Verliebt, verlobt, verbissen - Rowen, M: Verliebt, verlobt, verbissen - Tall, Dark & Fangsome
in Barrys Haus neulich morgen?«
»Sie haben heute direkt bei mir angerufen. Es geht um deinen Fluch. Sie wissen davon. Sie kannten bereits deinen Ruf als Schlächterin der Schlächter …«
» Falschen Ruf«, korrigierte ich.
»Natürlich ist er falsch. Aber er hält sich hartnäckig, und die Spekulationen nehmen zu. Sie waren bereits vorher der Ansicht, dass du der Vampirgemeinde gefährlich werden könntest und jetzt mit dem Fluch …« Er sah auf und ließ den Blick suchend über mein Gesicht gleiten. »Sie verlangen deine Eliminierung.«
Mein Mund wurde trocken. »Aber du hast sie davon überzeugt, dass ich nicht böse bin und jetzt alles in Ordnung ist, oder?«
»Sie haben mir nicht zugehört. Sie meinen, ich würde dir zu nahe stehen, um die Situation objektiv beurteilen zu können.« Er wandte den Blick von mir ab und sah in die mannshohe Spiegelscherbe an der Wand. Dieser Spiegel war in der Lage, Vampire abzubilden und zeigte uns beide von Kopf bis Fuß.
Ich fühlte mich elend. »Was geschieht nun?«
»Wenn wir keinen Weg finden, den Fluch zu brechen …«,
seine üblicherweise ruhige Stimme klang ziemlich angespannt, »…wirst du dich verändern. Ich hab deine Augen gesehen. In der Gasse, als du den Zögling angegriffen hast. Das warst nicht mehr du selbst.«
Ich biss die Zähne zusammen. »Das stimmt.«
»Ohne die schützende Goldkette wird sich die Finsternis langsam über dein wahres Ich legen.«
Mich fröstelte. »Ich spüre bereits, dass es stärker wird.«
In seinen Augen las ich, dass er seine Angst nicht mehr kontrollieren konnte. »Wenn du für immer so wirst, weiß ich, was ich zu tun habe.«
»Klar«, sagte ich und war überrascht, wie ruhig ich mich anhörte. »Dann musst du mich umbringen.«
Er schüttelte den Kopf. »Nein, es gibt eine andere Lösung. Ich kann dich an einem verlassenen Ort in Sicherheit bringen.«
»Du willst mich wie ein buckeliges Monster in ein Schloss sperren?«
»Nein, nicht so.«
Je mehr Thierry redete, je verzweifelter ihn das Problem namens Sarah Dearly machte, desto deutlicher sah ich die Lösung für unsere Situation vor mir – die einzige Lösung.
Es war einfach. Wirklich. Kristallklar.
»Hör zu, Thierry.« Ich legte meine Hände auf seine Wangen und zwang ihn, mich anstelle des Fußbodens anzusehen. »Du musst mir etwas versprechen. Wenn ich zur vollkommen finsteren Sarah mutiere und zur Gefahr für alle werde, will ich, dass du mich mit dem Pflock erstichst.«
»Sarah …«
Ich schüttelte den Kopf. »Wenn ich kein langes, gesundes, glückliches, unsterbliches Leben mit dir leben kann, dann will ich überhaupt nicht mehr leben. Und ich will nicht wie ein tollwütiger Hund von den Mördern des Rings gejagt werden. Wenn ich ganz und gar zur Nachtwandlerin werde, bin ich nicht mehr ich selbst. Mein eigentliches Ich ist dann längst gestorben. Du musst mich umbringen.«
Er schüttelte den Kopf. »Das mache ich nicht.«
»Thierry«, sagte ich schärfer, als ich seinen Namen je zuvor ausgesprochen hatte. »Ich meine es ernst. Ich weiß, dass das schrecklich ist. Ich bitte dich hier nicht gerade um Blumen und Diamanten. Oder um einen vorübergehenden Kredit, den ich momentan wirklich gut gebrauchen könnte.« Ich versuchte vergeblich zu lächeln. »Ich weiß, dass du das schnell erledigen wirst. Es wird nicht wehtun.«
Er schwieg eine ganze Weile. »Wir werden eine andere Lösung finden.«
»Hör auf, so verdammt stur zu sein und versprich es mir. Bitte.«
»Verdammt, Sarah.«
Ich hob eine Braue. »Wenn du es nicht tust, kann ich immer noch Barry fragen. Der hätte bestimmt kein Problem damit.«
Er musterte mich eine ganze Minute hart aus seinen funkelnden Silberaugen. »Wenn du das wirklich willst …«
»Ja.«
»Dann verspreche ich es. Aber nur, wenn es keine andere Möglichkeit gibt.«
Er drückte mich so heftig an sich, dass mir die Luft wegblieb. Das heißt, das hätte er, wenn ich noch atmen würde.
Sein Körper wärmte mich ein bisschen, und ich ließ mich an ihn sinken, schlang meine Arme um seinen Hals und küsste ihn zärtlich.
Ich hatte gerade meinen Freund gebeten, mich zu erstechen. Und er hatte ja gesagt.
Keine Ahnung, wieso ich mich deshalb gut fühlte.
Aber ich wusste, dass es das Richtige war. Von allen Entscheidungen, die ich in letzter Zeit getroffen hatte – seien es die guten oder die zweifelhaften -, wusste ich, dass diese richtig war.
Zu sterben war nicht gerade meine erste Wahl. Auch nicht meine zweite.
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