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Verliere nicht dein Gesicht

Verliere nicht dein Gesicht

Titel: Verliere nicht dein Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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dieses Gesicht, diese Miene, bei der Tally wusste, dass sie sich in Acht nehmen musste. "Aber wenn wir erwischt werden?"
      Shay lachte. "Tally, da draußen ist nichts, wie du eben gesagt hast. Nichts und niemand, der uns erwischen könnte."
      "Funktionieren die Hubbretter da draußen denn? Funktioniert da überhaupt irgendwas?"
      "Bestimmte Modelle ja, wenn du den Trick kennst und weißt, wo du fliegen musst. Und an den Vors vorbeizukommen ist einfach. Du folgst die ganze Zeit dem Fluss. Weiter oben gibt’s Wildwasser, da wird’s zu ungemütlich für die Boote."
      Wieder klappte Tally das Kinn herunter. "Du hast das wirklich schon mal gemacht."
      Ein Windstoß blähte Shays Jacke und sie glitt weiter fort. Sie lächelte noch immer. Tally musste ihr Brett mit einer Bewegung in Fahrt bringen, um Shay weiter hören zu können. Ein Baumwipfel streifte ihre Knöchel, als das Land unter ihnen langsam anstieg.
      "Das wird richtig Spaß machen", rief Shay.
      "Klingt zu riskant."
      "Komm schon. Ich hab dir das schon die ganze Zeit zeigen wollen. Seit du mir erzählt hast, dass du eine Party geknackt hast - und Feueralarm ausgelöst."
      Tally schluckte und wünschte, sie hätte die ganze Wahrheit über diese Nacht erzählt - dass alles irgendwie einfach nur passiert war. Shay hielt sie jetzt offenbar für die tollkühnste Person auf der Welt. "Na ja, ich meine, das mit dem Alarm war eher ein Versehen. Oder so."
      "Ja, sicher."
      "Ich meine, wir sollten vielleicht warten. Es sind doch jetzt nur noch ein paar Wochen."
      "Ja, natürlich", sagte Shay. "Noch ein paar Wochen und dann hängen wir hinter dem Fluss fest. Hübsch und langweilig."
      Tally schnaubte. "Ich glaube ja nicht, dass das so langweilig wird, Shay."
      "Das zu tun, was von uns erwartet wird, ist immer langweilig. Ich kann mir nichts Schlimmeres vorstellen, als Spaß haben zu müssen ."
      "Ich schon", erwiderte Tally leise. "Niemals Spaß zu haben."
      "Hör mal, Tally, diese beiden Monate jetzt sind unsere letzte Chance, irgendwas richtig Cooles zu tun. Wir selbst zu sein. Nach der Operation gibt’s nur noch neue Pretty, Mittel-Pretty, späte Pretty." Shay ließ die Arme sinken und ihr Brett kam zum Stillstand. "Und dann tote Pretty."
      "Besser als tote Ugly", meinte Tally.
      Shay zuckte mit den Schultern und öffnete ihre Jacke wieder zum Segel. Sie waren jetzt nicht weit vom Rand des grünen Gürtels entfernt. Bald würde Shay verwarnt werden. Und dann würde ihr Brett sie verpfeifen.
      "Außerdem", drängte Tally, "bloß weil wir operiert werden, bedeutet das doch nicht, dass wir solche Dinge nicht mehr machen können."
      "Aber Pretties machen so was nie, Tally. Nie."
      Tally seufzte und hob wieder die Füße, um Shay zu folgen. "Vielleicht liegt es daran, dass sie Besseres zu tun haben als solche Kinderstreiche. Vielleicht macht es mehr Spaß, in der Stadt Partys zu feiern, als in alten Ruinen rumzuhängen."
      Shays Augen loderten auf. "Oder vielleicht, wenn sie dich operieren - wenn sie deine Knochen abhobeln und in die richtige Länge ziehen, wenn sie dein Gesicht abpellen und all deine Haut abkratzen und dir Plastikwangenknochen verpassen, damit du aussiehst wie alle anderen - vielleicht bist du einfach nicht mehr besonders interessant, wenn du das alles durchgemacht hast."
      Tally zuckte zusammen. Sie hatte nie gehört, dass die Operation so geschildert worden wäre. Nicht einmal im Biounterricht, wo ihnen die Details vorgeführt wurden, hörte es sich so schrecklich an. "Lass doch, wir merken ja nicht mal, dass es passiert. Wir haben da doch die ganze Zeit schöne Träume."
      "Aber klar doch."
      Eine Stimme erklang in Tallys Kopf: Vorsicht, verbotener Bereich.  
      Der Wind wurde kalt, während die Sonne immer tiefer sank. 
      "Na los, Shay, lass uns zurückfliegen. Es gibt gleich Abendessen."
      Shay lächelte und schüttelte den Kopf, dann zog sie ihren Interface-Ring vom Finger. Jetzt würde sie die Warnungen nicht mehr hören. "Lass es uns heute Abend machen. Du fliegst jetzt doch fast ebenso gut wie ich."
      "Shay!"
      "Komm doch mit. Ich werde dir eine echte Achterbahn zeigen."
      "Was ist eine ..."
      Zweite Warnung. Verbotener Bereich.
      Tally hielt ihr Brett an. "Wenn du weiterfliegst, Shay, dann wirst du erwischt und dann machen wir heute Abend überhaupt nichts mehr."
      Shay zuckte mit den Schultern, während der Wind sie weitertrieb.
      "Ich wollte dir nur zeigen, was ich unter

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