Verliebt in einen Vampir: Argeneau Vampir 2
Ich wollte nicht aufdringlich sein.”
„Aber du bildest dir ein, dass sie irgendwie dazu fähig und willig war, das bei dir zu tun?” Sie schnaubte spöttisch. „Selbstverständlich hat sie das nicht getan. Du wirst deinen Mut zusammennehmen und es ihr sagen müssen, mein Lieber.”
Etienne schwieg, aber Marguerite konnte die Bestürzung in seinem Kopf und in seinem Herzen wahrnehmen. Er wollte mit Rachel sprechen, aber er fürchtete, abgewiesen zu werden.
Marguerite kannte ihren Sohn und wusste, dass er schließlich doch zu Rachel gehen würde, aber sie befürchtete, dass es dann zu spät sein könnte. Nein, sie hatte nicht vor, einfach zuzusehen, wie er die Chance zu seinem Glück vertat. Und das bedeutete wohl, dass sie etwas unternehmen musste. Lieber Himmel, dachte sie verärgert. Der Junge war über dreihundert Jahre alt. Die Arbeit einer Mutter fand wirklich nie ein Ende.
18
Rachel lehnte sich zurück und verschloss das Nagellackfläschchen, dann streckte sie die Füße aus und betrachtete das Ergebnis ihrer Arbeit. Sie hatte jetzt zehn dunkelrote Zehennägel. Das hier war eine neue Erfahrung, aber sie hatte schließlich eine Menge neuer Erfahrungen gemacht, seit Etienne Argeneau zum ersten Mal im Sektionssaal aufgetaucht war.
Stirnrunzelnd zwang sie sich, an etwas anderes zu denken. Es war nicht gut, Erinnerungen an Etienne heraufzubeschwören. Das machte sie nur missmutig und deprimiert. Er fehlte ihr so sehr! Sie hatte nur kurze Zeit in seinem Haus gelebt, doch war es ihr gleichermaßen wie eine Ewigkeit und wie eine einzige Sekunde erschienen. Es war, als hätte sie ihn schon immer gekannt und schon ein langes Leben mit ihm verbracht. Er war ihr so vertraut gewesen, und sie vermisste ihn schrecklich.
Wenn sie nicht in Trübsal versinken wollte, musste sie sich ablenken. Das hatte sie allzu schnell gelernt, als sie ihr eigenes Leben wieder aufgenommen hatte. Sehnsucht und Herzweh ließen sie lächerliche Dinge essen wie Eis, das ihr Körper nicht brauchte und das ihr eigentlich überhaupt nicht mehr schmeckte. Sie stand auf und ging in die Küche. Erst im letzten Augenblick wurde ihr klar, dass sie direkt zum Kühlschrank gegangen war und ihn geöffnet hatte, um nachzusehen, was drinnen war. Mit einem angewiderten Seufzer warf sie die Kühlschranktür wieder zu.
Dann stützte sie die Hände auf die Hüften und drehte sich um, um die Küche zu bewundern. Sie war makellos. Rachel hatte sie vor einer Stunde ebenso gründlich wie die übrige Wohnung geputzt, weil sie die Zeit totschlagen wollte. Als sie in ihr gewohntes Leben zurückgekehrt war, hatte sie feststellen müssen, dass ihre Stelle bei der Tagschicht inzwischen anderweitig vergeben worden war. Ihr Boss hatte sich umständlich und wortreich bei ihr entschuldigt. Sie hätten das Schlimmste angenommen, als sie verschwunden war.
Die Stelle hatte sofort besetzt werden müssen, also hatten sie sie Tony gegeben, der sich ebenfalls darauf beworben hatte. Rachel hatte ihm versichert, dass sie das verstand, und das stimmte auch. Tatsächlich hatte es sie zu ihrer eigenen Überraschung kaum gestört. Ihre Erfahrungen in dieser kurzen Zeit mit Etienne hatten sie sehr schnell zu einem Nachtmenschen gemacht. Jetzt liebte sie die Nächte und arbeitete gerne nachts.
Es war seltsam, aber ihre lauten Nachbarn störten ihren Schlaf nicht mehr. Sie konnte sie irgendwie überhören und schlief wie eine Tote. Das einzig Schlimme an der Nacht war, dass sie sie so sehr an ihre Zeit mit Etienne erinnerte, was gleichzeitig wunderbar und traurig war. Wie sehr er ihr fehlte!
Ein Klopfen an der Tür rettete sie davor, weiter an Etienne zu denken und wieder in Kummer zu versinken. Sie setzte ein Lächeln auf, verließ die Küche und ging zur Wohnungstür, wobei sie sich fragte, welcher von ihren Nachbarn wohl um diese Zeit noch vorbeikommen würde. Es war schon nach Mitternacht, aber niemand hatte geklingelt, also war sie sicher, dass es ein Nachbar sein musste.
Rachel schaute nicht durch das Guckloch, bevor sie die Tür öffnete. Ihre Kraft und Schnelligkeit waren in den Wochen seit ihrer Wandlung gewachsen, und sie hatte vor niemandem mehr richtige Angst. Es war eine neue und sehr ermutigende Art zu leben. Sie machte die Tür weit auf und spähte nach draußen, dann trat sie in den Flur und blickte sich verwundert um. Sie war sicher, ein Klopfen gehört zu I iahen, aber es war niemand zu sehen.
„Wahrscheinlich verliere ich langsam den Verstand”, murmelte
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