Verliebt in einen Vampir: Argeneau Vampir 2
sie, ging wieder in die Wohnung zurück und legte automatisch die Kette vor. Sie hatte sich gerade umgedreht und war schon ein paar Schritte von der Wohnungstür entfernt, als es wieder klopfte.
Sie blieb stehen, drehte sich aber nicht wieder nach der Tür um. Das Klopfen war nicht von dort gekommen. Es kam vom anderen Ende des Flurs, aus der Nähe des Wohnzimmers. Mehr neugierig und verwirrt als ängstlich oder ungehalten ging sie weiter den Flur entlang bis in den großen, gemütlichen Raum und starrte dort die Polstermöbel an, bevor ein weiteres Klopfen ihren Blick auf die Balkontür lenkte.
Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie den Mann an, der auf der anderen Seite der Glastür stand. Dann eilte sie auf ihn zu, als er grinste und winkte. „Thomas!”, grüßte sie ihn, als sie die Tür aufschob und ihn hereinließ. „Wie sind Sie denn hier heraufgekommen?”
„Ich bin selbstverständlich geklettert”, antwortete er achselzuckend.
Rachel sah ihn zweifelnd an, dann ging sie auf den Balkon hinaus und spähte an dem Gebäude und den sechs Balkonen unter ihr hinunter. Ungläubig drehte sie sich wieder um. „Da sind Sie hochgeklettert?”
„Klar.” Er zuckte amüsiert die Achseln. „Ich klettere gerne.”
Rachel sah sich noch einmal das Gebäude an. Es war wohl tatsächlich nicht unmöglich, hier hinaufzuklettern, überlegte sie, wenn man stark und sportlich war und keine Angst hatte, dabei den Tod zu finden. Und all das traf mit einiger Sicherheit auf einen zweihundertjährigen Vampir zu. Ha, in ein paar hundert Jahren würde sie so etwas vielleicht auch können!
Sie lachte leise und ging an Thomas vorbei ins Wohnzimmer. „Warum haben Sie nicht einfach geklingelt? Ich hätte Sie hereingelassen.”
Wieder zuckte Thomas die Achseln, als sie die Balkontür hinter ihnen schloss. „Ich wollte Sie überraschen.”
„Das ist Ihnen gelungen”, stellte sie trocken fest, dann lächelte sie. „Welchem Umstand verdanke ich denn die Ehre dieses Besuchs?”
„Ich wollte Ihnen einen schönen Valentinstag wünschen und Sie in den Night Club ausführen”, sagte er leichthin - aber das brachte Rachel noch mehr durcheinander.
„Äh.... Thomas, Valentinstag ist im Februar. Wir haben September”, sagte sie.
Er lachte über ihre misstrauische Miene. „Wir folgen nicht immer dem regulären Kalender. Nach ein paar hundert Jahren wird einem klar, dass Valentinstag ist, wann immer man will, und Amor auftaucht, wann immer er gebraucht wird.”
„Oh”, murmelte Rachel unsicher. Sie hatte nicht die leiseste Ahnung, wovon er sprach, aber sie war so froh, in ihrer freien Nacht Gesellschaft und die Gelegenheit zu haben, etwas zu unternehmen, dass sie keine Lust auf weitere Fragen hatte.
Sie war schon ein paarmal auf die Idee gekommen, allein in den Night Club zu gehen, hatte aber nicht den Mut dazu gefunden, denn sie wollte es vermeiden, Etienne zu begegnen. Rachel fürchtete sieh davor, sich ihm an den Hals zu werfen oder etwas ähnlich Peinliches zu tun. Oder dass er sich einfach von ihr abwenden würde. War ihm inzwischen klar, was er aufgegeben hatte, um sie zu retten? Hasste er sie? Die Tatsache, dass er sie nicht einmal angerufen hatte, schien ihr ein deutliches Indiz dafür zu sein.
„Dann also los.” Thomas klatschte in die Hände und riss sie damit aus ihren Gedanken. „Ziehen Sie sich um, Dudette, und dann geht’s los. Heute Abend ist der Club genau der richtige Ort.”
Rachel versuchte nicht einmal darüber nachzudenken, sondern nickte nur mit einem dankbaren Lächeln und eilte in ihr Schlafzimmer. Sie trug die engen Jeans, die Marguerite aus ihrer Wohnung geholt hatte, als Rachel bei Etienne gewesen war. An ihren freien Tagen zog sie diese Jeans nun oft an, denn jetzt passten sie ihr wieder, waren irgendwie tröstlich und erinnerten sie an eine schöne Zeit.
Jetzt zog sie sie aus und einen kurzen, engen Lederrock an, den sie vor Kurzem in einem schwachen Moment erworben hatte, als sie noch hoffte, dass Etienne sich mit ihr in Verbindung setzen würde. Rachel hatte den Rock bei einer Verabredung tragen wollen, um Etienne um den Verstand zu bringen. Aber er hatte sie niemals angerufen, und sie hatte diesen Traum mit vielen anderen Träumen abgetan. Sie hatte auch nicht vor, Thomas damit zu bezirzen. Aber es bestand immerhin eine winzige Möglichkeit, Etienne zu begegnen. Und wenn das geschah, wollte sie unbedingt so gut wie möglich aussehen. Dann zog sie das weite T-Shirt aus, das sie trug,
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