Verliebt in einen Unbekannten
los.
»Jetzt hör doch mal auf zu zappeln!« Inzwischen lachte er richtig.
Wie konnte er es wagen? Hielt er das etwa für komisch ?
»Charley«, keuchte er und gab sich alle Mühe, mich zu bändigen, »als ich sagte, ich könnte dieses Gespräch mit dir nicht führen, meinte ich natürlich online! Ich möchte mit dir von Angesicht zu Angesicht reden!«
»Unsinn!«, erwiderte ich entrüstet. »Du bist aufgestanden und davonmarschiert!«
» HÃR VERDAMMT NOCH MAL AUF , DICH ZU WINDEN !«, brüllte Sam. » HIMMELHERRGOTTNOCHMAL !«
Ich gehorchte. Zum einen hatte ich nicht mehr viel Kampfgeist in mir, zum anderen war ich mir nicht sicher, ob der Schritt meiner Hundeausführjeans hielt, wenn ich weiter so zappelte. Der Stoff war mit der Zeit ziemlich dünn geworden.
»Danke«, sagte Sam. »Wenn ich dich loslasse, versprichst du mir dann, nicht abzuhauen?«
»Versprochen.« Ich klang so belämmert, dass Sam erneut in Gelächter ausbrach. Er lieà mich los und richtete sich auf, dann streckte er mir eine Hand entgegen, um mich hochzuziehen. Ich stemmte mich selbst hoch. Dieser Gang war viel zu eng. Kein Wunder, dass mich Sam darin in die Enge treiben konnte.
Es entstand eine Pause, während derer er â vergeblich â darauf wartete, dass ich seinen Blick erwiderte.
»Chas«, sagte er leise. Er nahm meine Hand, und ich zuckte zurück. »Bitte sei nicht mehr sauer. Ich bin nur gegangen, um die kleine Kamera über der Bühne auszuschalten. Sonst hätten alle in der Garderobe mitverfolgen können, was wir miteinander besprechen. Sieh mal.« Er führte mich zu einer weiteren Loge, die die Bühne überblickte. Sie war voller Monitore und Schaltpulte, aus dem Schreibtisch ragte ein groÃes Mikrofon.
»Hier sitzt die Inspizientin«, erklärte Sam. »Sie teilt den Schauspielern die Szenenwechsel mit, gibt den Bühnentechnikern Zeichen für die Umbauten und koordiniert Licht und Ton. Schau, hier ist einer der Monitore, auf denen man uns beobachten kann.«
Widerstrebend blickte ich in die entsprechende Richtung. Da stand tatsächlich ein Bildschirm, auf dem die leere Bühne zu sehen war. »Na schön«, lenkte ich ein. »Dann sag mir doch bitte, was du mir sagen wolltest, und dann verschwinde ich. Ich muss unbedingt duschen.«
»Das kannst du wohl sagen. Ich denke die ganze Zeit, Malcolm ist hier.«
Ich gab mir alle Mühe, ein ernstes Gesicht zu machen, aber das war äuÃerst schwierig. Sam hielt noch immer meinen schlammigen Schuh in der Hand, ich war voller Hundehaare, wir beiden waren schweiÃgebadet von unserem Ringkampf.
Als ich einmal angefangen hatte zu lachen, konnte ich nicht mehr aufhören. Ich setzte mich auf den Schreibtischstuhl, legte den Kopf aufs Pult der Inspizientin und schüttelte mich vor Lachen.
Sam lieà sich auf einen Stuhl neben mir fallen.
»Ich bin gekommen, um dir mit Hilfe von Dads Riesentrumm meine Liebe zu gestehen«, brachte ich hervor. »Und du machst mich platt wie ein Rugbyspieler. Ich stinke nach Hund. Wir brüllen uns hier an. Oh Bowes, es tut mir so leid. Natürlich sind wir nicht füreinander bestimmt.«
Sam lachte, dann hielt er abrupt inne. Ohne Vorwarnung beugte er sich vor, streckte einen Finger aus und fuhr damit über meinen Handrücken.
Es war, als bekäme ich einen Elektroschock.
Er zog seinen Finger zurück, doch ich starrte wie gebannt auf meine Hand, als erwartete ich, dass dort, wo er mich berührt hatte, eine silberne Linie zurückblieb.
Sam lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und beobachtete mich. Ich versuchte, seinen Blick zu erwidern, doch ich konnte es nicht. Ich hatte keinen Schimmer, wie es jetzt weitergehen sollte.
»Du musst nichts sagen«, brach ich das Schweigen nach einer spannungsgeladenen Pause. »Ich verstehe dich auch so.«
Sam schenkte mir ein warmes Lächeln.
»Und lächle mich nicht so an«, fügte ich hinzu. »Ich werde es überleben. Ich habe schon Schlimmeres überstanden.«
Ich bekam einen weiteren Elektroschock, diesmal an der linken Hand. Sam hatte seine Hand auf meine gelegt. Er wirkte nervös, doch gleichzeitig ziemlich glücklich. »Charley«, sagte er ruhig. »Du hast mein Leben verändert.«
»Ja, ja, ja. Aber du stehst nur auf zierliche Mädels. Ich muss es doch wohl wissen, schlieÃlich sind wir
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