zimmer soll ich schlafen?“, fragte sie.
„Ich schlafe in dem hier“, antwortete er, indem auf das größte der Schlafzimmer wies. Am Tag hatte man von dort einen herrlichen Blick über die grünen Weingärten bis zu den Hügeln.
„Ich glaube, jetzt brauche ich eine Dusche“, murmelte Caitlyn.
Rafael schien schweigsamer als sonst zu sein. Als sie sich unsicher erhob, war er sofort bei ihr. „Danke, es geht schon.“
Während er im Wohnzimmer blieb, ging sie in das nächstgelegene der beiden Schlafzimmer. Sie stellte ihre Tasche – mehr Gepäck hatte sie nicht – auf das Doppelbett und zog die Jacke aus.
Erschöpft setzte sie sich auf die Bettkante und ließ kraftlos die Hände zwischen den Knien hängen. Sogar zum Weinen war sie zu abgekämpft. Sie war voll Schmutz und Ruß und roch nach Stall und Rauch. Sie musste wirklich dringend duschen.
Im angrenzenden Badezimmer zog sie ihren Pyjama aus, betrat die Duschkabine und stellte das warme Wasser an. Es war wunderbar. Eine wahre Wohltat.
Einige Minuten später wickelte Caitlyn sich erwärmt und sauber in eines der flauschigen Badetücher. Im Schlafzimmer merkte sie, dass sie nichts zum Anziehen hatte. Sie besaß nur noch den verräucherten Schlafanzug, den sie achtlos auf den Boden geworfen hatte.
Die Feuerwehr hatte ihr verboten, ihr Apartment zu betreten. Außerdem waren die Sachen sicher durchweicht. Mit leisem Bedauern dachte sie an die neuen Stücke, die sie mit Megan zusammen erstanden hatte. Natürlich ließ sich alles ersetzen … Aber was sollte sie in der Zwischenzeit anziehen?
Entschlossen, sich zuversichtlich zu zeigen – was nicht ganz ihren wahren Empfindungen entsprach –, ging sie zurück ins Wohnzimmer. Das Badetuch hielt sie dabei vorsorglich fest.
Bei ihrem Anblick lächelte Rafael, und wie immer, wenn er das tat, verlor sie all ihre Ängste. Sie sah nur noch den warmen Glanz seiner dunklen Augen. Und seine Fürsorge, die ihr zu Herzen ging.
„Das ist bestimmt nicht besonders bequem. Warte, ich hole dir meinen Bademantel.“
Kurz darauf kam er mit einem dunkelblauen Bademantel wieder, der sein Monogramm trug. „Morgen fahren wir in die Stadt und kaufen dir etwas zum Anziehen, querida.“
„Ja“, sagte sie erleichtert. „Und bis dahin leihe ich mir etwas von Megan.“
In ihrem Schlafzimmer ließ sie – bei geschlossener Tür – das Badetuch fallen und zog den Mantel an, der ihr zu weit war. Genussvoll nahm sie Rafaels Duft wahr und wurde sich dabei ihrer nackten Haut bewusst. Ihr erschien es, als wäre sie ihm noch nie so nahe gewesen.
Als sie ins Wohnzimmer kam, hatte sich Rafael in die Zeitung vertieft.
„Danke für alles“, sagte sie förmlich. „Dass du mir bei den Pferden geholfen hast, für den Bademantel und dafür, dass ich hier übernachten kann.“
Als er aufblickte, las sie Begehren in seinen Augen. Ein uninteressierter Mann sieht anders auch, dachte sie. Doch wie sie wusste, war Rafael in der Lage, sich meisterlich zu beherrschen. Nur … legte sie überhaupt noch Wert darauf, dass er sich zurückhielt?
„Komm, setz dich.“ Er wies auf den Sessel neben dem Sofa, auf
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