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Verliebt in den Feind?

Verliebt in den Feind?

Titel: Verliebt in den Feind? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: TESSA RADLEY
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lenkte, antwortete er: „Ich mache es ja nicht aus Gewinnsucht. Sondern für meine Mutter. Gewissermaßen, um ihr Ansehen wiederherzustellen, nach dem, was Phillip ihr angetan hat.“
    „Aber will sie das überhaupt?“
    Er schwieg, und Caitlyn zeigte ihm den Weg zu dem Gebäude, in dem die Mönche zuerst gelebt hatten und das nun als Stadthalle diente. Als es zu klein geworden war, hatten sie ein neues und geräumigeres errichtet – das jetzige Wohnhaus von Saxon’s Folly.
    Im Schatten einer hohen Hecke stellte Rafael den Wagen ab. Noch ehe sie ausstiegen, sagte Caitlyn: „Ich glaube nicht, dass der Marqués das erreichen wollte, was du nun vorhast. Er wollte, dass du die Chance bekommst, deinen biologischen Vater kennenzulernen – nicht, ihn zu vernichten. Vielleicht hat er auch bereut, dass er dir nicht eher davon erzählt hat, weil er es wichtig fand, dass du deine Wurzeln kennst.“
    Erstaunt sah Rafael sie an. „Ich hätte mir keinen besseren Vater wünschen können“, sagte er trotzig, ein weiterer Seitenhieb gegen Phillip.
    Caitlyn schwieg. Mehr gab es zu diesem Thema nicht zu sagen. Sie stieg aus und atmete die frische Seeluft tief ein. Interessiert betrachtete sie die Wiesen hinter dem Kloster. „Hier müssen die Mönche ihren Cabernet Franc angebaut haben. Die Rebstöcke hatten sie aus Spanien mitgebracht.“ Auf Saxon’s Folly wuchsen noch immer Abkömmlinge davon.
    Rafael ergänzte: „Zunächst stellten sie nur Rotweine her, für das heilige Abendmahl.“
    Unvorsichtigerweise nahm Caitlyn den Faden auf: „Später, im neuen Kloster, begannen sie mit der Herstellung von Likör-wein, den sie in kleinen Mengen sogar verkauft haben.“ Als er sie fragend ansah, fügte sie schnell hinzu: „Wie hier jedermann weiß.“
    „Fernando und ein weiterer Mönch lebten in einem Kloster in Spanien, wo von alters her das Wissen über die Sherryherstellung von Mönch zu Mönch weitergegeben wurde. Die beiden haben daran gearbeitet, dieses traditionelle Wissen in der Praxis immer weiter zu verfeinern, und dabei wertvolle Erfahrungen gesammelt. Und dieses Wissen hat Phillip gestohlen.“
    Caitlyn verzichtete darauf, Phillip zu verteidigen. Es stand eben Phillips Wort gegen das Marias.
    Nachdem sie sich noch ein wenig umgeschaut hatten, fuhren sie zurück nach Napier, wo sie mit Fisch und Chips an einem der Picknicktische an der Promenade saßen und aufs Meer schauten. Ihr Essen lockte laut schreiende Möwen an. Caitlyn lachte, als Rafael aufsprang und mit den Armen fuchtelte, um sie zu vertreiben.
    „Früher war hier alles sumpfig“, erklärte Caitlyn mit einer ausholenden Handbewegung. „Nach dem Erdbeben hob sich das Land um zwei Meter und trocknete aus. Von der ursprünglichen Stadt war nicht mehr viel übrig. Napier wurde fast vollständig neu aufgebaut – im damals beliebten Art-déco-Stil. Noch heute atmet die Stadt den Geist dieser Epoche.“
    Dabei wies sie mit dem Kopf auf die nackte Statue einer tanzenden Frau.
    „Damals genossen Frauen viele Freiheiten, und darum sind in der ganzen Stadt viele Motive selbstbewusster Frauen zu sehen.“ Sie verstummte und wurde rot, als ihr auffiel, wie viel unbekümmerte Sinnenfreude die Figur ausstrahlte.
    Schamhaft senkte Caitlyn den Kopf und gab vor, sich auf das Essen zu konzentrieren. Wenn sie doch auch ein so ungezwungenes Verhältnis zu ihrem Körper hätte!
    Rafael schien ihre Gedanken erraten zu haben, denn er legte ihr die Hand auf den Oberschenkel und sagte tröstend: „Eines Tages wird dir ein Mann über das, was du erlebt hast, hinweghelfen. Ein beneidenswert glücklicher Mann.“
    „Das denkst du?“, fragte sie ergriffen.
    Er nickte. „Ich wünschte, ich könnte dieser Mann sein.“
    Danach schwiegen sie eine lange Zeit, und Caitlyn wurde bewusst, dass auch sie sich wünschte, Rafael würde bei ihr bleiben.
    Als er sie zu Hause absetzte, fühlte sie sich angenehm müde. Sie war enttäuscht, dass er sie zum Abschied nicht küsste. Überhaupt hatte er sie den ganzen Tag kaum berührt. Stattdessen hatten sie viel geredet.
    Ob er es bereute, sie überhaupt geküsst zu haben? Caitlyn wurde schwer ums Herz. Doch als sie an seine Worte dachte, begann sie wieder zu hoffen.
    Als sie zu Bett ging, fielen ihr siedend heiß die Tagebücher in ihrem Nachtkästchen ein. Selbst wenn Rafael länger blieb, welche Chance hatte ihre Beziehung, wenn sie das vor ihm versteckt hielt, was er so dringend suchte?
    Irgendwann fiel sie in einen unruhigen Schlaf.

10.

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